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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Scheiß?«
    Etwas sanft lächelnd gab Mandy die Antwort. »Nein, es ist kein Scheiß, wie du gesagt hast. Das stimmt einfach nicht. Ich habe recht, und ich sage dir, daß wir beide nicht die einzigen hier auf dem Friedhof sind. Es gibt noch jemand.«
    »Dann hast du Mike doch entdeckt.«
    »Von ihm rede ich nicht.«
    »Wer bleibt übrig?«
    »Pretorius!«
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Ruben Moreno zurückgehalten. Damit war es vorbei. Er lachte, und sein Lachen schallte in den Nebel hinein, wo die Töne zum Teil verschluckt wurden. Er schlug mit beiden Händen auf seine Schenkel, schüttelte den Kopf und trampelte mit dem rechten Fuß auf.
    »Das darf doch nicht wahr sein! Von wem redest du? Von Pretorius, einem Toten?«
    Mandy wartete mit der Antwort ab, bis sich Ruben wieder beruhigt hatte. »Bist du denn sicher, daß er tot ist?«
    »Klar, klar!« rief er und wies auf das Grab. »Da liegt er begraben. Da unten, verdammt.« Er schien durchzudrehen, als er plötzlich vorsprang und mit beiden Beinen auf dem Grab landete. Dort hüpfte er hin und her, wollte sich Ausschütten vor Lachen, während ihn Mandy ernst und ängstlich zugleich beobachtete.
    Seine Wut klang ab. Er atmete nur noch heftig, drehte sich um und höhnte: »Na, Totenfee, was sagst du nun?«
    Mandy streckte den rechten Arm vor. »Bitte, Ruben, treib es nicht zu toll. Du darfst dich nicht versündigen. Es gibt auch eine Totenehre, denk daran.«
    »Bin ich bei der Army?«
    »Komm her zu mir.«
    Er blieb stehen, die Hände in die Hüften gestützt. Jetzt wirkte er wie ein lebendiger Grabstein. »Sag mal, Mandy, ich glaube, der Friedhof hat dich verändert. Du bist doch sonst nicht so komisch. Haben dich die Totengeister hier eingefangen, falls es sie überhaupt gibt.«
    »Komm zu mir!«
    Er verdrehte die Augen. »Okay, dann hauen wir eben ab und…« Plötzlich veränderte sich sein Gesichtsausdruck. In seine Augen trat das Gefühl der Panik. Sein Gesicht selbst blieb wie aus Stein gemeißelt. Er rollte mit den Augen, schaute dann an sich herab und hörte Mandys Frage wie aus weiter Ferne.
    »Was ist mit dir, Ruben?«
    Zweimal holte er Luft, dann gab er die Antwort. »Scheiße, ich weiß es nicht, verdammt. Ich… ich stecke hier fest, verflucht! Ja, ich stecke fest…«
    ***
    Mandy hatte alles gehört. Sie tat trotzdem nichts, was Ruben half. Für einen Moment schloß sie die Augen. Auf ihrem Gesicht zeichnete sich so etwas wie eine Entspannung ab. In ihrem blassen Kleid sah sie aus wie eine Madonna, die es an den falschen Ort getrieben hatte. Nichts drang mehr über ihre Lippen, und erst beim zweiten Schrei ihres Freundes öffnete sie wieder die Augen.
    »Ich komme hier nicht weg!«
    »Ruhig - bitte, sei ruhig.«
    »Rede keinen Mist, hilf mir!« Er kam nicht von der Stelle. Die Beine konnte er nicht bewegen, aber er drehte seinen Körper schräg nach rechts und streckte einen Arm aus. Mandy sah, daß seine rechte Hand zitterte. Ruben stand unter einem wahnsinnigen Druck. Die Erde hatte sich äußerlich nicht verändert. Nur ihre innere Kraft war eine andere geworden. So wie Ruben mußte sich jemand fühlen, der mit beiden Beinen in einer Wanne aus hart gewordenem Beton stand.
    Sein Gesicht war schon zuvor verschwitzt gewesen. Jetzt zeichnete sich auf der nassen Haut noch das Gefühl der Angst ab, es lag wie eine Maske auf seinem Gesicht.
    Mandy schwieg. Sie schaute auf seine Füße und sah sie nicht mehr, denn Ruben war im Boden versunken. Nicht er hatte sie eingedrückt, da war die Kraft gewesen, die nicht erklärbar war und aus der Tiefe zugegriffen hatte.
    »Los, tu was!«
    Mandy schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht, Ruben. Es… es… geht wirklich nicht.«
    »Willst du mich hier verrecken lassen?«
    »Er ist da!«
    »Pretorius ist tot!«
    Bei seiner Antwort hatte Ruben Mandy nicht aus den Augen gelassen. Das blieb auch noch so, und er sah jetzt, wie sie den Kopf sehr langsam, aber bestimmt schüttelte. Ihre Augen bewegten sich dabei nicht. Sie blieben starr wie die einer Toten. Es zeichnete sich auch nichts auf ihrem Gesicht ab. Keine Freude, keine Trauer. Mandy Mannox war in einen Fatalismus hineingezogen worden, der sie praktisch zum Zuschauen verdammte.
    Das merkte Ruben. Er lachte. Seine Brust zuckte. Die Haut an der Kehle auch. Doch er lachte nicht nur, sondern weinte zugleich. Er konnte nicht fassen was hier ablief. Da gab es keine Erklärung. Das Gras war weich, unterschied sich in nichts von allen anderen. Und trotzdem kam er hier

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