Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1076 - El Toros Totentanz

1076 - El Toros Totentanz

Titel: 1076 - El Toros Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
geheimnisvoll, trotz seiner Ruhe unheimlich.
    Er schauderte. Wieder drangen die Angstgefühle in ihm hoch. Kalt rann es über seinen Rücken. Er spürte die Stiche im Kopf, als hätte er zuviel getrunken.
    Noch immer stand er am Beginn der kleinen Treppe und traute sich nicht, sie hinter sich zu lassen.
    Der Garten war für ihn eine unheimliche Insel geworden. Ein Gebiet im Schatten, in dem auch die Wege verschwanden. Es gab Laternen, aber sie waren nicht eingeschaltet. Er machte auch kein Licht, denn er kannte sich in diesem Geviert gut aus. Den Weg würde er auch im Dunkeln finden.
    Vorsichtig ließ er die drei Stufen der Treppe hinter sich. Sein Blick war nach vorn gerichtet.
    Spähend und angespannt. Vicente wirkte wie ein Mensch, der jeden Augenblick damit rechnete, daß jemand aus dem Gebüsch sprang und ihn angriff.
    Es passierte nichts. Vor der Treppe blieb er stehen, drehte den Kopf und schaute zurück zum Haus.
    Hinter der offenen Tür ballte sich die Dunkelheit zusammen. Der gar nicht mal so lange Gang sah aus wie ein tiefer dunkler Schacht, der alles fressen wollte, was ihm in den Rachen geworfen wurde.
    Die Luft war besser als im Haus. Frischer. Das Meer schien sie entlassen zu haben, um gerade ihm persönlich eine Freude zu bereiten. Er atmete einige Male tief durch und hatte dabei das Gefühl, sich selbst aufzupumpen.
    Er wollte seine verdammte Schwäche vertreiben und damit auch das Zittern in seinen Beinen. Nicht an den folgenden Tag denken, und erst recht nicht an den verdammten Stier.
    Mit langsamen Schritten fand er seinen Weg. Die Gerüche der Blüten und Blumen hüllte ihn ein.
    Der Torero schloß die Augen, bevor er sich auf eine hüfthohe Säule setzte, auf der einmal eine Schale mit Blumen gestanden hatte.
    Er wollte sich ausruhen. Er wollte genießen, für sich allein sein, die Angst verdrängen und wieder so werden wie früher, um dem Stier lachend und selbstsicher entgegentreten zu können.
    Das alles nahm er sich vor. Das versuchte er sogar, sich auszumalen, aber die Bilder wurden brutal zerrissen, als er ein Geräusch in seiner Nähe hörte.
    In den vergangenen Sekunden hatte er sich entspannen können. Damit war es nun vorbei. Die Ruhe war ein Trugschluß gewesen, denn dieses verdammte Geräusch kannte er nur zu gut.
    Er hatte ein Schnaufen gehört. Und er wußte, wer so schnaufte oder schnaubte.
    Der Stier!
    Ein Eisfilm legte sich auf Vicentes Rücken. Er bezweifelte, daß man ihn täuschen wollte; außerdem hatte der Laut zu echt geklungen. Deshalb gab es nur eine Möglichkeit. Der Stier war da. Im Garten und in seiner Nähe.
    Der Mann, der in der Arena immer so kaltblütig wirkte, zeigte plötzlich Nerven. Er war wie vor den Kopf geschlagen. Er spürte den leichten Schwindel. Fragen schwirrten durch seinen Kopf. Er konnte keine Antworten finden. Er wußte überhaupt nicht, wie es möglich war, daß sich ein Stier in seinen Garten verlief. Er hätte nicht hier sein dürfen. Sein Platz war in der Box hinter der Arena gewesen.
    Zu sehen war er nicht: Die Dunkelheit war das ideale Versteck. Hinzu kam die Einsamkeit. Man hatte den Torero abgeschottet. Kein Kontakt mehr zur Außenwelt vor dem großen Auftritt.
    Obwohl noch nichts passiert war, wünschte er sich in diesem Augenblick Hilfe. Da war niemand, und es würde auch niemand mehr kommen.
    Eine Chance gab es noch für ihn. Er konnte sich wieder zurück in das Haus ziehen, bevor der Stier auftauchte und ihn angriff. Es sah feige aus, doch es gab keine Zeugen.
    Er stand auf. Zuletzt war ihm die Säule wie ein Folterstuhl vorgekommen. Ortega wischte die schweißnassen Hände an der Hose ab, drehte sich auf dem Fleck, suchte, forschte, wünschte sich die Augen einer Katze, die er allerdings nicht bekam. So mußte er in seiner Einsamkeit bleiben und kam sich immer stärker vor wie ein Gefangener.
    Er trug auch keine Waffe bei sich. Keinen Degen, keinen Revolver oder ein Gewehr. Es gab Gegner. Sie hatten sich auch gemeldet. Heimlich. Flüsternde Stimmen. Ein Heiligtum war ihnen geraubt worden. Ein »heiliger« Stier, der in der Arena sterben sollte. Das wollten und konnten sie nicht hinnehmen. Sie waren anders, unsichtbar, und sie waren auch stärker, wie Ortega mittlerweile glaubte.
    Der Garten war für ihn zu einer Falle geworden. Deshalb blieb ihm nur der Rückzug ins Haus. Auch wenn es zu ihm nicht paßte, er sah keine andere Möglichkeit.
    Vicente Ortega bewegte sich sehr langsam. Er ging dabei rückwärts, den Blick nur nach vorn in

Weitere Kostenlose Bücher