1079 - Dämonen-Domina
schaute ich mich um. Es war eine kleine Dachbude, die möbliert vermietet wurde. Davon ging ich beim Betrachten der alten Möbel einfach aus. Einen Ofen gab es nicht. Dafür ein elektrisches Heizgerät. Eine Isolierung war so gut wie nicht vorhanden. Wenn wir nach oben schauten, sahen wir sogar die dunklen Unterseiten der Dachpfannen. Auch nicht eben das Wahre.
Ich öffnete eine kleine Nebentür. Dort fand ich die Toilette und eine Sitzbadewanne. Ein Handwaschbecken gab es auch. Der Spiegel darüber verdiente den Namen kaum.
Ich kehrte wieder zu den anderen beiden zurück. »Dann wäre die Sache für uns wohl gelaufen - oder?«
»Das ist jetzt Ihr Fall!« erklärte Frazer lächelnd. Er spielte mit seinem Handy. »Ich werde jetzt Kollegen anrufen, damit die Spuren gesichert werden. Die Mordkommission hat sich hier auch schon gezeigt, aber keine Spuren finden können. Es gibt nur zwei Dinge. Die Aussage der jetzt verschwundenen Frau und eben die Platte, die in der Asche gefunden wurde, sonst nichts.«
»Wir werden uns schon intensiver darum kümmern«, sagte Suko. »Ansonsten halten wir Sie auf dem laufenden.«
»Danke, dito.«
Wenig später hatten wir den Raum unter dem Dach verlassen und stiegen die steile Treppe hinab.
Die Parteien verteilten sich auf vier Etagen, aber das kümmerte uns nicht. Wichtig war die untere Wohnung. Wir schellten, denn es konnte durchaus sein, daß Martha Kendall inzwischen zurückgekehrt war.
Fehlanzeige. Die Tür aufzubrechen, dafür gab es keinen Grund. So mußten wir ohne ihre Aussage weitermachen.
»Was meinst du?« fragte ich Suko.
Er öffnete die Haustür und ging schon vor. Die Antwort gab er über die Schulter hinweg. »Ich muß dir ehrlich sagen, John, daß ich jetzt so denke wie du. Ich habe das Gefühl, daß wir noch einige Probleme bekommen werden.«
»Warum bist du so pessimistisch?«
Er winkte ab. »Das hat damit nichts zu tun. Ich gehe einfach nach meinem Gefühl. Da hat sich etwas zusammengebraut. Wichtig ist, daß wir herausfinden, wer die Gestalt auf dem Souvenir ist.«
»Wen willst du fragen?«
»Shao…«
***
Ins Büro waren wir nicht gefahren. Wir hatten uns telefonisch abgemeldet, wobei Glenda Perkins in den Hörer gestöhnt hatte: »Ja, so gut möchte ich es auch mal haben.«
»Hör auf. Du hast es am besten.«
»Klar, wenn die anderen nicht da sind.«
»Okay, mach's gut.«
Sie wollte noch wissen, worum es ging, denn sie hatte auch mitbekommen, daß wir von einem Mann der Feuerwehr geholt worden waren. Ich gab ihr nur eine ausweichende Antwort, was sie wiederum ärgerte und woraufhin sie sagte, daß ich mir den Kaffee demnächst allein kochen konnte.
Wir flachsten noch herum. Suko fuhr, Und er war ziemlich schweigsam.
Während der Fahrt grübelte er vor sich hin. Das Gesicht wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf, was er mir auch sagte, nachdem ich ihn gefragt hatte.
»Du kannst es noch nicht einordnen?«
»Nein, verdammt. Es weist auf einen Gott hin. Davon gehe ich aus. Jemand, der mit Feuer zu tun hat.«
»Also ein Feuergott.«
»Auch.«
»Davon gibt es verdammt viele.«
»Wenn wir uns nur auf zwei Mythologien beschränken, nicht. Chinesisch und Japanisch. Ich bin eben zu weit raus, habe auch viel vergessen, sonst hätte ich dir vielleicht eine bessere Antwort geben können.«
»Und Shao ist fit?«
Suko lachte auf. »Das kannst du laut sagen. Sie kämpft sich schon durch. Sie weiß auch Bescheid. Ich bin sicher, daß sie uns weiterhelfen kann. Shao hat sich verdammt angestrengt und sich in diese ganzen Mythologie-Themen regelrecht eingegraben. Ist ja schwierig genug, doch bei ihrer Abstammung kein Wunder.«
»Dann wird sie das Gesicht auf der Plakette kennen?«
»Davon gehe ich mal aus.«
Shao wußte von unserem Besuch und wartete sicherlich schon gespannt auf uns. Natürlich wären wir gern eher bei ihr gewesen, das ließ der Londoner Verkehr jedoch nicht zu. Wir waren in dieses Hauptübel hineingeraten, steckten mehr, als einmal fest, und da half es auch nicht, wenn wir fluchten und schimpften.
Schließlich hat auch mal die längste Fahrt ein Ende, und wir waren froh, wieder in die Tiefgarage fahren zu können. Die Parktasche war frei, daneben stand Sukos BMW, den er erst einige Wochen besaß.
Wenn wir ausstiegen, vergaß er nie, ihm einen Blick zuzuwerfen. Heute war das nicht der Fall, denn da drehten sich seine Gedanken um ein anderes Thema. Es war ihm anzusehen, daß es hinter seiner Stirn arbeitete. Ich kannte Suko lange
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