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1087 - Wolke im All

Titel: 1087 - Wolke im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer der anderen nahm Notiz davon. Das machte sie so ungeheuer wütend, daß sie schließlich in blinder Raserei aus dem Bett sprang, sich auf Javier stürzte und ihm an die Kehle ging, nur damit er endlich den Mund hielt und ihr zuhörte.
    Genau in diesem Augenblick erwachte sie und fand sich emsig damit beschäftigt, dem armen Jolly Jumper die Kehle zuzudrücken. Jolly war schon leicht blau angelaufen. Der plötzliche Überfall hatte ihn so sehr überrascht, daß er an Gegenwehr zunächst gar nicht denken konnte.
    Erschrocken wich Janine zurück. Jolly Jumper japste nach Luft und rieb sich den Hals.
    „Eine feine Begrüßung ist das, daß muß ich schon sagen!" würgte er mühsam hervor.
    Janine wich bis in die entgegengesetzte Ecke des Raumes zurück. Sie wagte es kaum, Jolly anzusehen.
    „Entschuldige bitte", flüsterte sie. „Ich habe etwas Gräßliches geträumt."
    „Ja, so hat es sich auch angefühlt", krächzte Jolly. Er entdeckte einen Becher mit Wasser, der auf dem winzigen, aus der Wand ragenden Tisch stand, und spülte seine mißhandelte Kehle damit durch. Janine beobachtete ihn zitternd.
    „Wir sollten einen Arzt rufen", wisperte sie. „Wenn ich dich verletzt habe ..."
    „Unsinn!" wehrte Jolly Jumper ärgerlich ab. „Glaubst du im Ernst, daß du mir mit deinen kleinen Pfoten etwas anhaben könntest?"
    Janine betrachtete ihn und wußte, daß er recht hatte. Jolly war zwar nicht viel größer als sie selbst, dafür aber wesentlich kompakter gebaut. Dennoch fühlte sie sich miserabel. Auch wenn sie Jolly offensichtlich nicht ernstlich verletzt hatte - dieser Vorfall war für sie schrecklich peinlich.
    Warum hatte es ausgerechnet Jolly sein müssen? Er war hinter ihr her, seit sie sich an Bord der BASIS kennen gelernt hatten, und sie hatte sich ihm gegenüber reichlich paradox verhalten. Sie mochte ihn nämlich, liebte ihn sogar. Trotzdem hatte sie ihn immer wieder abblitzen lassen. Sie selbst empfand das Ganze als ein kokettes Spiel, aber sie wußte sehr genau, daß Jolly es anders auffaßte und einige Male nahe daran gewesen war, handgreiflich zu werden. Gerade dieses Wissen reizte sie ungeheuer. Es war eine so verdammt bequeme Methode, herauszufinden, wie echt Jollys Gefühle wirklich waren. Sie konnte ihn reizen, und wenn er irgendwann wirklich die Kontrolle über sich verlor, würde sie wissen, daß er eben doch anders war, als sie es sich erträumte.
    Aber jetzt, in diesem Augenblick, erkannte sie, wie unfair dieses Spiel war. Gleichzeitig erwachte der Trotz in ihr. Gut, entgegen allen Erwartungen war sie es gewesen, die auf unerwartete Weise gewalttätig reagiert hatte. Aber trug sie etwa die Verantwortung für diesen Vorfall? Sie hatte nicht Jolly gemeint, sondern Javier - den geträumten Javier, der wahrscheinlich niemals diesen Raum betreten hatte.
    „Was hast du eigentlich hier zu suchen?" fragte sie, und ihre Stimme klang wesentlich sicherer als vorher.
    „Ich wollte dich besuchen", erklärte Jolly Jumper schulterzuckend. „Wir haben in der Gruppe darüber gesprochen, und wir fanden alle, daß es unsere Pflicht wäre, uns um dich zu kümmern. Wir haben gelost..."
    „Ach nein. Und das Los ist ausgerechnet auf dich gefallen?"
    Jolly zog den Kopf ein.
    „Nicht direkt", gestand er. „Eigentlich sollte Flo herkommen, aber sie konnte nicht. Seit wir auf diese komische Wolke zufliegen, muß das gesamte Ortungspersonal Sonderschichten schieben."
    Janine hatte eigentlich vorgehabt, Jolly noch weiter in die Enge zu treiben, aber sie gab diesen Gedanken auf. Jolly hatte jenes Stichwort gegeben, auf das sie unbewußt schon seit langem gewartet hatte.
    Die komische Wolke. Dieses Gebilde, das schimmerte und sich bewegte und dabei die Farben wechselte ...
    „Wie nahe sind wir schon dran?" fragte sie.
    Jolly war außerstande, den schnellen Themenwechsel zu verkraften. Er starrte Janine perplex an. Janine entschied, daß es keinen Sinn hatte, ihm weitere Fragen zu stellen.
    Auf diese Weise würde sie nur Zeit verlieren.
    Zum erstenmal sah sie sich bewußt und zielsicher in diesem Raum um, und sie entdeckte zu ihrer großen Erleichterung einen Interkomanschluß. Als sie davor stand, wurde sie von einer momentanen Unsicherheit befallen. Sie hatte nie zuvor versucht, sich mit dem Kommandanten der BASIS in Verbindung zu setzen, und sie rechnete damit, daß es schwierig werden würde.
    Es dauerte in der Tat geraume Zeit, bis sie Javiers Gesicht vor sich hatte, aber das lag einzig und allein daran, daß

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