109 - Der Werwolf und die weiße Frau
Tezza?"
„Ich habe dich verstanden, Herr", flüsterte der Irrwisch, schoß auf die Wand zu und verschwand. Luguri schloß die Augen, darin stieß er einen unmenschlichen Schrei aus. Sollte Dorian Hunter tatsächlich leben, dann würde seine Rache fürchterlich sein. Vielleicht hatte ihn Hermes Trismegistos getäuscht und einen Doppelgänger von Dorian Hunter angefertigt.
Wieder heulte der Erzdämon vor Wut auf.
Sekunden später hatte er sich aber beruhigt. Er rief einige Dämonen zu sich und erteilte seine Befehle.
Coco Zamis war hellwach. Die Alarmsirene hatte sie aufgeweckt, und sie war aus dem Bett gesprungen und hatte bemerkt, daß Dorian verschwunden war. Blitzschnell hatte sie sich angekleidet Jeans. flache Schuhe und einen Pullover. Als sie sich eine gnostische Gemme um den Hals hängen wollte, hatte das Telefon geläutet. Dar Gespräch mit Dorian war nur sehr kurz gewesen.
Die ehemalige Hexe der Schwarzen Familie hängte sich eine Einsatztasche um, in der sich allerlei nützliche Gegenstände befanden. Dann trat sie in den Gang hinaus.
„Wer hat den Alarm ausgelöst?" fragte Burian Wagner, der verschlafen aus seinem Zimmer trat. „Richard und Abi", antwortete Coco. „Sie haben einen Irrwisch gesehen, dem aber die Flucht gelungen ist. Wir müssen die Burg durchsuchen, ob es vielleicht noch andere undichte Stellen gibt." „Das ist aber eine Heidenarbeit", murmelte der füllige Bayer.
„Es wird uns nichts anderes übrigbleiben. Wir dürfen kein Risiko eingehen."
Virgil Fenton erschien mit Tirso, der noch halb schlief.
„Geht einstweilen in den Rittersaal!" sagte Coco. „Ich hole Phillip. Weckt auch das Personal auf!" Für einen Alarm lagen genaue Anweisungen vor. Alle mußten sich auf dem schnellsten Weg in den Rittersaal begehen, wo dann beraten wurde, was weiter geschehen sollte.
Coco betrat Phillips Zimmer. Der Hermaphrodit saß auf dem Fußboden, und sein Gesicht war verzerrt. Tränen rannen über seine Wangen.
„Phillip", sagte Coco leise. Sie setzte sich neben ihm auf den Boden und legte einen Arm um seine Schultern.
„Gefahr", flüsterte Phillip, und seine langen Wimpern zitterten. „Große Gefahr!"
Coco wußte, daß es sinnlos war, Phillip nach näheren Einzelheiten zu fragen. Der Hermaphrodit sprach meist in Rätseln. Nur selten redete er in zusammenhängenden Sätzen; meist waren seine Worte unverständlich.
„Komm mit, Phillip!" sagte Coco. „Wir müssen gehen."
Phillip öffnete die Augen und blickte sie an. Er schien durch sie hindurchzublicken. Die Farbe seiner Augen änderte sich langsam. Sie strahlten jetzt hellgrün.
Coco zog den Jungen hoch. Willig folgte er ihr. Seine rechte Hand verkrallte sich in ihrem linken Unterarm.
„Feuer!" schrie Phillip plötzlich, und seine Hand umklammerte stärker Cocos Arm. „Sturm! Schreie!"
Stirnrunzelnd stieg Coco die Treppe hinunter. Dabei ließ sie Phillip nicht aus den Augen. Sein Gesicht verzerrte sich, als würde er unerträgliche Schmerzen erdulden. Wollte ihr Phillip einen Hinweis auf kommende Ereignisse geben? Lauerte auf sie in der Burg eine Gefahr? Es konnte aber auch durchaus möglich sein, daß sich Phillip an irgend etwas in der Vergangenheit erinnerte und es nochmals nacherlebte, das war schon oft vorgekommen. Man konnte Phillips Reaktionen nur sehr schwer deuten.
Im Rittersaal waren alle versammelt, wie Coco mit einem raschen Blick feststellte - alle außer Dorian und Abi.
„Setz dich nieder, Phillip!". sagte Coco.
Doch der Hermaphrodit weigerte sich. Er blieb unweit der Tür stehen. Die Augen hatte er geschlossen und die Hände zu Fäusten geballt.
„Jetzt fehlen nur noch Flindt und Steiner", stellte Colonel Bixby fest.
Für einen Augenblick dachte Coco daran, allen zu sagen, daß die beiden nicht kommen würden, doch dann überlegte sie es sich anders. Welche Erklärung hätte sie für das Verschwinden der beiden geben sollen?
Der Reihe nach sah sie die Bewohner der Burg an. Die meisten wirkten ziemlich verschlafen, aber ruhig und gelassen. Maria Calvo und Jacqueline Bonnet, die für den Haushalt der Burg verantwortlich waren, wirkten nervös. Udo Schauper, ein vierschrötiger Mann, der für alle möglichen Tätigkeiten eingesetzt wurde, sah gelangweilt Coco an. Ihn konnte nichts aus seiner unerschütterlichen Ruhe reißen.
„Schön", sagte Virgil Fenton. „Nun sitzen wir alle da und glotzen uns gegenseitig dumm an. Was sollen wir unternehmen?"
„Wir müssen auf Flindt und Steiner warten", warf
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