1087 - Wolke im All
drei Raumfahrer auf dem Schnittpunkt einer solchen „Schneise" mit dem „Äquator" oder aber direkt an einem der Pole zu suchen sein.
Je länger sie um das fremde Schiff kreisten, desto deutlicher sahen sie, daß es sehr alt sein mußte. Aus der Nähe bemerkte man, daß viele Stacheln beschädigt waren. Von einigen waren nur noch niedrige Stümpfe übrig, und die Platten waren zernarbt.
„Wie sieht es aus?" erkundigte Henry sich bei Janine. „Merkst du nicht endlich was?"
Das Mädchen zuckte die Schultern.
„Ich habe Angst, und ich fühle mich niedergeschlagen, das ist alles. Außerdem bin ich müde. Ich muß ständig gegen den Schlaf ankämpfen."
Moribunth begann plötzlich, sich die Oberarme zu kratzen.
„Was ist los, BASIS?" fragte er ungeduldig. „Habt ihr nicht endlich genug gesehen?
Laßt uns das verdammte Ding untersuchen oder pfeift uns zurück!"
„Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?" fragte Henry Horth verwundert.
„Ich habe einfach genug davon", schnaufte Mor. „Ich halte das nicht mehr aus."
„Kommt zurück, ROYAL FLUSH!" kam der Befehl von der BASIS.
Henry Horth verspürte plötzlichen Ärger. In irgendeiner Ecke seines Verstandes hielt sich die Erkenntnis, daß er unvernünftig handelte, aber sie drang nicht in sein Bewußtsein vor. Unvermittelt steuerte er die Space-Jet direkt auf den „Igel" zu.
„Zurück!" schrie die Stimme aus dem Lautsprecher.
„Ruhe!" fauchte Moribunth und unterbrach die Funkverbindung.
Als die ROYAL FLUSH zwischen die Stacheln gelangte, schlug Janine Hare die Hände vor die Augen und stöhnte laut auf.
„Die Wolke!" stammelte sie. „Die leuchtende Wolke!"
Henry Horth und Moribunth hörten sie nicht. Sie blickten starr auf die sechseckigen Platten, die schnell näher kamen. Die Space-Jet setzte zwischen den Stacheln auf.
Henry drehte sich um und klappte den Helm von Janines Raumanzug hinunter. Dann verschloß er seinen eigenen Helm und hastete davon. Das Mädchen folgte ihm taumelnd.
Moribunth wartete bereits in der Schleuse auf sie. Augenblicke später standen sie auf der zernarbten Oberfläche des alten Schiffes, und die Stacheln ragten wie ein unheimlicher Wald um sie herum auf.
Henry Horth war der widerstandsfähigste unter den dreien. Als er sich in dieser fremden Umgebung wiederfand, fragte er sich vergeblich, wie er überhaupt dorthin gekommen war. Er drehte sich zur Space-Jet um. In seinem Gehirn schienen zwei verschiedene Wogen gegeneinander zurollen. Die eine versuchte, die Wirklichkeit auszulöschen und ihn in eine Weite hinauszureißen, die er lieber nicht kennen lernen wollte. Es war eine Weite, in der der Verstand eines einzelnen Menschen sich hoffnungslos verlor. Die andere Welle dagegen schwemmte immer neue Erinnerungsfetzen hoch, als wolle sie ihm gerade die Wirklichkeit mit aller Gewalt aufdrängen.
Dann endlich drang ein Gedanke scharf und klar durch.
Die BASIS hatte den Rückflug befohlen. Die BASIS hatte außerdem die Möglichkeit, jederzeit die Space-Jet zu übernehmen. Das kleine Raumschiff konnte jeden Augenblick starten und seine drei Insassen auf diesem seltsamen Igelschiff zurücklassen.
Henry Horth ging mit unsicheren Schritten zur Schleuse zurück. Er hatte schreckliche Angst, daß die Space-Jet vor seinen Augen starten könnte, bevor er sie erreicht hatte.
Dennoch war er unfähig, schneller auszuschreiten. Verschwommen wurde ihm klar, daß auf der Oberfläche des kleinen, alten Raumers eine Schwerkraft herrschte, die es ihm erlaubte, sich völlig normal zu bewegen. Daran konnte es also nicht liegen, wenn er nicht vorankam. Es war eher wie in einem Alptraum. Jede Kraft schien aus seinen Beinen gewichen. Er watete wie durch eine dicke Schicht von zähem Sirup, und sein Wille schien überhaupt nicht mehr zu zählen. Ganz im Gegenteil: Je intensiver er sich um mehr Schnelligkeit bemühte, desto langsamer kam er voran.
Irgend etwas war in dem Igelschiff, und es rief nach ihm. Er konnte es weder hören, noch den Inhalt der Botschaft erahnen. Sein Instinkt riet ihm, dieses Etwas als feindlich einzustufen und zu fliehen, aber in einer anderen Schicht seines Bewußtseins hielt sich hartnäckig der Verdacht, daß sein Instinkt im Unrecht war.
Irgendwie erreichte er die Space-Jet, aber er war nicht hundertprozentig froh darüber.
Er empfand sogar etwas wie ein schlechtes Gewissen dem fremden Schiff gegenüber.
Es wollte ihm etwas mitteilen, und diese Nachricht mußte sehr wichtig sein. Er war geflohen und
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