1078 - Die Seth-Apophis-Brigade
auf dem Weg zur Erde. Sie hatte sich um die restlichen 280 Einheiten des Verbands nicht gekümmert, sondern war allein im Hyperraum verschwunden. Bei der Inbesitznahme des mächtigen Schiffs hatten die Angreifer Kardec-Schilde eingesetzt. Die Schilde waren eine erst seit kurzem bekannte porleytische Waffe, eine Art hyperenergetischer Schirm, der erstaunliche Fähigkeiten entwickelte und sich durch keine bekannte Methode neutralisieren ließ.
Perry Rhodan und Gucky waren an Bord der WEECKEN gelandet, eines Schweren Kreuzers der STAR-Klasse. Die Nachricht, daß Rhodan sich von der RAKAL WOOLVER abgesetzt hatte, verbreitete sich wie ein Lauffeuer unter den Einheiten des Verbands. Der Konsensus unter den 280 Kommandanten war, daß Rhodan die Leitung der kleinen Flotte übernehmen solle. Auf sein Geheiß hatte der Verband den Sternhaufen M3 vierhundert Lichtjahre weit hinter sich gelassen und war in der Leere des Kalos auf Warteposition gegangen.
Perrys erster Impuls war gewesen, eine Warnnachricht an Terra abzustrahlen. Liga und Hanse sollten von der bevorstehenden Ankunft der Porleyter erfahren, damit sie sich darauf vorbereiten könnten. Aber dann hatte er sich anders besonnen. Selbst der ausführlichste Funkspruch konnte die verwirrenden und komplexen Geschehnisse, die sich in M3 abgespielt haben, nur oberflächlich wiedergeben. Es bestand die Gefahr, daß die Terraner versuchten, den Porleytern mit Gewalt zu begegnen. Das mußte unter allen Umständen verhindert werden. Es war besser zu warten. Die Porleyter flogen nach Terra in der Absicht, die Kontrolle über Liga und Hanse an sich zu reißen. Ein solches Unterfangen erschien lächerlich, wenn man bedachte, daß die Zahl derer, die mit Hilfe der Dargheten aus den Gefängnissen ihrer Wirtskörper befreit worden waren, nur knapp über 2000 betrug. Aber Perry hatte ihre überlegene Technik am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er war nicht sicher, ob sie nicht doch Erfolg haben würden.
Er wartete auf die ersten Panikmeldungen von der Erde. Die Zeit des Wartens wollte er damit verbringen, Laires Auge zu testen. Es war eine Ahnung in ihm gewesen, daß das fremde Gerät, dessen Wirkungsweise weder er noch die Wissenschaftler seines Inneren Stabes jemals hatten enträtseln können, sich ihm nicht mehr in der gewohnten Weise zur Verfügung stellen würde. Er hatte sich nicht getäuscht. Das Auge funktionierte nicht mehr. Er war gefangen. Mit Hilfe des Auges hätte er die Erde noch vor der RAKAL WOOLVER erreichen und die Grundlage für einen konstruktiven Widerstand gegen die Machtansprüche der Porleyter schaffen können. Die Hoffnung war verflogen. Warten war das einzige, was ihm in dieser Lage noch übrigblieb.
Er wandte sich an Gucky.
„Schaff mir Ernö und Roman herbei", sagte er. „Sag ihnen, ich brauche sie zu einer Lagebesprechung."
*
„Ich kann mir noch immer nicht vorstellen, daß zweitausendzehn aufrecht gehende Riesenkrabben eine ernsthafte Bedrohung der Liga und der Hanse verkörpern."
Ernö Szathely, Kommandant des Schweren Holks EGER, pausbäckig und mit roter Nase, war die Verkörperung der guten Laune. Die Katastrophe mußte unmittelbar, vor der Tür stehen, bevor er sich bereit fand, sie ernst zu nehmen. Er lächelte zu seinen Worten.
„Die Zahl allein macht es nicht", antwortete Roman Ebanks bedächtig. „Sie besitzen eine Technik, der Terra nichts Ebenbürtiges entgegenzusetzen hat."
Ebanks, von samtbrauner Hautfarbe, ein Abkömmling der inselübersäten Weite der Karibik. Kommandant des Großraumschiffs MIDWAY (NEBULAR-Klasse). Er war ein hochgewachsener, schlanker Mensch, der mit gemessener Würde sprach und sich bewegte. Diese beiden Männer, Szathely und Ebanks, hatte Perry Rhodan kurzerhand zu seinen Beratern ernannt. In der Vergangenheit hatte sein Weg den ihren mehrmals gekreuzt; er wußte ihre Besonnenheit, ihre Umsicht und Sachlichkeit zu schätzen.
Die Besprechung, an der auch Gucky teilnahm, fand in einem kleinen Raum abseits des Kommandozentrums der WEECKEN statt. Der Ilt hatte Ebanks und Szathely per Teleportation von ihren Schiffen herbeigebracht.
„Vergeßt Terra für den Augenblick", sagte Perry. „Dort können wir nichts mehr ausrichten. Uns stehen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder wir verteilen uns auf die Basare und Kontore der Kosmischen Hanse und beugen dort den Machtgelüsten der Porleyter vor, oder wir kehren nach M3 zurück, zur Fünf-Planeten-Anlage, und versuchen, uns dort ein Stück
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