1089 - Horrorland
unterdrücken. »Jetzt machen Sie aber mal einen Punkt. John und Suko gegen diese Person. Zwei gegen einen, da brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen. Außerdem steht nicht fest, daß Babette Caine etwas mit der Sache zu tun hat.«
»Hat sie aber.«
Tanner spielte mit seiner Hutkrempe. Er wußte nicht, ob er die Kopfbedeckung zurück – oder in die Stirn schieben sollte. Er ließ sie, wo sie war. »Das müssen Sie mir aber erklären, Glenda.«
»Werde ich gern.« Sie berichtete, was ihr an Babette Caine aufgefallen war und wie abgebrüht sie auf den Tod ihres Mannes reagiert hatte. Für Glenda stand fest, daß die Person nicht ganz astrein war, doch Tanner schüttelte nur den Kopf.
»Der Verdacht ist mir nicht nur zu vage, sondern schon mehr als das.«
Glenda Perkins ließ sich nicht beirren. »Weibliche Intuition, Chief-Inspector.«
Tanner verdrehte die Augen. »Damit ist mir meine Frau auch oft angekommen.«
»Und? Hatte sie recht?«
»Ja, schon«, gab er brummig zu. »Allerdings nur, was die familiären Dinge betraf. In meine beruflichen Angelegenheiten mischt sie sich nicht ein.«
»Ich aber.«
Tanner schob die Hände in die Taschen des grauen Mantels. »Was wollen Sie denn?«
»Den beiden nach.«
»Zu dieser Babette Caine?«
Sie nickte.
»Gut, meinetwegen. Sie brauchen mich nicht zu fragen, Glenda.«
»Wissen Sie denn, wo ich sie finden kann?«
»Nein, leider nicht. Das dürfte kein Problem sein. Soll ich die entsprechende Stelle anrufen oder Sie?«
»Übernehmen Sie das, Tanner. Vor Ihnen hat man mehr Respekt.«
»Wenn Sie das sagen.«
Glenda Perkins wartete ab. Je mehr Zeit verstrich, desto unruhiger wurde sie. In ihren Gedanken stellte sie sich Glenda Perkins vor. Sie sah die Frau wieder hier in der Umgebung als geisterhafte Erscheinung, und je mehr sie über ihr Verhalten nachdachte, um so ungewöhnlicher und befremdender kam es ihr vor. Sie hatte sich – und von dieser Meinung ging sie nicht ab verdächtig gemacht. Möglicherweise war Babette so etwas wie eine treibende Kraft. Natürlich konnte sich Glenda auch irren. Daran wollte sie nicht so recht glauben.
Der Chief-Inspector kam zu ihr.
»Haben Sie die Anschrift?«
»Ja.«
»Danke. Wo muß ich hinfahren?«
Er sagte es ihr.
»Wunderbar.« Plötzlich strahlte Glenda, und sie behielt das zuckersüße Lächeln auch bei, als sie sich noch einmal an den Chief-Inspector wandte.
»Darf ich Sie noch um einen letzten Gefallen bitten, Tanner?«
Er wich zurück und hob seine Hände an. »Bitte, Glenda. Wenn meine Frau so spricht, dann…«
»Es geht ja nicht nur um mich. Auch um unsere Freunde John und Suko.«
»Okay, was ist es?«
»Werden Sie dafür sorgen, daß die Tüten mit den Weihnachtsgeschenken ins Johns Büro gebracht werden?«
Tanner wußte nicht, was er sagen sollte. Er schnappte nach Luft, und dann spürte er plötzlich Glendas Lippen auf seiner Wange.
»Danke, Tanner, danke…« Sie zog sich zurück, lief davon und winkte dem Chief-Inspector noch einmal zu.
»Frauen«, stöhnte Tanner nur, »Frauen…«
***
Ein eigenes Fahrzeug stand Glenda nicht zur Verfügung. So hatte sie sich kurz entschlossen ein Taxi genommen, um so schnell wie möglich das Ziel zu erreichen.
Der Fahrer hatte etwas blechern gelacht. »So schnell wie möglich, Miß? Na, Sie haben Nerven. Schauen Sie sich mal den Verkehr hier in der Stadt an. Der kommt einer mittleren Katastrophe gleich.«
»Das schaffen Sie schon.« Glenda drückte ihm einen Schein in die Hand.
»Deshalb kann ich auch nicht fliegen.«
»Aber sicherlich Abkürzungen finden.«
»Versuchen wir es.«
Glenda hatte zum Glück einen schon älteren Fahrer erwischt, der die große Stadt wie seine eigene Geldbörse kannte. Er verfuhr sich nicht, er fand immer wieder Lücken und benutzte auch Schleichwege, die Glenda bisher nicht kannte. So konnten sie den riesigen Verkehr umgehen, auch wenn die Strecke länger war.
Ihre Sorgen wurden nicht geringer. Je länger sie über diese Babette Caine nachdachte, um so mehr festigte sich der Verdacht, daß diese Person es faustdick hinter den Ohren hatte. Die trieb ein gefährliches Spiel. Davon war Glenda überzeugt, auch ohne Beweise in den Händen zu halten.
Es war schwer für sie, ruhig zu bleiben. Die Aufregung brannte in ihr, und immer wieder schaute sie aus dem Fenster, als könnte sie dadurch die Fahrt des Wagens beschleunigen.
Die weihnachtliche Dekoration an den Häusern und in den Schaufenstern und die damit verbundene
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