1079 - Dämonen-Domina
machen.«
»Wir wollen es nicht, wir müssen es.«
»Nicht, daß ich euch das nicht gönne, aber nach wem wollt ihr fragen? Ihr kennt weder das Aussehen dieser Person nach ihren Namen. Und in der Szene hält man dicht. Das wird nicht leicht sein. Wobei ich noch etwas anderes befürchte.«
»Und was?«
»Die japanische Mafia. Yakuza.« Ihre Augen verengten sich. »Denkt daran, daß ihr schon Ärger mit dieser verdammten Organisation gehabt habt. Ich würde es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Es kann sein, daß ihr denen in die Quere kommt.«
»Damit rechnen wir auch«, sagte Suko.
»Und wie steht es mit den Beziehungen, die du zu dieser Organisation hast? Ich weiß ja, daß du dich bei deinen Vettern auskennst, aber das ist eine andere Hausnummer.«
»Wir schauen uns erst einmal um. Über die entsprechenden Lokale müßten die Kollegen von der Sitte Bescheid wissen. Die Informationen holen wir zuvor ein. Es ist auch möglich, daß es einen Club gibt, der nur mit Japanerinnen besetzt ist. Ich kenne mich da nicht aus, aber möglich ist alles.«
»Dann esse ich lieber Sushi«, sagte Shao.
»Okay, wann ziehen wir los?« fragte ich.
Suko schaute auf die Uhr. »Wir holen uns erst die Informationen ein. Bis zum Einbruch der Dunkelheit haben wir noch Zeit. Es lohnt sich nicht, zu früh loszuziehen.«
Wir verließen das Bad. Den geschmolzenen Rest der Plakette nahmen wir mit. Ich ging davon aus, daß es nicht der einzige Hinweis bleiben würde.
Suko brachte mich noch bis zur Tür. »Ich werde dann bei der Sitte anrufen und dir Bescheid geben.«
»Wunderbar, dann kann ich mich in Ruhe duschen. Das Wetter geht mir auf die Nerven.«
Und nicht nur mir. Es gab zahlreiche Londoner, die unter der feuchten Schwüle stöhnten. Hin und wieder fiel ein Schauer vom Himmel, und danach schien die Stadt zu dampfen. Zwar schrieben wir schon September, aber der Sommer zeigte sich noch mal von der nicht eben angenehmen Seite.
Was den neuen Fall anbetraf, so spürte ich ein mulmiges Gefühl. Aber das hatte ich ja bekanntlich öfter…
***
Damals
Die Küste war nicht weit, das wußten die Eingeschlossenen. Man hatte es ihnen gesagt, aber man hatte ihnen auch erzählt, daß sie mit der Küstenwache rechnen mußten, und dann würde es gefährlich werden. Dann wollte niemand die Garantie übernehmen. Was das hieß, konnte sich jeder selbst ausmalen.
Es ging alles gut. Zwar hatte das Schiff gegen das Wetter zu kämpfen, doch innerhalb der Dreimeilenzone hatte der Wettergott ein Einsehen. Der Wind flaute ab, das Schiff schlingerte nicht mehr so stark, und nahe einer einsamen Bucht konnte sogar Anker geworfen werden.
Die Menschen unter Deck atmeten auf, Sie wußten, daß sie ihr Versteck, das nichts anderes als ein stinkendes Rattenloch war, bald verlassen konnten.
Vom Land her tuckerte ein Beiboot auf den Kahn zu. Die Menschen wurden an Deck getrieben, und als letzte Person verließ die Alte das Versteck. Auch sie zog sich über die schlichte Holzleiter nach oben, schaute in die Höhe und sah am Rand der Öffnung die Männer mit ihren Waffen stehen.
Es waren Landsleute, Japaner, aber die alte Frau wußte auch, daß sie einer bestimmten Gruppe angehörten. Die Yakuza-Bande kannte kein Pardon, wenn jemand aus der Reihe tanzte.
Vor ihr ging die gute Mishiko. Beinahe noch ein Kind, aber schon jetzt war zu sehen, daß sie eine Schönheit werden würde, auch wenn sie so schmutzig aussah. Aber so wirkten alle, die aus dem Bauch des Schiffes nach oben kletterten. Sie hatten die Hölle hinter sich. Sie fühlten sich matt und ausgelaugt. Sie waren erschöpft. Einige hatten Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten, denn die Ernährung war während der Überfahrt mehr als schlecht gewesen.
Wer hier nach England gebracht wurde, war nichts anderes als menschliches Strandgut. Leute, die es nicht geschafft hatten, aber auch nicht aufgegeben hatten. Sie würden im neuen Land auch eine neue Arbeitsstelle finden. Keine normalen Jobs, denn sie mußten für die Yakuza-Bande arbeiten, die auch in Europa Fuß gefaßt hatte. Alle hatten sich bereit erklärt, auch die alte Frau, die mitgenommen worden war und nun als letzte an Deck kletterte.
Einer der beiden Bewacher trat dicht an sie heran. »Warum hat man dich mitgenommen, Alte?«
»Das werde ich dir nicht sagen.«
»Soll ich dich ins Wasser schmeißen, du Schachtel?«
»Versuche es nicht. Du würdest es bereuen.«
Der zweite lachte. »Da könnte man es doch glatt auf einen Versuch
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