1085 - Der Symbionten-Träger
die Füße.
Dieser verlor keine Zeit.
Quiupu beugte sich über den Bewußtlosen und drehte ihn auf den Rücken. Mit einem schnellen Griff in eines der Täschchen seines Gürtels holte er die Instrumente hervor, die er benötigte, um den Symbionten von Pleharischs Schädeldecke zu entfernen. Dank seiner Kenntnisse gelang ihm das innerhalb weniger Sekunden. Pleharisch würde außer einer winzigen, schnell verheilenden Narbe nichts zurückbehalten - und vermutlich wieder geistig gesund werden, wenn er von dem Einfluß des Maschinchens befreit war.
Quiupu richtete sich wieder auf und betrachtete das winzige Etwas in seiner Hand. Es glich einem Insekt, war etwa zwei Zentimeter lang und fünf Millimeter dick und von silberner Farbe. Es wies die typische Konusform auf und unterschied sich äußerlich also in nichts von den Millionen Superviren, die Quiupu über Lokvorth zu seiner Teilrekonstruktion des Viren-Imperiums zusammengefügt hatte.
Doch es hatte sich verändert. Quiupu spürte die Andersartigkeit nun, da das Supervirus frei von der wechselwirksamen Symbiose mit seinem bisherigen Träger in seiner Hand lag, stärker denn je zuvor. Etwas haftete dem Maschinchen an, für das der Forscher keine Erklärung fand.
Zum erstenmal kamen ihm Zweifel daran, daß es sich um eins der Superviren handelte, die er auf Lokvorth aus einer Vielzahl kleinerer Bausteine erst zusammengesetzt hatte. Was zu seiner Überzeugung geworden war - daß Pleharisch das Virus von einem Primärbefallenen hatte -, geriet ins Wanken.
Aber woher sollte es dann stammen? Sollte es etwa noch einen Beauftragten der Kosmokraten geben, der hier in der Milchstraße an einer Teilrekonstruktion arbeitete, jedoch im geheimen?
Quiupu war so in diese Gedanken vertieft, daß er nicht sah, wie Pleharisch die Augen aufschlug und sich zu bewegen begann. Er wurde erst aufmerksam, als der Befreite aufsprang und davonrannte, auf das Riesenrad zu.
„Warte!" rief er erschreckt aus. „Pleharisch, ich muß mit dir reden! Ich will dir doch helfen, aber du mußt mir sagen, woher du das Supervirus hast! Hörst du denn nicht!
Es ist wichtig!"
Pleharisch drehte sich nicht um. Quiupu steckte den Symbionten in eines der Gürteltäschchen. Als er es sorgsam wieder verschlossen hatte, hatte Pleharisch das Rad bereits erreicht und schwang sich in eine der Gondeln.
Quiupu lief ihm nach, doch er hatte den halben Weg noch nicht zurückgelegt, als plötzlich überall um ihn herum die Lichter aufflammten. Verblüfft blieb er stehen, bevor er begriff, daß der Schaden in der KSK nun behoben war und ganz Kopenhagen wieder mit elektrischem Strom versorgt wurde. Musik klang auf. Karusselle begannen sich zu drehen, aus Springbrunnen stiegen phantastische Fontänen auf. Menschen schrieen entzückt. Eine altertümliche Vergnügungsbahn ratterte über die Schienen ihres Gerüsts in schwindelnde Höhen hinauf.
Das alles verwirrte Quiupu dermaßen, daß er Pleharisch erst wieder entdeckte, als dieser sich bereits viele Meter hoch über ihm befand. Das Riesenrad war zum funkelnden Feuerreifen geworden, drehte sich mit seinen beleuchteten Gondeln immer schneller und ließ leichten Schwindel in Quiupu aufkommen, je länger er auf das Wunder schaute.
Er konzentrierte sich auf Pleharischs Gondel, sah den Mann plötzlich wild um sich schlagen - und noch etwas anderes, das ihn vor Entsetzen erstarren ließ.
Zunächst war es nur die Ahnung von schwarzen, zu ihm herüberschlagenden Flammen in seinem Bewußtsein. Dann gewahrte er die weibliche Gestalt bei Pleharisch, als sich die Gondel herabsenkte, ihren Tiefstpunkt erreichte, um sogleich wieder zu steigen. Quiupu genügte dieser kurze Augenblick, um zu erkennen, daß die beiden miteinander rangen. Pleharisch wehrte sich verzweifelt, doch gegen die Kräfte dieser Gegnerin besaß er nicht den Hauch einer Chance.
Srimavo! durchfuhr es das kosmische Findelkind. Laut schrie er den Namen heraus: „Srimavo! Die Vishna-Komponente!"
Sie reagierte nicht, schien ihn nicht einmal zu hören - und war dann ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war.
Pleharisch aber lag mit der Körpermitte über dem Rand der Gondel. Seine Arme baumelten schlaff herab. Quiupu mußte sich überwinden, um auf die Stufen des Riesenrads zu steigen. Er überwand eine Absperrung und packte mit beiden Händen zu, als Pleharischs Gondel wieder herabkam. Mit einem Ruck zog er den Unglücklichen heraus und trug ihn auf seinen Armen die Stufen hinab.
Er konnte
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