1089 - Horrorland
am Gestein die Feuchtigkeit des Nebels zu spüren, aber das war nicht der Fall. Obwohl die seichte graue Suppe um uns herum wehte, war die Wand trocken.
Dann konzentrierte ich mich auf die Gesichter der beiden Menschen. Sie kamen mir eingeschlossen vor. Da war der Kämpfer, der die Frau vor den Gefahren beschützte, und dies wiederum ließ auf ein märchenhaftes Motiv schließen. Letztendlich hatte sich Caine als Märchenerzähler etwas Geld verdient.
Auf dem Gesicht es unbekannten Kämpfers oder Helden malten sich Schmerz und Verbissenheit ab. Letzter Ausdruck trat noch deutlicher hervor, denn er bewies mir, daß der Mann nicht bereit war, aufzugeben. Er wollte weitermachen, wenn es sein mußte, sogar bis zum bitteren Ende. Die Waffe mit den beiden Klingen hielt er schlagbereit. Seine Augen waren verdreht, als suchte er noch in der Bewegung nach anderen Feinden.
Nicht weit von ihm entfernt stand die Frau im blauen Kleid. Das lange braune Haar wehte von ihrem Nacken weg und schwebte über ihrem Rücken, als wäre es von einem kräftigen Windstoß getroffen worden. Sie hielt sich in der Nähe des Kämpfers auf. Die Arme hatte sie ausgestreckt, die Hände berührten den Rücken des Mannes. Der Kontakt gab ihr Schutz, und sie wollte den Mann auch spüren.
Die mächtigen Vögel schwebten um die beiden herum. Es war nicht zu sehen, ob der Kämpfer bereits ein Tier erledigt hatte. Auf dem Boden sah ich keinen Vogel tot liegen. Nur einer hatte sich in der rechten Wade des Mannes verbissen.
Ich lächelte schmal, als ich an mein Kreuz dachte. Wahrscheinlich hatte es keinen Sinn, das Metall über die Wand streifen zu lassen.
Aibon und mein Kreuz paßten irgendwie nicht zusammen. Es gab zwar eine Reaktion, aber nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte.
Trotzdem versuchte ich es. Ich hatte das Kreuz kaum hervorgeholt und über die Wand gleiten lassen, da sah ich das grüne Leuchten auf dem Metall.
Ein Zeichen, daß ich dicht an der Grenze zum Paradies der Druiden stand.
Aber es öffnete sich mir nicht. Das Tor blieb geschlossen. Der richtige Sesam öffne dich! befand sich nicht in meinem Besitz.
Ich trat von der Wand zurück und drehte mich zu Suko hin. Der hatte noch nichts gemacht und nur abgewartet. Mein Gesicht zeigte eine gewisse Enttäuschung, was Suko dazu veranlaßte, die Lippen zu einem Grinsen zu verziehen.
»Hör auf oder mach es besser. Die Magie ist da. Das Tor steht halb offen, aber eben nicht ganz. Ich kann mir gut vorstellen, daß etwas passieren muß, sonst hätte man uns nicht hier eingesperrt. Babette verfolgt damit einen bestimmten Zweck.«
»Vogelfutter…«
»So ähnlich.«
»Was hast du erreicht?«
Er streckte mir seine linke Hand entgegen. Mit der rechten holte er die Dämonenpeitsche hervor. »Noch nichts, John. Ich wollte zunächst deine Aktivität abwarten.«
»Du hast ja gesehen, was dabei herausgekommen ist.«
»Eben.« Er schlug einmal den Kreis über dem Boden. Dann schauten wir beide zu, wie die drei Riemen der Peitsche aus der Öffnung rutschten und über dem Boden hinwegschwangen.
Suko lächelte kantig und nickte mir zu. »Es ist etwas hier. Es gibt diese Verbindung, und ich will endlich die verdammten Vögel vernichten.«
»Okay, ich warte.«
Er warf mir noch einen letzten Blick zu, bevor er näher an die Wand herantrat. Welches Ziel sich Suko ausgesucht hatte, wußte ich nicht, aber ich vertraute der Kraft der Peitsche. Sollte die Verbindung zwischen diesen beiden Welten tatsächlich nicht geschlossen sein, dann war die Peitsche auch kraftvoll genug, um in das andere Reich zu dringen. Dieser Maler hatte einen Teil der Aibonlandschaft in sein Haus geholt. Er konnte auch nicht seiner Phantasie entsprungen sein. Jerry Caine mußte mit Aibon Kontakt gehabt haben, und das nicht nur durch das Anschauen irgendwelcher Bilder. Möglicherweise war er ein Mensch gewesen, den Aibon akzeptiert hatte, so daß er mit einem Auftrag zurück in seine normale Welt gekehrt war.
Suko beherrschte seine Waffe perfekt. Er trat noch etwas zurück, baute sich leicht schräg zur Wand hin auf, holte dann erst aus und schlug sehr schnell zu.
Treffer!
Sogar ein Volltreffer, denn die drei Riemen fächerten wunderbar auseinander, so daß sie verschiedene Ziele erwischten. Einen der fliegenden Vögel, aber keinen der beiden Menschen. Da hatten sie schon einen genügend großen Zwischenraum gelassen.
Als der Kontakt hergestellt war, sah ich für eine winzige Zeitspanne die fahlen Funken oder
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