1079 - Dämonen-Domina
Wirklichkeit waren. Bewachsen mit struppigem Gras, das sich im Wind bewegte. Schwerer Sand erleichterte das Laufen der ausgemergelten Gestalten nicht gerade. Sie kämpften sich hoch und höher. Immer wieder rutschten sie auf dem weichen Boden weg, fielen manchmal nach vorn, stützten sich ab, rafften sich auf, oder es wurde ihnen geholfen.
Mishiko und Suniko bildeten den Schluß. Der Teenager wunderte sich über die Kondition der alten Frau. Mit leichten Schritten überwand sie das Terrain. Sie stöhnte kein einziges Mal und hielt den Blick einfach nur nach vorn gerichtet.
»Kannst du noch?«
»Aber ja, mein Kind. Mach dir meinetwegen keine Sorgen. Es geht mir von Minute zu Minute besser. Ich bin jetzt in dem Land, in das ich schon immer wollte. Und ich bin heimlich hergekommen, das solltest du auch nicht vergessen.«
»Warum denn heimlich?«
Suniko legte für einen Moment ihre Hand auf die Schulter der Jüngeren. »Das, meine Liebe, werde ich dir später sagen. Du mußt mir vor allen Dingen vertrauen. Vergiß nie deine Herkunft und was man dir beigebracht hat. Es sind wichtige Tugenden gewesen, die du noch einsetzen kannst.«
»Wie denn?«
»Warte ab. Du bist noch jung.«
Mishiko schwieg. Sie wußte nicht mehr, was sie noch sagen sollte, weil sie einfach das Gefühl hatte, daß alles falsch war. Suniko war ihr überlegen. Sie war um vieles älter. Sie wußte auch mehr. Und soviel würde Mishiko nie wissen, auch wenn sie erst am Beginn ihres Lebens stand.
Das hohe Gras und auch die Dünen hatten einen Teil des Windes zurückgehalten. Das änderte sich, als sie die natürliche Deckung hinter sich gelassen hatten. Plötzlich fegte ihnen der Wind in die Gesichter. Er war so stark, daß er Sandkörner emporwirbelte und sie ihnen entgegenpeitschte.
Manchmal waren sie sogar gezwungen, ihre Augen zu schließen.
Pausen wurden nicht eingelegt. Erst mußten die Dünen überwunden werden. Dann konnten sie weitersehen. Es ging bereits bergab, aber das Licht war einfach zu schlecht, um etwas Genaues erkennen zu können. Sehr wohl sahen sie den Schatten, der sich von einem frei liegenden Platz abzeichnete. Er war kantig und sah tatsächlich aus wie der Lastwagen, auf dessen Ladefläche sie klettern sollten, um abtransportiert zu werden.
Mehr rutschend als gehend ließen sie den Hang hinter sich. Und wieder wunderte sich Mishiko über die alte Frau, die sich so tapfer auf den Beinen hielt. Ihr war keine Anstrengung anzumerken. Selbst nach dieser langen Reise nicht. Sie war ein Phänomen und schien immer mehr aufzublühen, je länger sie unterwegs waren.
Der Lastwagen war das Ziel. Auf seiner großen Ladefläche würden sie alle Platz haben. Sie war durch eine Plane abgedeckt, die nur an der Rückseite hochgehoben war.
Davor mußten sich die Japaner versammeln. Wieder standen die Bewacher um sie herum. Erste Befehle wurden gezischt, und die Auswanderer begannen auf die Fläche zu klettern.
Auch Mishiko wollte sich in Bewegung setzen, aber die alte Frau hielt sie zurück. »Nein, nicht…«
»Warum? Was ist…«
»Wir warten.«
»Sollen wir als letzte auf den Wagen klettern?«
Suniko hob nur die Schultern.
Mishiko sagte nichts. Diese alte Frau gab ihr immer größere Rätsel auf. Sie wollte auch keine weiteren Fragen stellen, weil sie einfach das Gefühl hatte, zu stören. Hier lief etwas ab, das sie nicht verstand. Von der Seite her schielte sie auf Suniko, die aus schmalen Augen beobachtete, wie einer nach dem anderen auf das Fahrzeug stieg.
Noch vier waren vor ihnen. Auch die kletterten hinauf. Wenig später schnauzte sie ein Bewacher an.
»Los, auch ihr seid dran! Hoch mit euch! Oder wollt ihr hier verrecken?«
»Nein, nein.« Mishiko lief vor, dabei schaute sie ängstlich zurück. Suniko folgte ihr mit langsamen Schritten, den Blick zu Boden gerichtet. Das paßte einem der Bewacher nicht.
»Soll ich dir Beine machen? Willst du hier verrecken, du altes Wrack?«
Suniko blieb stehen. Sie schaute den Mann nur an. Der wollte noch etwas sagen, doch der Blick der alten Frau machte ihn stumm. Er zog regelrecht den Kopf ein und flüsterte: »Schon gut!«
»Geh vor, Mishiko.«
Sie tat es. Sie dachte auch nicht mehr nach. Sie nahm Suniko einfach hin wie ein Wunder. Sie vertraute ihr inzwischen; sie würde schon wissen, was richtig war.
Auf der Ladefläche standen Bänke. Eine Reihe rechts, eine links und eine in der Mitte, so daß jeder einen Sitzplatz bekam.
Zuletzt stieg der Bewacher auf die Ladefläche. Er
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