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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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indem er zur Seite trat, um nicht in einer eventuellen Schußrichtung zu stehen:
    »Wer ist da?«
    »Ich heiße Hardy.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Trotzdem möchte ich mit Ihnen sprechen.«
    »Bist du ein Bulle?«
    Er hörte ein Lachen. »Nein, das auf keinen Fall. Ich bin jemand, mit dem Sie reden sollten.«
    »Warum?«
    »Es geht um die letzte Nacht.«
    »Ach ja. Was war denn da?«
    »Ich werde jetzt eintreten. Schließen Sie auf, wenn Sie abgeschlossen haben.«
    »Ja… Moment…« Wayne überlegte. Er kannte den Mann nicht, aber er bezweifelte auch, daß es ein Bulle war. Da hätte sich sein Instinkt schon gemeldet. Das mußte jemand sein, der tatsächlich mehr über die letzte Nacht wußte. Sollte es ein Zeuge sein, der dann versuchte, ihn zu erpressen, würde es dem Hundesohn an den Kragen gehen, davon war Wayne überzeugt.
    Er schloß die Tür auf, trat sofort wieder zurück und zog seinen Revolver.
    Der andere kam.
    Wayne schaute ihn an. Er wunderte sich über die Sicherheit des Mannes, dessen Alter die Dreißig noch nicht erreicht haben konnte. Er war dunkel gekleidet, ohne allerdings wie ein Gruftie zu wirken. Dunkle Hose, dunkles Hemd, eine leichte Jacke, die offenstand. Er hatte auch dunkles Haar und ein etwas blasses Gesicht mit nicht unbedingt sehr männlichen Zügen. Alles war sanft darin. Die Augen blickten so, das Kinn zeigte eine sanfte Rundung, und der volle Mund war zu einem Lächeln verzogen. Sacht schloß der Fremde die Tür.
    Als er sich wieder umdrehte, schaute er amüsiert auf die Waffe in Waynes Hand. »Wollen Sie mich erschießen?«
    »Das kommt ganz auf dich an!« Wayne ruckte mit dem Lauf. »Los, rüber, auf das Bett.«
    »Gern.«
    »Leg dich dort auf den Bauch.«
    Auch das tat dieser Hardy. Er streckte sogar die Arme aus, und Wayne untersuchte ihn mit flinken Fingern, ohne allerdings eine Waffe bei ihm zu finden. Der Knabe war lupenrein.
    »Darf ich mich aufsetzen?«
    »Ja.«
    Wayne, the pig, hatte sich den einzigen Stuhl hergezogen, den es im Zimmer gab. Er saß so, daß sich sein seltsamer Besucher in direkter Schußrichtung befand.
    »Ich höre.«
    »Fragen Sie.«
    »Nein, Hardy, die bist an der Reihe. Was wolltest du mir sagen? Warum bist du hergekommen?«
    Er nickte. »Na gut. Ich wollte mir den Menschen anschauen, der in der letzten Nacht zwei Morde begangen hat.«
    Wayne, the pig, konnte so leicht nichts überraschen. In diesem Fall schon. Da kam er sich vor, als hätte man ihm den Boden unter den Füßen weggezogen. Er hatte auch Mühe, die Haltung zu bewahren, schüttelte den Kopf und hielt seine Wut nur mühsam unter Kontrolle.
    »Was erzählst du da für einen Scheiß?«
    Hardys Augen wurden groß. »Moment mal, Wayne, ist das wirklich nur ein Scheiß?«
    »Genau!«
    »Aber es stimmt. Ich weiß es. Sie haben zwei Menschen getötet.«
    »Ach, wie schön. Und wer hat dir das gesagt?«
    »Kevin.«
    »Wer ist das?«
    »Der Tote!«
    Jetzt wußte der Killer überhaupt nicht mehr weiter. Er hatte in seinem Leben schon zahlreiche Antworten bekommen, und nicht alle waren vertretbar, was er aber hier hörte, das schlug dem Faß den Boden aus.
    Das war unerhört, das war der reine Wahnsinn. Er wußte nicht einmal, ob er lachen oder sich aufregen sollte.
    Er entschied sich für ein Lachen, das meckernd aus seinem Mund drang.
    »Um mir diesen Scheiß zu sagen, bist du gekommen, Hardy? Ist das wirklich wahr?«
    »Klar, es stimmt. Ich glaube auch nicht, daß es Scheiß ist, wie du es sagst. Du hast es getan. Du hast ein Mädchen und einen jungen Mann getötet.«
    »Und das alles hat dir der Tote gesagt?«
    »Ja, ich erklärte es schon.« Der Mann sprach mit großem Ernst. »Auch wenn es für dich unglaublich klingt, aber es ist eine Tatsache, die du nicht umgehen kannst.«
    »Um mir das zu sagen, bist du gekommen?« flüsterte Wayne, der merkte, wie allmählich Haß in ihm hochstieg. Er würde sich jedenfalls nicht fertigmachen lassen, das stand fest. Eine Kugel würde reichen, und er würde das Kissen als Schalldämpfer benutzen. Für ihn stand schon fest, daß er diesen Hardy nicht mehr laufenließ.
    »Nicht nur deshalb bin ich hier«, sagte der Besucher.
    »Sehr gut, jetzt kommen wir endlich zu den wahren Dingen. Weshalb bist du noch hier erschienen?«
    »Ich will Sie zur Rechenschaft ziehen.«
    Wayne blieb still. Auch diese Antwort war ihm suspekt. Zur Rechenschaft ziehen. Wie sich das anhörte. Dieser Hardy war nicht sein Vater, und er war kein Kleinkind. Dennoch wußte er, worauf der

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