1073 - Das rotierende Nichts
zu sein."
Er öffnete die Tür und wollte auf den Gang hinaustreten, als ein ohrenbetäubender Krach ihn herumfahren ließ.
In der Sekunde seines Todes sah er ein vogelähnliches Wesen, das einen scharf gebogenen Raubtierschnabel und einen langgestreckten Körper mit vier Beinen hatte, durch die Wand hereinkommen. Das Wesen trug keinen Schutzanzug und kam dennoch direkt aus dem Weltraum, in den die Atemluft schlagartig entwich.
6.
„Schluß jetzt!" befahl Icho Tolot. „Gebt die Plattform frei, oder keiner von euch wird diese Anlage lebend verlassen!"
Ein Gerjok stürmte auf ihn zu. Er streckte seinen Schnabel weit vor und schlug mit einer Kralle nach ihm. Der Hieb kam so schnell, daß die Bewegung kaum zu erkennen war.
Dennoch wich der Haluter rechtzeitig aus. Eine seiner Hände zuckte vor, packte das ausgestreckte Bein des Vogelwesens und zerrte so kräftig daran, daß der Gerjok zu Boden stürzte. So war der Kampf beendet, bevor er recht begonnen hatte.
„Wir können uns natürlich auch prügeln", sagte der dunkelhäutige Koloß breit grinsend. „Das wäre durchaus nach meinem Geschmack. Ihr alle aber würdet dabei den kürzeren ziehen. Noch jemand, der eins auf die Nase haben möchte?"
Seine Worte wirkten ebenso wie die zuvor erfolgte Demonstration seiner überragenden Kräfte. Die Jauks, Gerjoks, Phygos und Sawpanen zogen sich von der Weltraumpritsche zurück, obwohl einige von ihnen sogar bewaffnet waren.
Topue, der überrannt worden war, erhob sich und strich sich mit den Händen über den Hals. Offensichtlich hatte ihm jemand eine schmerzhafte Prellung beigebracht.
„Wir haben einen Funkspruch nach XERPHON abgesetzt", erklärte er mit krächzender Stimme. „Wahrscheinlich sind jetzt schon Raumschiffe unterwegs, die euch abholen sollen. Keiner von euch braucht Angst zu haben, daß er in dieser Anlage bleiben muß."
Ein Jauk schob sich durch die Menge nach vorn. Er hob grüßend eine Hand vor Topue.
„Ich bin Prol, der Kommandant von YERPHON", rief er. „Es wird Zeit, daß jemand kommt und sich um uns kümmert. Die Lage hat sich in den letzten Stunden rapide verschlechtert. Wir haben vermutlich nur noch Stunden, bis uns das rotierende Nichts frißt."
Topue wollte sich den Vorwurf nicht gefallen lassen, er trage in irgendeiner Weise Schuld daran, daß die Besatzung dieser Anlage in Gefahr geraten war. Er antwortete ebenso laut wie heftig, es sei die Aufgabe Prols gewesen, rechtzeitig einen Hilferuf abzusetzen und überhaupt dafür zu sorgen, daß die Anlage evakuiert werden konnte.
Damit rief er wiederum den Zorn des Jauks hervor, und plötzlich verschärfte sich die Spannung. Icho Tolot stellte fest, daß die Besatzung der Anlage geschlossen hinter ihrem Kommandanten stand und nicht bereit war, diesem die Schuld an der Misere zuzuschieben. Er trat zwischen die beiden Kontrahenten.
„Es reicht", sagte er mit machtvoller Stimme. „Das letzte, was wir uns leisten können, ist ein Streit. Jeden von euch, der jetzt noch ..."
Weiter kam er nicht. Eine Alarmsirene heulte auf, und eine quäkende Stimme verkündete: „Ein fremdes Objekt ist in die Anlage eingedrungen und hat schwere Schäden in Sektor 44/D angerichtet. Die Lecks konnten durch die automatischen Sicherheitsschotte abgedichtet werden. Das Objekt befindet sich zur Zeit auf dem Weg zur Station 5/A 2."
Die Menge schrie auf.
„Das ist hier", rief der Jauk, der sich als Kommandant bezeichnet hatte.
„Von was für einem Objekt redet ihr überhaupt?" fragte Topue erregt „Und was sind das für Ansagen? Ich erwarte eine klare Auskunft."
„Die kann ich dir auch nicht geben", schrie Prol, während er zum Ausgang watschelte, um die Aufgaben zu erfüllen, die sich ihm als Kommandanten stellten. Er öffnete ein rundes Schott in der Wand. Wasser schoß daraus hervor. Doch das störte Prol nicht. Er stürzte sich mitten hinein und verschwand, während zwei andere Jauks die Öffnung wieder schlossen.
Ich bin in ein Tollhaus geraten, dachte Icho Tolot. Mir scheint, diese Leute hier haben alle bereits einen Teil ihres Verstandes an das rotierende Nichts abgegeben, was immer das auch sein mag.
Topue kam zu ihm.
„Wir müssen etwas tun", sagte er.
Der Haluter lachte.
„Wir müssen etwas tun", wiederholte er die Worte des Gerjoks. „Absolut richtig. Aber ich bin nicht der Kommandant. Ich bin noch nicht einmal freiwillig in dieser unfreundlichen Gegend. Seth-Apophis hat mich gezwungen. Warum sollte ich eure Probleme
Weitere Kostenlose Bücher