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1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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interessiert, um dem Frager sofort das Gefühl zu vermitteln, daß er weiterreden sollte.
    Was ich auch tat.
    »Es war wichtig, daß wir dich fanden, denn ich bin nicht allein gekommen. Ich habe einen Freund mitgebracht, dessen Name dir auch etwas sagen sollte. Es ist Chief Inspector Tanner, an den du deine Zeichnungen geschickt hast. Er und du, ihr beide habt auf einer bestimmten Ebene zusammengearbeitet, und Tanner hat sich an mich gewandt, weil auch wir uns stets gut verstanden haben. Wir sind gemeinsam daran interessiert, diejenigen, die du jagst, auch zwischen die Finger zu bekommen, um sie zu bestrafen. Ich habe das letzte Bild gesehen. Es ist ein kleines Kunstwerk. Du hast den Killer gut getroffen. Da muß ich dir ein Kompliment machen. Aber jetzt ist er tot. Er liegt vor mir auf dem Boden. Du hast deinen Plan verändert und uns nicht mehr die Aufgabe überlassen, einen Mörder zu stellen, sondern hast es selbst in die Hände genommen. Warum passierte es?«
    Ich war gespannt, wie er reagierte. Zunächst tat sich nichts. Er blickte mich nur an und wirkte dabei sehr nachdenklich. Seine Augenbrauen hatten sich aufeinander zubewegt, aber noch immer wirkte sein Gesicht harmlos. Hardy sah wirklich aus wie jemand, der keiner Fliege etwas zuleide tun konnte. Wenn ich mir den Toten anschaute, der aus so vielen Wunden geblutet hatte und jetzt nicht mehr blutete, dann fragte ich mich, ob Hardy es wirklich getan hatte.
    Er schaute auf die Leiche. Dabei sah er aus wie jemand, der noch immer nach einer Antwort sucht. Manchmal fing er an zu lächeln, aber die Antwort erfolgte nicht.
    Ich wäre gern noch näher an ihn herangegangen. Das war nicht zu schaffen, denn die unnatürliche Kälte hielt mich auch weiterhin wie einen Gefangenen fest.
    »Er war ein Schwein. Er war grausam. Ich habe nicht anders gekonnt. Er hat eine junge Frau getötet, indem er sie die Treppe hinabwarf wie einen alten Müllsack. Danach hat er einen jungen Mann umgebracht. Er hat ihn einfach mit einem Tritt getötet. Er war furchtbar, brutal. Ich wollte nicht, daß er noch länger lebte, und deshalb habe ich ihn gesucht. Ich konnte auch nicht wissen, daß die Polizei diesmal so schnell gewesen ist. Das passiert sonst nicht. Da hat sie sich immer mehr Zeit gelassen.«
    »Ja, wir hatten etwas Glück«, gab ich zu. »Trotzdem will es mir nicht in den Kopf, daß du es getan hast. Du mußt ihn gequält haben. Du hast auf ihn eingestochen, wie auch immer. Deine Waffen…«
    Er schüttelte den Kopf. Zuerst langsam, danach heftiger, so daß ich mich gezwungen sah, zu verstummen. Ich wartete auf eine Antwort, die auch kam, denn er sagte mir: »Ich habe ihn nicht getötet, es waren andere…«
    Eigentlich hätte ich skeptisch lächeln und dann protestieren wollen, doch irgend etwas am Klang dieser Stimme hatte mich gewarnt. Es war ein bestimmter Ausdruck gewesen, der mich plötzlich mißtrauisch gemacht hatte. Die nächste Frage bestand nur aus einem Wort, das mir leicht stockend über die Lippen kam.
    »Andere?«
    »Ja.«
    »Wer sind die anderen Täter?«
    »Es sind keine Täter. Es sind meine Freunde, die nicht mehr hier leben.«
    »Was meinst du damit?« Mir wurde klar, daß ich mich dem zentralen Punkt des Falls allmählich näherte, und ich übersah auch den versonnenen Ausdruck in den Augen des anderen nicht.
    Hardy schien in sich gekehrt zu sein. Aber er sprach weiter. »Sie existieren hier nicht mehr. Sie haben die Welt verlassen, denn es sind diejenigen, bei denen der Kontakt zu uns nur noch über eine andere Sphäre existiert. Und nur sehr wenige Menschen können ihn überhaupt begreifen. Es sind die Toten, und ich bin der Liebling der Toten.«
    Ich war baff. Das hatte mir noch niemand gesagt. Ich wiederholte seinen letzten Worte, und er nickte.
    »Dann waren die Toten die Mörder?«
    »Ja.«
    Eine schlichte Antwort, die ich zunächst einmal so hinnehmen mußte. Es aber nicht wollte. Um mehr Informationen zu erhalten, baute ich meine Gegenargumente auf. »Wer tot ist, der ist tot, das weiß ich. Er kann nicht mehr töten. Oder hast du hier irgendwelche Zombies versteckt?« fragte ich bewußt platt.
    Nahezu entrüstet schaute er mich an. »Nein, das stimmt nicht. Ich liebe die Toten, und sie lieben mich. Das haben sie mir oft genug bewiesen. Sie sind meine großen Beschützer. Sie wollen nicht, daß es mir schlechtgeht. Sie sind meine Freunde, und sie stehen auf meiner Seite. Ich möchte nur Gerechtigkeit, und dabei helfen mir die Toten. Ja, sie sind dazu

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