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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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seine leblose Gestalt. Der Kopf hing schräg in der Schlinge, wie der einer Schaufensterpuppe. Das sah Mandy, als der leichte Wind den Nebel für einen Moment zur Seite wehte.
    Dann bewegte sich Pretorius.
    Wieder wurde ihre Aufmerksamkeit voll in Anspruch genommen. Und diesmal war sie an der Reihe, denn die Gestalt aus dem Grab kam direkt auf sie zu…
    ***
    Der Schrei war so plötzlich aufgeklungen, daß ich beinahe das Lenkrad verrissen hätte.
    Geschrieen hatte Milena Kovac. Sie saß neben mir und zitterte. Suko und Mike Warner saßen auf der Rückbank. Hielten sich allerdings mit einem Kommentar zurück.
    Wir standen am Straßenrand. Die Warnblinkanlage warf ein geheimnisvolles Licht über den Boden.
    Links neben mir atmete Milena heftig ein und aus. Äußerlich war ihr nichts passiert. Ich wußte auch keiner Erklärung für ihr Verhalten. Es war nur zu hoffen, daß sie selbst eine gab, wenn sie es erst einmal geschafft hatte, sich wieder zu fangen.
    Die innere Erregung zeigte sich auch äußerlich. Ihr Gesicht zuckte. Schweiß lag auf der Haut. Auch die Hände bewegte sie, die zu Fäusten geballt waren.
    Ich wollte ihr die Frage stellen, sie aber kam mir zuvor. »Er ist da!« sagte sie. »Ich habe ihn gespürt. Er ist, verdammt noch mal, da. Alles ist jetzt anders.«
    »Pretorius?«
    Sie nickte heftig. »Ich spüre ihn überdeutlich. Er… er steckt nicht in mir, doch seine Aura ist stark wie selten.« Sie schaute durch die Scheibe und hielt die Augen leicht zusammengekniffen. »So etwas habe ich noch nie erlebt. Er hat sich befreit. Wir müssen ihn stoppen, denn er hat etwas Schreckliches getan.«
    Natürlich drängte es auch mich, so schnell wie möglich zum Friedhof zu gelangen, doch meine Neugierde war stärker. »Was hat er getan?« fragte ich.
    Milena schloß für einen Moment die Augen. »Ich spüre die kalten Klauen des Todes. Er hat sie eingesetzt. Er muß getötet haben. Er hat ein Opfer bekommen. Blut und Tränen. Das Grauen ist furchtbar. Das ist seine neue Welt.«
    »Wie spüren Sie ihn, Milena?«
    »Hier«, flüsterte sie und deutete auf ihren Kopf. »Hier oben kann ich ihn spüren. Dort hockt er wie ein Geschwür. Seine Aura hat mich erreicht, obwohl ich nicht in Trance liege. Sie ist so wahnsinnig stark geworden, glauben Sie mir.«
    Ein scharfes Lachen sorgte dafür, daß wir nicht mehr sprachen. Mike Warner hatte alles verstanden und gelacht. Ich drehte den Kopf und sah sein Nicken. Er lachte noch immer. Suko griff nicht ein, so konnte Mike sich vorbeugen. »Keiner kommt gegen ihn an. Keiner. Ich habe ihn auch gespürt.«
    Wieder das Lachen. »Es war ein großes Wunder. Ich habe ihm sogar richtig gehorcht. So ist es bei den Menschen. Man muß gehorchen, versteht ihr. Man muß den anderen Mächten gehorchen. Ich werde ihn bald sehen, er wartet auf uns.«
    »Stimmt das, Milena?«
    »Ja, das kann sein. Er ist einer, der immer wieder zurückkehrt, der nie aufgibt. Nie habe ich ihn so brutal deutlich gespürt. Es ist wie ein Versprechen in meinem Kopf. Er will vernichten.. Er will mich töten. Er will alle töten.«
    »Wir müßten fahren!« erinnerte ich sie.
    »Ja, tun Sie das. Fahren Sie ruhig, John. Den Weg habe ich Ihnen gesagt. Es ist gut, wenn Sie sich ihm nähern…« Die folgenden Worte gingen in einem Gemurmel unter, das ich nicht mehr verstand.
    Milena preßte die Hände gegen ihr Gesicht, und ich ließ den Rover wieder anrollen.
    Die Nacht war sehr dunkel. Es gab keine Häuser, die in der Nähe standen. Keine Lichter, der Ort lag längst hinter uns. Der Weg zum alten Friedhof führte in die Einsamkeit, als sollte dort das große Vergessen stattfinden.
    Es standen noch Antworten offen. Suko und ich wußten wenig über diesen Pretorius. Auch Milena Kovac hatte uns da nicht helfen können, und von Mike Warner konnten wir erst recht keine klare Antwort erwarten. Die Wahrsagerin blieb als Hoffnung, und ich wandte mich auch an sie.
    »Bitte, wenn Ihnen noch etwas einfällt, das wichtig für uns alle sein kann, dann sagen Sie es.«
    Die Hände hatte sie wieder sinken lassen. Schweigend schaute sie durch die Windschutzscheibe, als wäre das Licht der Scheinwerfer besonders interessant für sie. »Er ist ein höllisches Geschöpf«, sagte sie nach einer Weile.
    »Aber er lebt - oder?« fragte Suko.
    »Sicher. Er ist tot und lebt auf seine Weise.«
    »Wie genau?«
    »Ich kenne ihn nur als geistige Kraft. Ich habe ihn nie zu Gesicht bekommen, aber man sagt, daß er lachend in den Tod gegangen ist.

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