1073 - Das rotierende Nichts
gut", rief er schließlich, als der Haluter den Raum fast erreicht hatte, in dem er mit dem Jarvith-Jarver seit Wochen gelebt hatte. „Auf die paar Minuten kommt es nun auch nicht mehr an. Wir werden Loudershirk auf jeden Fall finden."
Icho Tolot öffnete die Tür und trat ein. Er ließ sich vor Bruke Tosen auf die Knie sinken, überragte ihn jedoch auch jetzt noch weit.
„Was ist los, Kleines?" fragte er, bemüht, möglichst leise und zurückhaltend zu sprechen.
Bruke Tosen saß auf dem Boden und lehnte sich mit dem Rücken an die Wand. Seine Augen waren geschlossen. Er sah so elend aus, daß es wie ein Wunder erschien, daß er sich überhaupt noch aufrecht halten konnte.
„Du bist gekommen, Icho", erwiderte er. „Das ist sehr gut."
Ein lautloses Lachen erschütterte seinen abgemagerten Körper.
„Du hast mich rufen lassen, weil du mir etwas sagen willst", bemerkte der Haluter. „Nun. Ich bin hier. Was gibt es, Bruke?"
„Ich habe auf dich gewartet, Icho, und ich bin froh, daß du gekommen bist."
„Geht es dir besser, Kleines?" fragte der Haluter.
„Ich muß dich warnen", antwortete Bruke Tosen mit beschwörender Stimme. Nach wie vor hielt er die Augen geschlossen. „Die Steine werden sich um dich schließen, und Kälte wird dich durchbohren."
Er atmete schwer, und sein Kopf fiel plötzlich kraftlos nach vorn. Icho Tolot legte ihm besorgt die Hände an die Schultern und hob behutsam seinen Kopf mit einer dritten Hand.
„Sprich weiter", bat er. Er gab nichts auf das, was Bruke Tosen gesagt hatte, da er glaubte, daß sich an seinem Zustand grundlegend nichts geändert hatte. Daß der Freund aus seiner Lethargie erwacht war, wertete er lediglich als Zeichen für eine bescheidene Besserung.
„Er ist verrückt", sagte Topue zwitschernd. Er hob seine Arme und legte die Hände bedauernd aneinander. „Der mentale Schlag war zu hart für ihn. Es tut mir leid um deinen Freund, aber du kannst ihm nicht helfen. Sieh das ein und komm mit. Wir verschwenden nur unsere Zeit."
„Geh nicht", wiederholte Bruke Tosen so leise, daß Icho Tolot ihn kaum verstand. „Der Unbesiegbare ist aus der Kälte gekommen. Das Unglaubliche ist wahr geworden. Er sucht die Unbesiegbare, und er wird in seinem Zorn alle töten, die ihn enttäuschen."
„Schon gut", erwiderte der Haluter besänftigend. „Ich habe verstanden."
Bruke Tosen öffnete die Augen, blickte jedoch ins Leere.
Icho Tolot preßte die Lippen zusammen. Der Anblick des geistig verwirrten Freundes tat ihm weh, und er wünschte, er hätte irgendeine Möglichkeit, ihm zu helfen.
„Hast du wirklich verstanden?" fragte Tosen, ohne ihn anzusehen.
„Das habe ich."
„Dann bleibst du hier?"
„Ich bleibe."
„Das geht nicht", protestierte der Gerjok erregt. „Du mußt uns begleiten."
Icho Tolot blickte ihn ärgerlich an.
„Sei still", befahl er. „oder ich stopfe dir den Schnabel."
Topue griff sich erschrocken an den Kopf.
„Dann ist es gut", flüsterte Bruke Tosen erschöpft. Er ließ sich zur Seite sinken und streckte sich auf dem Boden aus. Behutsam hob ihn der Haluter auf, trug ihn zu seinem Bett und legte ihn hinein. Bruke Tosen schlief auf der Stelle ein.
Icho Tolot drehte sich lautlos um, legte einen Finger an seine Lippen und ging durch die Tür hinaus. Dabei bewegte er sich so vorsichtig, daß er nicht das geringste Geräusch verursachte. Erst als sich die Tür hinter ihm und Topue geschlossen hatte, wandte er sich wieder an den Gerjok.
„Du bist ein Trampel", warf er ihm vor. „Kannst du nicht ein wenig Rücksicht nehmen?
Was wollte Bruke Tosen denn schon? Doch nicht mehr, als daß wir ihm zuhören. Für ihn war ungeheuer wichtig, was er gesagt hat, auch wenn es für uns bedeutungslos war.
Ihm aber hilft es, wenn er merkt, daß wir ihn ernst nehmen."
„Er ist verrückt", wiederholte Topue. „Was willst du? Wir können uns doch nicht mit den Warnungen eines geistig Verwirrten befassen. Wenn wir das täten, brauchten wir gar nicht erst zu starten."
„Hüte deine Zunge!" donnerte Icho Tolot ihn an.
Topue fuhr erschrocken zurück.
„Ich kann doch nichts dafür, daß er nicht mehr bei klarem Verstand ist", zwitscherte er.
„Das hat er allein Seth-Apophis zu verdanken. Wenn du dich beschweren willst, dann bitte bei ihr."
„Du hast eine kesse Zunge", stellte der Haluter verärgert fest. „Das gefällt mir nicht.
Bruke Tosen ist mein Freund, und ich will nicht, daß du so von ihm redest. Wenn sich das nicht ändert, werde ich
Weitere Kostenlose Bücher