1081 - Die Mutprobe
Teufel?« Milena ließ nicht locker.
»Das kann sein. Allerdings muß ich Ihnen auch sagen, daß der Teufel ein Meister der Verkleidung ist. Sie werden ihn nicht immer erkennen, wenn Sie ihm begegnen. Das kann auf verschiedenste Arten und Weisen geschehen, denn der Teufel muß nicht unbedingt körperlich vorhanden sein, meine ich.«
»Ja, Mr. Sinclair, da sprechen Sie mir aus der Seele. Auch ich sehe ihn nicht als eine Märchengestalt an wie man sie vom Mittelalter her kennt, für mich ist er ebenfalls auf verschiedene Art und Weise existent, und es gelingt ihm immer wieder, Menschen für sich zu gewinnen und dafür zu sorgen, daß sie tun, was er will. Sogar andere Menschen umbringen.«
Suko hatte seinen Platz im Sessel gefunden und blieb zunächst sitzen. Die andere Aufgabe übernahm ich, denn ich wollte endlich wissen, was da ablief. Dazu mußte dieser Mike - Suko hatte den Namen gesagt - erst einmal wieder zu sich kommen.
Es war jetzt heller im Zimmer geworden. Und Milena hatte die Vorhänge an den Fenstern zugezogen. So konnte von außen her niemand mehr hineinschauen.
Auf der Stirn malte sich eine Wunde ab. Dort hatte ich den Jungen erwischt. Er sah nicht so aus, als würde er in den nächsten Minuten erwachen. Deshalb wollte ich nachhelfen, verließ den Raum und holte Wasser aus der kleinen Küche, in das ich einen Lappen tauchte.
Naß und kalt legte ich ihn auf das Gesicht des Killers. Aus der Nähe wirkte er noch jünger auf mich.
Er mochte die Zwanzig gerade überschritten haben.
Das Wasser und die Kühle verfehlten ihre Wirkung nicht, denn er wachte auf. Bewegte seine Augen, öffnete den Mund, aus dem ein leises Jammern drang, verzog das Gesicht, weil er die Schmerzen spürte.
»Mein… mein… Kopf…«
»Das hast du dir selbst zuzuschreiben.«
Er hatte mich gehört, aber nicht verstanden. Seine Augenlider begannen zu zucken. Er stand dicht davor, wieder bewußtlos zu werden.
Ich kämpfte mit dem Wasser und dem feuchten Tuch dagegen an und hatte schließlich Glück. Er blieb bei Bewußtsein, ohne daß er allerdings merkte, in welcher Umgebung er sich befand.
Ich hob ihn vorsichtig an und setzte ihn in einen Sessel. Seine Hände ließ ich gefesselt, was er zuerst merkte, denn er flüsterte stotternd: »Meine Hände und Arme. Ich kann sie nicht bewegen.«
»Handschellen«, sagte ich.
»Wie?«
»Ich habe dir Handschellen angelegt.«
»Wieso. Sie sind…«
»Polizist, mein Junge. Und sei froh, daß mein Kollege und ich hier bei dir waren, sonst hättest du einen Mord auf dem Gewissen.« Ich wollte ihn schocken, denn Menschen in diesem Zustand sagen oft die Wahrheit.
»Mord…?«
»Wie heißt du?«
»Mike Warner.«
»Immerhin etwas…«
»Aber was ist mit dem Mord, Mister?«
Mußte ich die Frage gelten lassen? War sie ehrlich gestellt worden oder spielte er uns hier etwas vor? Das glaubte ich nicht, denn dieser junge Mann befand sich noch immer in einem Zustand, in dem man eigentlich nicht log.
Er bekam auch etwas zu trinken, was seine Kopfschmerzen allerdings nicht vertrieb. Er hatte darunter zu leiden, wie er immer wieder betonte, sich dabei im Zimmer umschaute und auch Suko entdeckte.
»Kennst du mich?« fragte Suko.
Mike Warner zwinkerte. »Weiß nicht. Aber irgendwie schon. Ja, ich denke, wir haben uns gesehen.«
»Und ob wir uns gesehen haben. An der Haustür. Du wolltest mir ein Messer in den Bauch rammen. Es hat nicht geklappt. Glück für mich, aber auch für dich. So bist du kein Mörder.«
Ich hatte Mike nicht aus den Augen gelassen und wartete auf seine Reaktion. Er hatte jedes Wort in sich eingesaugt und war zusammengeschreckt, als Suko von »Mörder« gesprochen hatte. Daran hatte der Knabe zu knacken.
»Mörder? Wieso bin ich ein Mörder?«
»Du wärst fast einer geworden«, erklärte ich. »Du wolltest meinen Kollegen umbringen und auch Milena Kovac.«
»Wen sollte ich töten?«
Log er, log er nicht? Spielte er Theater? Wenn ja, dann war er fast perfekt. So gut, daß ich einfach nicht daran glauben konnte. Dieser junge Mann wußte wirklich nicht, was er hinter sich hatte. Das war aus seiner Erinnerung gestrichen. Mit den harten Vorwürfen kam er nicht zurecht. Er senkte den Kopf und sagte nichts.
Ich holte das Messer und zeigte es ihm. »Kennst du die Waffe, Mike?«
Er überlegte. »Ja«, gab er nach einer Weile zu. »Die… die… kenne ich.«
»Woher?«
»Sie sieht aus wie ein Messer aus dem Küchenblock meiner Mutter. Ja, genau so.«
»Sehr
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