1087 - Wolke im All
„Wir haben viele Planeten hier in Norgan-Tur gesucht und Kontakte zu einer ganzen Anzahl von fremden Völkern geknüpft, aber wir sind keinen Schritt weitergekommen. Les, wir alle haben zuviel Zeit zum Grübeln. Dabei kommen wir auf alle möglichen Gedanken, und es ist verständlich, daß einige von uns diese frustrierende Mission ablehnen. Wir fliegen von Planet zu Planet und finden nichts. Und von Rhodan hören wir auch nichts. Was liegt da näher, als nach Hause zu laufen und nachzusehen, ob diese Suche überhaupt noch einen Sinn hat?"
„Du bist überzeugt davon, daß das falsch wäre, nicht wahr?"
„Ja. Du nicht?"
„Doch, ich auch. Aber mit unserer Überzeugung allein kommen wir nicht weiter."
„Was wir brauchen, das ist eine handfeste Spur", pflichtete Javier bei. „Etwas, das die Phantasie der Leute so intensiv beschäftigt, daß sie gar keine Zeit mehr haben, über Rhodans Versprechen nachzudenken."
„Was würdest du sagen, wenn es eine solche Spur gäbe?"
„Ich würde dich bitten, sie allen zu zeigen", sagte Waylon Javier gedehnt. „Und zwar so schnell wie möglich."
„Vielleicht wäre es besser, wenn du dir diese Spur erst einmal ansiehst, ehe du die anderen davon in Kenntnis setzt? Sie könnten sich sonst erschrecken."
„Wie meinst du das?" fragte Javier irritiert.
„So, wie ich es gesagt habe", erklärte Zeron trocken.
„Du hast also etwas entdeckt?"
„Ich bin Nexialist", sagte Les Zeron ruhig. „Als solcher mache ich keine Entdeckungen im üblichen Sinn. Ich bringe lediglich die Entdeckungen anderer in den richtigen Zusammenhang."
Javiers Nervenkostüm war infolge seines beunruhigenden Traumes ziemlich fadenscheinig geworden. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen und keine heftige Antwort zu geben. Selbstverständlich wußte er, welche Rolle Les Zeron an Bord der BASIS spielte.
Er erkannte auch, daß Les ihm auszuweichen versuchte, daß dieser Mann Zeit gewinnen wollte, ihn vielleicht sogar einzuschüchtern versuchte.
„Ich will es sehen", sagte er rau. „Sofort!"
Zeron zuckte die Schultern.
„Wie du willst", murmelte er. „Komm in die astronomische Abteilung - ich warte dort auf dich."
„Was soll das?" fragte Javier aufgebracht, aber der Bildschirm wurde bereits dunkel.
Aus irgendeinem Grund lehnte Zeron es ab, Javier auf die übliche Weise zu informieren.
Der Kommandant der BASIS machte sich seufzend auf den Weg und fand Les Zeron vor dem Eingang zur astronomischen Abteilung. Les wirkte unruhig und nervös. Seine Hängebacken hüpften auf und ab, als kaue er unentwegt auf einer zähen Masse herum.
„Warum hast du mich hier herbestellt?" fragte Javier ungeduldig.
„Weil man es nicht auf einem gewöhnlichen Schirm sehen sollte", erwiderte Zeron ziemlich grob. „Jedenfalls nicht beim erstenmal - und nicht, wenn man wie du die Verantwortung für dieses Schiff trägt."
„Ich verstehe kein Wort!"
„Du wirst es sehr schnell verstehen. Komm."
Zeron führte den Kommandanten direkt ins „Heiligtum" der Bordastronomen - den großen Saal mit den gigantischen Bildschirmen, die einem jederzeit den Eindruck vermitteln konnten, direkt ins All hinauszuschauen. Der Nexialist trat an das Kommandopult und tastete einen Befehl ein. Das Licht erlosch, und auf den Schirmen erschienen zahllose Sterne. Es war ein Bild, wie Javier es nur zu gut kannte. Die BASIS war nicht sonderlich weit vom Zentrum der Galaxis Norgan-Tur entfernt, man befand sich daher in einem Gebiet, in dem die Sonnen bereits recht eng beieinander standen.
„Um das zu sehen, brauche ich nicht hier herzukommen", bemerkte der Kommandant.
Zeron gab keine Antwort, sondern winkte nur ab. Gleichzeitig verdunkelte eine Automatik die zahllosen Sonnen, bis nur noch ein schwaches rotes Glimmen ihren jeweiligen Standort anzeigte. Je dunkler die Sterne wurden, desto deutlicher hob sich etwas gegen die Schwärze ab, das irgendwo hinter und zwischen ihnen existierte.
Zuerst war es nur ein verwaschener Fleck, der sich träge zu bewegen schien. Javier dachte an einen Fehler in der Anlage und blickte fragend zu Zeron hinüber, aber der schwieg und rührte sich nicht. Dann wurde der Fleck größer und deutlicher und gewann auf beunruhigende Weise Konturen. Die rotglimmenden Sonnen erstarben fast völlig, während diese Wolke sich zu färben begann.
Unwillkürlich blickte Javier auf seine Hände hinab.
Sie glommen in hellem Blau, und das Leuchten erschien ihm stärker als je zuvor. Fassungslos starrte er wieder auf den
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