1087 - Blutjagd
hätte, dem wäre ein Rieseninsekt aufgefallen, das sich in Zickzackflügen durch die Luft bewegte, verfolgt von zwei hellen Lichtbahnen, die unkontrolliert durch die Gegend huschten und verzweifelt auf der Suche nach irgendwelchen Zielen waren.
Ich hatte mich auf dem Sitz gedreht so gut wie möglich, weil ich nach hinten schauen wollte.
Das Monster blieb dran.
Außerhalb des Scheinwerferlichts sah ich es nicht mehr so deutlich. Es war mehr ein sich in der Luft bewegender Schatten, der noch an Geschwindigkeit gewinnen mußte, um den im höchsten Tempo fliegenden Hubschrauber zu erreichen.
Was Speedy da vollführte, lag dicht an der Grenze. Er flog Kurven, ohne dabei seine Absicht aufzugeben, so schnell wie möglich aufzusetzen. Es war nicht einfach und erforderte höchstes Können, und das Monstrum blieb uns weiterhin im Nacken.
Die Lichtkegel huschten bereits über den Boden hinweg. Zum Glück war es nahe der Bahngleise eben, so konnte eine normale Landung hingelegt werden, wenn auch unter erschwerten Bedingungen.
»Achtung - jetzt!«
Wir waren angeschnallt. Trotzdem hielten wir uns fest, als Speedy uns warnte.
Wir alle waren schon des öfteren mit einem Hubschrauber unterwegs und die Flüge waren nicht alle eine Offenbarung gewesen, eine derartige Landung hatten wir jedoch noch nie erlebt.
Wir waren nicht senkrecht in die Tiefe geflogen, sondern leicht schräg. Es hatte sich keine andere Möglichkeit ergeben, und die Kufen rutschten über den Boden hinweg. Ich rechnete damit, daß wir umkippten, weil der Heli auch schwankte und über eine Bodenwelle hinwegbockte, aber das Glück stand auf unserer Seite.
Wir kamen normal zum Stehen, wenn auch etwas schräg, aber das machte nichts.
Suko hatte bereits den Ausstieg aufgeschoben. Er war als erster draußen, ich folgte ihm, dann sprang Bill. Speedy wiesen wir an, in der Maschine zu bleiben, denn noch war dieser verfluchte Vampir nicht erledigt. Er würde fighten bis zum letzten, und es gab nur eine Stelle, wo dies geschah.
Wir mußten zurück. Rechts von uns stand der Zug wie ein Kulisse. Mit langen Sätzen hetzten wir dorthin, wo Estelle zu Boden gelegt worden war. Wir hofften, die Stelle schon beim ersten Anlauf zu finden.
Es war nicht leicht, in der Dunkelheit schnell zu laufen. Unsere Bewegungen glichen denen von springenden und flüchtenden Hasen. Es gab auch keinen Suchscheinwerfer mehr, der uns geholfen hätte, aber den brauchten wir auch nicht.
Wir sahen das Monster und auch Estelle.
Eigentlich hätte er sie hochheben müssen, aber er traute sich nicht. Er stand in der Nähe, wie jemand, der erst einmal abwartet, bis es eine bessere Situation gab.
Warum tat er das?
Estelle richtete sich sogar auf. Sie stand fast vor ihm, aber sie ging nicht auf ihn zu. Und er hielt sich auch zurück.
Der Grund war wenig später zu sehen.
Zwischen den beiden hatte sich die ätherische und feinstoffliche Gestalt aufgebaut. Sie bildete diese Mauer, und uns wehte ein Veilchengeruch entgegen.
Der gute Engel…
Er sprach nicht, dafür Estelle. Sie hatte uns gehört, jetzt auch gesehen. Zum erstenmal vernahm ich ihre Stimme. Sie klang nicht laut, doch die Angst war darin zu hören.
»Er kann nicht mehr. Er kann mich nicht mehr beschützen. Es war das letzte Mal…«
Ich wußte, was das bedeutete. Wir drei wußten es, aber ich besaß das Kreuz, das mich auch vor den Kreaturen der Finsternis beschützte. Als ich schneller lief und auf Estelle zuhetzte, da wollte auch das Monstrum starten.
Das Kreuz hielt ich bereits in der Hand.
»Hier, nimm es!« schrie ich. Ich wollte, daß Estelle dieses Untier besiegte. Zur Not waren wir noch da.
Sie sah mich, und ich prallte gegen sie. Beinahe wären wir zu Boden gefallen, doch dann drückte ich ihr mein geweihtes Kreuz in die rechte Hand.
»Es wird den Vampir zerstören!«
Sie begriff es nicht. Ich drehte sie herum, und plötzlich standen sich die beiden wieder gegenüber.
Ich blieb als Schutz neben Estelle, während sich Suko und Bill im Hintergrund aufhielten. Der Inspektor hielt bereits seine Dämonenpeitsche einsatzbereit in der rechten Hand.
Das Kreuz strahlte auf, als hätte es einen hellen Anstrich bekommen. Das Licht war da. So wunderbar strahlend. Ein Zeichen- des Guten, das gegen Ezra York anging, der in den hellen Schein hineingeraten war.
Er stand da und konnte nichts tun. Das Monster war gelähmt. In seinem glatten Gesicht zeichnete sich so etwas wie furchtbare Angst ab. Das Maul zuckte. Die Zähne waren
Weitere Kostenlose Bücher