1078 - Im Bett mit einem Monster
die Lappen gegangen war, aber tun konnte ich dagegen nichts. Beim genaueren Betrachten konnte ich froh sein, daß es mir noch so gut ging, es hätte auch anders laufen können.
Wie würde es mit uns weitergehen? Wenn ich darüber nachdachte, gelangte ich zu dem Schluß, daß wir nichts anderes als menschliche Spielbälle waren. Wir hingen an der langen Leine, und unser Schicksal lag in den Händen anderer.
Wir waren so etwas wie Futter für die anderen. Uns in den Käfig zu schicken und uns die stärksten Gegner gegenüberzustellen, war ein Spiel, das ich einfach nicht nachvollziehen konnte. Dazu sollte und würde es nicht kommen, denn wir besaßen beide noch unsere Waffen, mit denen wir unser Leben verteidigen konnten.
Wußte das auch die andere Seite? Wenn ja, wie richtete sie sich darauf ein?
Eine Antwort fand ich nicht. Zudem störte mich Suko, der zurückkehrte und sein Gesicht auf ungewöhnliche Art und Weise verzogen hatte. Darüber wunderte ich mich. Noch bevor ich eine Frage stellen konnte, sagte er: »Ich kann mich irren, John, aber ich habe das Gefühl, daß sich etwas verändert hat.«
»Wieso?«
Er deutete über seine Schulter hinweg auf die Tür. »Dort sind die Verhältnisse anders.«
Da er nichts mehr hinzufügte, fragte ich: »Wie anders sind sie denn, verdammt?«
»Das hängt mit dem Geruch zusammen.«
Ich schaute ihn ungläubig an. Dann erhob auch ich mich, verließ die Sauna und betrat den Vorraum, an dessen verschlossener Tür ich stehenblieb.
Suko wartete in meiner Nähe.
»Und hier soll sich etwas verändert haben?« fragte ich.
»Ja, riech mal.«
Ich hatte meine Zweifel, sprach sie aber nicht aus, sondern bückte mich dem Schlüsselloch entgegen.
Ich roch nichts, aber ich hörte etwas zischen. Ein leises Geräusch, in unserem Fall allerdings ein gefährliches. Auf der anderen Seite mußte jemand stehen, der etwas durch das Schlüsselloch von außen her in den Saunaraum hineinblies.
Bestimmt keine frische Luft. Dafür etwas anderes, das durchaus tödlich sein konnte.
Gas!
***
Ich sprach es nicht aus, aber ich merkte, wie mir die Knie langsam weich wurden. Das lag nicht an diesem verdammten Zischen. Vielmehr dachte ich an die Zukunft, die so verdammt anders für uns werden konnte, als wir es uns vorgestellt hatten.
Als ich mich wieder aufrichtete und mich Suko zuwandte, brauchte ich ihm erst keine Frage zu stellen. Sein Gesicht sagte genug. Er wußte auch, was uns da entgegengeschickt wurde.
Und jetzt roch ich es auch. Das Gas stieg höher und verteilte sich dabei im Raum. Es verströmte einen leicht süßlichen Geruch, aber zugleich auch einen ekligen.
Wir traten zurück und blieben an der Schwelle zum Saunaraum hin stehen. Wir sprachen kein Wort und konzentrierten uns ausschließlich auf das fremde Geräusch, das uns weiterhin aus dem Schlüsselloch hervor entgegenzischte.
Für uns und das Gas gab es keinen Ausweg. Es würde dauern, bis es sich verteilt hatte, aber dann war es für uns zu spät. Ich fragte mich, wie lange es dauerte, bis wir bewußtlos wurden.
Der Geruch verstärkte sich. Wir hatten schon die Taschentücher hervorgenommen und sie vor den Mund gepreßt. In dieser Haltung zogen wir uns zurück in den zweiten Raum. Dort hatten wir die Chance, noch länger fit zu bleiben.
»Was meinst du, Suko? Packen wir es?«
»Wenn wir uns ruhig und vernünftig verhalten, könnten wir eine Chance haben. Es kommt immer darauf an, wie groß die Geduld unserer Freunde da draußen ist.«
Es war nicht die Zeit, erst noch einen Schlachtplan auszuarbeiten. Wir mußten tun, was nötig war, und nahmen wieder auf der Bank Platz, nachdem wir die Tür zum Umkleideraum geschlossen hatten. So benötigte das Gas noch mehr Zeit, sich richtig zu verteilen.
Es war jetzt wichtig, gewisse Regeln einzuhalten. Möglichst wenig sprechen, nicht zu tief einatmen.
Nur die minimale Energie verbrauchen und so lange wie möglich mit dem Sauerstoff hauszuhalten.
Große Geduld zeigen, auch wenn es schwerfiel und vielleicht dabei hoffen, letztendlich die andere Seite überlisten zu können.
Wir saßen auf der Saunabank wie zwei arme Sünder, die auf das Strafgericht warteten. Wir sprachen nicht. Es kostete Energie, die wir so dringend brauchten. Das Zischen des Gases war nicht zu hören, aber wir beide wußten verdammt genau, daß es auch weiterhin seinen Weg finden würde. Nur war eben die Tür dazwischen, und die dämmte jegliche Geräusche ab.
Wie lange noch würden wir hier unbeschadet
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