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1073 - Das rotierende Nichts

Titel: 1073 - Das rotierende Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tage hält. Dann ist es vorbei. Wir sind zu nah am rotierenden Nichts."
    „Wenn es so ist, dann hattest du allerdings recht damit, das Röhrensystem umzufunktionieren und für uns in Betrieb zu nehmen."
    Die Tür öffnete sich, und ein Gerjok kam herein. Er trug einen Raumanzug, der seinen Körper lose umschloß. Den Raumhelm hatte er zurückgefaltet. Mit riesigen Schritten eilte er auf die beiden Jauks zu.
    „Es ist nicht zu glauben", schrie er mit schriller Stimme. „Du verschwendest unsere kostbare Energie, als könnten wir uns so etwas leisten."
    „Ich schätze es nicht, daß du mich in dieser Weise überfällst, Trückl. Ich muß dich bitten, die Form zu wahren. Ich bin und bleibe Kommandant, bis alles auseinander bricht."
    Der Gerjok blickte mit zornig funkelnden Augen auf ihn herab.
    „Du bist unfähig, Prol!" schrie er. „Anstatt etwas für unsere Rettung zu tun, baust du Badewannen zu eurem Vergnügen."
    „Mäßige dich, Trückl. Muß ich dir wahrhaftig noch einmal erklären, warum ich so entschieden habe? Es gibt keine Hoffnung mehr für uns. Die Plattform bricht auseinander.
    Das rotierende Nichts reißt sie an sich. Mit unseren Funkgeräten können wir keine Hilfe herbeirufen. Allzu viele Trümmerstücke liegen zwischen uns und der nächsten Anlage.
    Wir kommen nicht durch. Raumschiffe haben wir nicht, und flugfähige Transportplatten auch nicht."
    „Also hast du resigniert."
    „Mir blieb nichts anderes übrig. Wir haben nun mal keine Chance mehr, Trückl, und damit mußt auch du dich abfinden."
    „Vielleicht schaffe ich es", entgegnete der Gerjok mit überkippender Stimme, „aber ich werde nicht den Kopf unter die Flügel stecken und warten, bis das rotierende Nichts mich auch umbringt. Vielleicht versuche ich, in den Weltraum zu kommen und von Trümmerstück zu Trümmerstück zu springen, bis ich die nächste Anlage erreicht habe."
    „Du weißt genau, daß du das niemals schaffen kannst. Sie ist zu weit von uns entfernt.
    Deine Vorräte wären längst verbraucht, bevor du auch nur die Hälfte der Strecke zurückgelegt hast."
    Trückl brach zusammen. Er stieß eine Reihe von klagenden Lauten aus, kauerte sich auf den Boden und ließ den Kopf hängen.
    Prol und Qawa blickten sich erschüttert an.
    So wie dem Gerjok ging es vielen Bewohnern der Anlage. Sie konnten sich nicht damit abfinden, daß sie rettungslos verloren waren.
    „Unsere Lage wäre besser, wenn wir wenigstens einige Techniker hier hätten", sagte Prol leise und mitfühlend. „Aber wir haben sie nicht."
    Trückl hob den Kopf und blickte den Kommandanten mit tränenfeuchten Augen an.
    „Wir haben doch Antigravaggregate in der Anlage. Viele sogar. In den Antigravschächten. Warum nehmen wir diese Geräte nicht und bauen daraus einen Antrieb für ein Raumfahrzeug? Das muß doch möglich sein."
    „Leider nicht", erwiderte der Jauk. „Zu einem Antigravtriebwerk gehört eine umfassende positronische Steuerung. Gerade hier im Trümmerfeld ist sie unentbehrlich.
    Nichts ist schwieriger, als einen Antigrav unter solchen Bedingungen zu steuern, wie sie in diesem Bereich herrschen. Die Antigravs, die wir in den Schächten haben, arbeiten nur in zwei Richtungen: auf ein Feld größter Schwere zu oder senkrecht von ihm weg."
    „Wir würden direkt im rotierenden Nichts landen, wenn wir uns auf einen solchen Antrieb verließen", fügte Qawa hinzu.
    „Ich will nicht sterben", flüsterte Trückl.
    „Wir alle müssen irgendwann sterben. Unsterblich sind nur Seth-Apophis und der Allmächtige", erwiderte Prol gelassen. Er hatte eine dunkle Stimme, die gleichwohl quäkend klang. „Du solltest nicht einfach nur dasitzen und an das Ende denken, sondern dich mit irgend etwas beschäftigen. Warum versuchst du nicht, eine flugfähige Plattform zu bauen? Warum erwartest du, daß ich es tue?"
    „Du bist der Kommandant", rief der Gerjok anklagend.
    „Ich bin der Kommandant, und ich weiß, was ich tue", antwortete Prol ruhig. „Geh jetzt, Trückl. Befasse dich mit irgendeinem Problem, und sei es mit dem Problem deiner Würde."
    Der Gerjok zuckte zusammen. Er erfaßte, was der Jauk damit sagen wollte, und er war beschämt. Zugleich aber regte sich der Zorn in ihm.
    Wie kam der Jauk dazu, ihm so etwas zu sagen? Hatte er ein Recht, ihn zu demütigen? Vielleicht verhielten Qawa und er sich nur so ruhig, weil sie irgendwo ein raumtüchtiges Gerät versteckt hatten, mit dem sie sich in letzter Minute retten wollten, während alle anderen verloren

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