Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1085 - Rattenliebe

1085 - Rattenliebe

Titel: 1085 - Rattenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
unsere Richtung. Mit einer knappen Bewegung hatte sie sich nach rechts gewandt und setzte ihren Weg fort, der sie auch an der alten Fabrikhalle entlangführen würde.
    »Willst du sie aufhalten, John?«
    »Zunächst noch nicht.«
    Dafür nahmen wir die Verfolgung auf. Wir blieben dicht hinter der steif daherschreitenden Frau, die sich nicht einmal umdrehte, uns aber gehört haben mußte, denn lautlos konnten wir nicht gehen.
    Ich war es schließlich leid und sprach sie an. »Wo willst du hin, Teresa?«
    Eine Antwort bekamen wir nicht.
    Ich holte sie ein und packte sie an der linken Schulter. Mit einer heftigen Bewegung zerrte ich sie herum, damit sie mir ins Gesicht schauen konnte.
    Im ersten Augenblick erschrak ich, obwohl ich den Ausdruck kannte. Sie hatte die Lippen wieder gespitzt und ihre Wangen zusammengezogen. Die beiden Kugeln malten sich deutlich ab, und in ihren Augen schimmerte es seltsam.
    »Es hat keinen Sinn mehr, Teresa. Du mußt jetzt hier bei mir bleiben. Wir werden gemeinsam eine Lösung finden.«
    »Nein!« zischelte sie und fiepte sogar. »Ich bin eine Ratte. Ich gehöre zu ihnen. Ich hasse die Menschen. Ich bleib bei ihnen, und sie bleiben bei mir.«
    Die Mauer der Fabrik überwarf uns mit ihrem düsteren Schatten, als wäre dieser bereits eine Schwinge des Todes. »Tut mir leid, Teresa, das kann ich nicht zulassen. Ich werde dafür sorgen, daß man dich von deiner Psychose befreit. Du mußt mir vertrauen und dich behandeln lassen.«
    »Ich bin eine Ratte!« Ihre Sprache war anders geworden. So zirpend. Sie versuchte tatsächlich, die Laute der Tiere nachzuahmen. Auf dem Weg dorthin war sie bereits, wenn ich davon ausging.
    »Nein, du bist ein Mensch!«
    Sie riß sich los. Sehr schnell und heftig. Dann rammte sie mir eine Faust in die Magengrube, so daß mir für einen Moment die Luft wegblieb und ich nichts unternehmen konnte. Ich kippte sogar nach hinten und sank etwas in die Knie.
    Jane fluchte. Sie fing mich ab. Ich keuchte und fluchte ebenfalls, aber mehr über mich selbst.
    Teresa hatte ihre Chance genutzt. Sie bewies uns, daß sie auch laufen konnte. Dicht an der Wand entlang führte ihr Weg auf die Eingangsseite der alten Fabrikhalle zu. Dabei war sie nicht ruhig. Sie fiepte permanent, denn sie wollte ihren Rattenfreunden beweisen, daß sie noch vorhanden war.
    Natürlich nahmen Jane und ich die Verfolgung auf. Ich hatte noch mit den Nachwirkungen des Treffens zu kämpfen. Bei jedem Schritt drückte sich der Magen in die Höhe, aber es ließ sich aushalten.
    So etwas hinderte mich nicht daran, meiner Aufgabe nachzukommen.
    Ich wollte Teresa haben.
    Sie war nicht mehr zu sehen. Sie hatte das Ende des alten Baus bereits erreicht und sich um die Ecke gedreht. Sie war jetzt in der Halle, und dort warteten auch die Ratten.
    Neben der laufenden Jane Collins huschte der Kreis des Lichtstrahls hüpfend über den Boden hinweg. Sie hatte mich überholt, blieb schließlich breitbeinig im Eingang stehen und hielt die eingeschaltete Lampe mit beiden Händen fest. Sie schwenkte sie, um soviel wie möglich auszuleuchten.
    Die Halle war groß, und sie bot zahlreiche Verstecke. Da reichte auch die lichtstarke Lampe nicht aus, um in alle Ecken hineinleuchten zu können.
    Wir sahen weder Teresa noch ihre Ratten. Aber sie waren da, denn wir hörten sie. Die schrillen Geräusche klangen uns entgegen. Auf mich wirkten sie wie eine disharmonische Musik. Jane, die an meiner linken stand, mußte es ähnlich empfinden, denn sie hatte ihr Gesicht verzogen wie jemand, der mit Essig gegurgelt hat.
    »Die stecken irgendwo da hinten, John.«
    »Okay, dann wollen wir.«
    Gemeinsam betraten wir die alte Halle. Mir kam sie noch düsterer und kälter vor. Das Licht paßte sich der Umgebung an, denn es verbreitete keine Wärme, nur einen hellen Streifen, der die Finsternis zerteilte.
    Je näher wir unserem Ziel kamen, um so mehr nahmen die Geräusche an Lautstärke zu. Obwohl ich sie schon öfter gehört hatte, würde ich mich nicht daran gewöhnen können. Sie waren einfach zu fremd, eben nicht menschlich, und ich konnte einfach nicht begreifen, daß sich Teresa so wohl zwischen den Tieren fühlte und sogar dabei war, ihre Rattensprache zu lernen.
    »John, ich sehe sie schon.« Janes Stimme klang zittrig. »Das ist wohl nicht normal…«
    Wir gingen schneller, und Jane hob ihre Lampe an. Ich hatte meine kleine Leuchte ebenfalls hervorgeholt. Gemeinsam fanden die beiden Lichtstrahlen das Ziel.
    Wir blieben stehen und waren

Weitere Kostenlose Bücher