1073 - Das rotierende Nichts
Kopf.
*
Der Jauk Prol schoß wie ein Torpedo durch die Wasserröhre.
So unbeholfen er war, wenn er sich außerhalb des Wassers bewegen mußte, so elegant glitt er jetzt durch das Element, für das er geboren war.
Der Kommandant beglückwünschte sich zu der Tatsache, daß er das Röhrensystem gegen den Widerstand vieler hatte bauen und fluten lassen, denn nun konnte er die verschiedenen Stationen der Anlage in viel kürzerer Zeit erreichen und sich unabhängig von anderen bewegen. Hier im Wasser brauchte er niemanden zu fürchten. Alle Jauks standen fest hinter ihm. Lediglich Qawa stellte ihm hin und wieder einige unbequeme Fragen oder zwang ihn zu Diskussionen, denen er lieber ausgewichen wäre. Doch das störte ihn nicht weiter, da Qawa keinen ernsthaften Widerstand leistete. Dazu fehlte seinem Stellvertreter das Format.
Prol genoß es, durch das Wasser zu schießen und die Druckwellen an seinen Seiten zu fühlen, die seine Bewegungen im Röhrensystem verursachten. Die Haut, die an der Luft rasch eintrocknete, erholte sich bald und saugte die Feuchtigkeit in sich hinein, die sie in den letzten Stunden hatte abgeben müssen.
Prol triumphierte.
Alles verlief nach Plan.
Wie dumm sie sind! dachte er verächtlich. Nur Trückl ist wachsam, genug. Alle anderen lassen sich von ihrer Furcht einschnüren, sofern sie nicht zu uns gehören und das Licht erkennen. Aber wir werden sie nicht freilassen. Wir werden sie mit uns nehmen, damit auch sie die Erfüllung finden. Wie kleinmütig sie doch sind. Warum können sie nicht glauben, so wie wir?
Er hätte vor Glück fast aufgeschrieen, als er den Alarm gehört hatte. Plötzlich war ihm klargeworden, daß sie endlich den Beweis für ihren Glauben hatten.
Er erreichte das Ende der Röhre und bedauerte fast, daß er sie nun verlassen mußte.
Durch eine Schleuse stieg er aus und betrat einen Raum, der sich an der Spitze der größten Kuppel der Anlage befand.
Eine transparente Panzerplasthaube wölbte sich über ihm. In der Mitte des Raumes stieg eine Metallröhre auf, welche die Haube durchbrach und einige Meter weit ins All ragte. Davor blieb der Jauk nun stehen und drückte einige Knöpfe. Dann hielt er sich die Hände über den Kopf, um seine empfindlichen Sehröhrchen zu schützen.
In der Röhre rumorte es dumpf, dann stieg pfeifend eine Rakete auf, und wenig später verbreitete sich blendend weißes Licht über der Kuppel.
„Komm, Auerspor", flüsterte Prol. „Komm - und führe uns in die Ewigkeit."
Er verharrte einige Minuten auf der Stelle, wobei er diese Worte mehrere Male wiederholte. Dann ließ er sich durch ein Loch im Boden in einen tiefer gelegenen Raum fallen, in dem sich Dutzende von Monitorschirmen aneinander reihten. Er schaltete sie alle ein und konnte danach die gesamte Umgebung der Anlage überblicken.
Nur wenige Minuten vergingen, dann tauchte eine große, plump wirkende Gestalt zwischen den Hügeln vor der Anlage auf und näherte sich schnell.
Prol stieß einen Jubelschrei aus.
Er öffnete eine der Schleusen, um dieser Gestalt den Weg ins Innere der Anlage frei zu machen.
Dann drückte er abermals einige Knöpfe, und nun erschien das Bild des Hangars auf den Monitorschirmen, in dem Traah neben der zerstörten Weltraumfähre lag. Prol sah Icho Tolot und Topue an einem geschlossenen Schott stehen.
„Ihr Narren", flüsterte er. „Ihr habt verloren. Ihr ungläubigen Narren. Wie konntet ihr nur glauben, daß wir nach XERPHON wollen? Jetzt kommt es ganz anders, als ihr gedacht habt. Nicht wir werden euch begleiten, sondern ihr werdet unseren Weg gehen."
*
Durch das Schott kam eine Gestalt herein, an die sich Icho Tolot nur zu gut erinnerte.
Er hatte sie vor vielen Wochen in einer Höhle gesehen, als er mit seinem Raumschiff quer durch die Plattform geflogen war, auf der die Anlage XERPHON stand. Das Raumschiff schien in eine Sackgasse geflogen zu sein, aus der es keinen Ausweg gab.
Deshalb hatte der Haluter das Schiff verlassen. Zusammen mit Bruke Tosen hatte er sich in einem ausgedehnten Höhlensystem umgesehen, und hier hatten sie schließlich eine längliche Figur gefunden, die aus einem grünlichen Material bestand. Zunächst hatte Icho Tolot geglaubt, auf eine Skulptur eines Menschen gestoßen zu sein, doch als er näher gekommen war, hatte er erkannt, daß die Natur etwas geschaffen hatte, was eine entfernt humanoide Form hatte. Das Gebilde war etwa sieben Meter lang gewesen und hatte an der dicksten Stelle einen
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