1081 - Die Mutprobe
die in diese Richtung hin arbeiten. Ich bin seriös, auf mich hören zahlreiche Menschen, denn sie wissen; daß ich ihnen nichts vormache.«
»Das glaube ich auch.«
»Danke.« Milena Kovac schaute auf die Uhr. »Er bleibt mir wirklich zu lange weg, wenn ich ehrlich bin. Haben Sie keine Sorge, Mr. Sinclair?«
»Allmählich schon. Ich spiele auch mit dem Gedanken, nach ihm zu schauen.«
Sie war plötzlich Feuer und Flamme. »Ja, ja, tun Sie das. Das ist wirklich besser.«
»Dann wären Sie hier allein.«
»Ach, das ist doch nicht schlimm. Die zwei Minuten werde ich schon überleben.«
Ich nickte noch einmal. »Gut, wie Sie meinen, Milena.« Ich drehte mich der Tür zu und befand mich noch mitten in der Bewegung, als alles anders wurde.
Ein Schrei!
Die Gestalt, die durch die offene Tür in das Zimmer raste, den rechten Arm erhoben hatte, und deren Hand den Griff eines breiten Messers umklammerte.
»Im Namen des Satans!« brüllte er und stürzte auf Milena Kovac zu…
***
O nein, bin ich ein Idiot!
Diese Worte schossen Suko durch den Kopf, als die Klinge auf ihn zuglitt und wirklich so schnell war, daß er nicht mehr ausweichen konnte. Es war im Bereich der Tür zu eng, und so kam es, daß ihn das Messer traf.
Tief in den Bauch hinein würde es alles aufreißen und zerstören. Adern, Muskelgewebe, vielleicht auch Gedärme, es kam auf den Winkel an, in dem das Messer eindrang.
Der Schmerz war da. Ein Teil der Bauchdecke schien weggerissen worden zu sein. Suko taumelte nach hinten und von der Tür weg. Er sackte dabei in die Knie und versuchte, seine Hand dorthin zu bringen, wo ihn das Messer erwischt hatte.
Es war bereits aus seinem Körper hervorgezogen worden, und Suko sah sein Blut auf der Klinge schimmern. Er hörte ein Kichern, dann sprang der andere vor, während Suko in die Knie sank.
Zufall oder Absicht? Er wußte es nicht. Jedenfalls erwischte ihn noch der Fuß des Mannes, als dieser nach vorn sprang. Der Schlag traf Suko am Kopf.
Etwas explodierte in ihm. Der Schädel schien platzen zu wollen, und Suko prallte gegen die Hauswand, bevor er an ihr entlang zu Boden rutschte.
Bewußtlos wurde er nicht. Auf dem Boden liegend sah er den Killer wegrennen. Sein Weg führte ihn jetzt zur Hintertür des Hauses, die nicht verschlossen war.
Der Inspektor wußte genau, was er zu tun hatte. Der Wille war vorhanden, nur gelang es ihm nicht, den Weg einzuschreiten. Er war von einem Messer getroffen worden. Er lag auf dem Boden, er konnte keine Hilfe erwarten und würde möglicherweise in den nächsten Minuten sterben. Gedanken, die Suko selten gehabt hatte. In diesem Augenblick stießen sie deutlicher als je zuvor in ihm hoch. Er kannte Menschen, denen der Bauch aufgeschlitzt worden war und die jämmerlich gestorben waren. Das Schicksal würde ihm auch blühen.
Suko reagierte völlig entgegengesetzt zu dem, was er sonst tat. Es mußte der Schock gewesen sein.
Hinzu kam die kalte Furcht vor dem jämmerlichen Tod.
Nie hätte er gedacht, einmal in eine derartige Lage zu geraten, und es kam ihm auch ungewöhnlich vor, daß er den Schmerz und das Brennen nicht so spürte.
Eigentlich hätte alles wie Feuer durch seinen Unterleib toben müssen. Das Brennen war zwar da, aber nicht so tief, wie er es angenommen hatte.
Da stimmte etwas nicht!
Suko konnte nicht sagen, wie lange es gedauert hatte, bis ihm dieser Gedanke gekommen war. Er blutete, das stand fest. Er hatte auch sein Blut auf der Klinge gesehen. Das war ebenfalls eine Tatsache. Und doch mußte da etwas anders gewesen sein als bei einem tiefen Stich. Genau damit kam Suko nicht zurecht.
Er lag halb auf der Seite. An seinem Rücken spürte er den Druck der Hauswand. Er tastete vorsichtig dorthin, wo ihn die Klinge erwischt hatte.
Ja, da war es naß und klebrig, aber auch hart.
Ein Gegenstand!
Suko war noch zu durcheinander, um sofort Bescheid zu wissen. Er tastete nach und spürte auf dem Metall der Beretta ebenfalls die dicke, etwas glitschige Flüssigkeit.
Sein Blut!
Aus der Wunde? Ja und nein, denn sie war kaum zu ertasten. Kein Loch im Körper, obwohl er blutete. Da mußte etwas anderes passiert sein. Jetzt war auch wieder der Strahl der Hoffnung da, der den Inspektor durchzuckte.
Zwar nahmen die Schmerzen etwas zu, als er sich bewegte, aber sie waren nichts im Vergleich zu denjenigen, die entstanden sein mußten, wenn die Klinge tief in seinen Körper gedrungen war. Er konnte sich recht gut bewegen und war froh, sich mit dem Rücken gegen
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