1087 - Blutjagd
zu sehen. Die Hände krallten sich zusammen. Spitze Nägel drangen in die Haut ein, rissen tiefe Wunden, aus denen etwas hervorsickerte. Es war eine dunkle Flüssigkeit, die wenig später auch das Gesicht zeichnete, denn es hatte zahlreiche Risse bekommen. Sie sahen aus wie Furchen in einem alten Gestein, verbreiterten sich aber durch den Druck der Flüssigkeit, die überall hervorströmte.
Drachenblut…
Altes Blut aus einer Zeit, die so weit zurücklag, daß es für einen Menschen schon unvorstellbar war.
Estelle Crighton hielt sich tapfer. Ja, sie war wieder aufgeblüht. Sie spürte die Kraft des Kreuzes an sich selbst und stand da wie eine Statue.
Sie brauchte nichts zu tun. Das regelte die Kraft des Kreuzes von allein, denn diesmal war sie die Siegerin.
Gegen geweihte Silberkugeln hatte sich die Haut resistent gezeigt, nicht aber gegen die Macht des Kreuzes, die mit einer elementaren Wucht in das Böse hineinschlug.
Vor Urzeiten hatte es das Symbol des Kreuzes noch nicht gegeben. Da wäre es nicht möglich gewesen, die Kreaturen damit zu vernichten. Aber sie hatten sich angeglichen und es geschafft, nicht nur äußerlich so zu werden wie die Menschen. Auch ihr Inneres und so etwas wie eine Psyche hatten sie angenommen, um eben möglichst perfekt zu werden.
Auch Ezra York.
Das wurde ihm zum Verhängnis. Da konnte ihn auch die Drachenhaut nicht schützen.
Es blieb nicht mehr bei den Rissen und dem wenig hervorströmenden Blut. Plötzlich brach der Körper auseinander wie von inneren Explosionen. Ein Blutschwall breitete sich aus. Aber er spritzte nicht zu den Seiten weg, sondern behielt eher eine säulenartige Form.
Für die Dauer von zwei, drei Herzschlägen stand die Drachenblut-Säule unbeweglich, dann sackte sie zusammen, um auf dem Boden eine übelriechende Pfütze zu bilden.
Kein Körper mehr, keine Krallen, keine Schwingen. Nur eben die Lache, die irgendwann versickern würde.
Wie eine Schlafwandlerin bewegte sich Estelle Crighton von mir weg, um auf Bill zuzugehen. Der Reporter wußte, was er zu tun hatte. Er ging ihr entgegen und kam gerade recht, um die junge Frau aufzufangen.
Ich atmete durch, nickte Suko zu, und er lächelte zurück. Viel hatten wir mit diesem Fall nicht zu tun gehabt, aber wir waren genau im richtigen Augenblick eingetroffen.
Und das kann oft besser sein als ein Engagement von Beginn an…
ENDE des Zweiteilers
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