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1087 - Wolke im All

Titel: 1087 - Wolke im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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die Wände.
    Das Licht war noch schwächer geworden und hatte einen dumpfen, roten Farbton angenommen.
    Janine zuckte unwillkürlich zurück.
    „Henry?" rief sie zögernd. „Mor? Könnt ihr mich hören? Antwortet doch!"
    Aber in den Lautsprechern war nur dieses gräßliche Knistern.
    Sie tastete sich vorwärts, aber schon nach wenigen Metern wurde ihr klar, daß es diesmal schwieriger sein würde, den Weg zu finden, denn das ganze Schiff schien sich in Aufruhr zu befinden. An Stellen, an denen Janine nie und nimmer einen Durchgang vermutet hätte, öffneten und schlossen sich schmatzend diese seltsamen Schotte, die wie Muskeln aussahen und sich auch auf ganz ähnliche Weise bewegten. Plötzlich gab es überall Gänge und Korridore, und sie sahen alle gleich aus. Hinzu gab dieses dumpfe rote Licht, das es schwer machte, irgendwelche Konturen klar zu erkennen. Zu allem Überfluß nahm die Funkentätigkeit zu, und hier und da durchzogen glimmende Fäden die Wände, vereinigten sich zu immer dickeren Strängen und gewannen dabei an Leuchtstärke.
    Janine war fest davon überzeugt, daß binnen kürzester Frist etwas geschehen mußte.
    Entweder erwachte dieses merkwürdige Schiff vollends zum Leben - und niemand wußte, was es dann mit den ungebetenen Gästen anstellen würde - oder das ganze Gebilde flog auseinander.
    Dennoch gab sie nicht auf, nicht einmal dann, als aus der Nachbarschaft der glühenden Wandteile Schwaden von dunstigem Gas aufstiegen, die die Sicht noch weiter einschränkten. Aus dem beständigen Knistern wurde ein immer lauteres Knallen, bis sie gezwungen war, die Helmlautsprecher abzuschalten.
    Sie rief immer wieder nach Henry und Mor, bis das Chaos um sie herum ausbrach.
    Blitze zuckten aus den Wänden und machten die Korridore in Richtung Schiffszentrum unpassierbar. Die glühenden Stränge erreichten eine Decke von fast einem Meter, und um sie herum lösten sich die Wände in treibende Dunstschwaden auf. Von irgendwoher kamen krachende und berstende Geräusche, die Janine auch ohne die Lautsprecher deutlich genug hörte.
    Gib es auf, sagte eine innere Stimme zu ihr. Du kannst nichts mehr tun!
    „Henry! Mor!" schrie sie verzweifelt.
    Die Dunstschwaden kamen wie eine Wand auf sie zu und hüllten sie ein. Sie versuchte, die Wand zu erreichen und sich daran abzustoßen.
    Aber die Wand war nicht mehr da. Statt dessen starrte sie in ein wogendes, waberndes Gewirr von glühenden Fäden, zwischen denen blauweiße Blitze hin und her zuckten. Und mitten aus dieser Hölle heraus kroch etwas auf sie zu, etwas Unförmiges mit einem runden Kopf und einem großen, ebenfalls runden Buckel darüber, unförmig und unbeholfen wie ein Amphibium von einem fernen Planeten und mindestens so groß wie ein ausgewachsener Mensch.
    Janine stieß einen Schrei aus. Der Zufall wollte es, daß sie sich in der Nähe einer dieser glühenden Adern befand. Bisher hatte sie es vermieden, solche Stellen zu berühren, aber die Angst vor dem fremdartigen Ding dort drinnen ließ alle übrigen Ängste als überflüssig erscheinen. Sie trat mit dem Fuß gegen das glühende Zeug. Ein Kribbeln durchlief ihren Körper, aber das war auch schon alles. Der Rückstoß trieb Janine in die Dunstschwaden hinein. Sie stieß gegen weitere Fäden und Stränge und raste im Zickzack dahin zurück, woher sie gekommen war.
    Leider wurde sie das Etwas damit nicht los. Das verdammte Ungeheuer kam jetzt sogar viel schneller voran. Es kroch und robbte nicht mehr an den Strängen entlang, sondern stieß sich ebenfalls ab, ungelenker als Janine, dafür aber mit wesentlich mehr Kraft. Janine wurde fast verrückt vor Angst, während sie sich weiterstieß und sich mit immer höherer Geschwindigkeit durch das fremde Schiff katapultierte.
    Wenn sie das Ungeheuer wenigstens deutlicher hätte sehen können. Aber es war und blieb nichts als ein unförmiger Schatten inmitten der Gasschwaden.
    Plötzlich jedoch geschah etwas, das Janine aller Furcht beraubte: Direkt vor ihr lösten sich die glühenden Stränge auf, und eine von funkelnden Punkten durchsetzte.
    Schwärze tat sich auf. Die Gasschwaden trieben davon und rissen das Mädchen mit sich, mitten in den freien Raum hinein.
    Und dort konnten keine seltsamen, buckeligen Monstren existieren, dessen war Janine sich sicher. Was immer an Bord des Igelschiffs noch gelebt hatte - es hatte die Atmosphäre gebraucht, die dort drinnen herrschte. Hier draußen, in der sternenklaren, luftleeren Unendlichkeit, war ihm jede

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