109 - Der Werwolf und die weiße Frau
Hunter, den Dämonenkiller kennengelernt hatte. Dorian Hunter war seid ganz großes Vorbild gewesen, ein Mann, den er rückhaltlos verehrt hatte.
Abi hatte noch immer nicht den Tod des Dämonenkillers verwunden. Sein Verhältnis zu Coco war ziemlich kühl und reserviert. Der Däne vermutete, das Coco Dorians überdrüssig gewesen war und ihn vorsätzlich getötet hatte; und möglicherweise hatte dabei auch dieser Richard Steiner seine Hand mit im Spiel gehabt. Ihm war unverständlich, was Coco an diesem unscheinbaren Deutschen finden konnte, der tolpatschig wie ein Trampeltier war. Abi Flindt hatte sich geschworen, hinter das Geheimnis zu kommen, das Coco Zamis und Richard Steiner verband. Keine Gelegenheit ließ er aus, um hinter den beiden herzuspionieren. Überall hatte er kleine Abhörgeräte angebracht, in der Hoffnung, daß sich die beiden irgendwann einmal verplappern würden. Doch bis jetzt hatte er nichts erfahren.
Mißmutig schlich Abi Flindt vor den Zimmern der beiden auf und ab. Auch hier hatte er kleine Wanze angebracht, doch zu seiner größten Überraschung hatte er nichts hören können. Coco mußte es irgendwie gelungen sein, die hochleistungsstarken Mikrofone außer Betrieb zu setzen.
Aber Abi ließ nicht locker. Zweimal hatte er gesehen, wie Steiner während der Nacht das Zimmer verlassen hatte. Er war ihm gefolgt, hatte aber immer die Spur verloren.
Der Däne beschloß, noch eine Stunde zu warten, dann wollte er schlafen gehen.
Nach zwanzig Minuten hörte er, wie die Tür geöffnet wurde. Rasch versteckte er sich in einer Mauernische.
Richard Steiners Schritte waren zu hören.
Abi Flindt beugte sich vor. Richard Steiner ging den Gang entlang. Der Däne folgte ihm leise. Immer wieder drückte er sich in eine Mauernische.
Was will er bei Phillip? dachte Abi überrascht, als Steiner das Zimmer des Hermaphroditen betrat.
Rasch stülpte er sich den Kopfhörer über den Kopf und griff nach dem Empfänger, der auf seiner Brust baumelte. Auch in Phillips Zimmer hatte er ein Mikrofon angebracht. Deutlich konnte er Richard Steiners Stimme vernehmen. Stirnrunzelnd hörte er zu.
„Du darfst nicht verraten, daß Dorian Hunter lebt."
Diese Worte hallten in seinem Kopf wider.
Dorian Hunter lebt!
Abi Flindt war wie vor den Kopf geschlagen. Es war ein Schock für ihn, ein gewaltiger sogar.
Wer war dieser Richard Steiner? fragte er sich. Woher wußte er, daß Dorian noch lebte? Wurde der Dämonenkiller vielleicht irgendwo gefangengehalten?
Der Däne war so in Gedanken versunken, daß er gar nicht merkte, wie Richard Steiner das Zimmer des Hermaphroditen wieder verließ. Erst, als er Schritte hörte, erwachte er aus seiner Benommenheit.
Richard Steiner verschwand in einem der Ecktürme. Abi Flindt ließ sich Zeit mit der Verfolgung. Steiner konnte ihm nicht entkommen. Seine Gedanken gingen im Kreis. Wenn das tatsächlich wahr war, daß Dorian Hunter lebte, dann änderte das die Situation gründlich.
Er stieg nachdenklich die Wendeltreppe hinunter, ging am Verlies vorbei und betrat die Folterkammer.
Richard Steiner war nicht zu sehen.
Es gab noch einen zweiten Eingang, hinter dem ein Geheimgang lag, doch dieses Tor war von innen geschlossen und mit Dämonenbannern abgesichert.
„Steiner!" schrie Abi laut. „Wo hast du dich versteckt?"
Doch Steiner antwortete nicht. Wütend durchsuchte Abi Flindt die Folterkammer. Es war unmöglich, daß sich Steiner einfach in Luft aufgelöst hatte. Doch trotz seiner eifrigen Suche fand er Steiner nicht.
Kopfschüttelnd blieb Abi in der Mitte der Folterkammer stehen und blickte sich nochmals aufmerksam um. Überrascht sprang er einen Schritt zurück, als die Luft einen Augenblick zu flimmern schien. Plötzlich stand Richard Steiner hinter einem Streckbrett. In der rechten Hand hielt er einen seltsam geformten Stab, den er zusammenschob und in die Rocktasche steckte.
Abi riß seine Pistole heraus und entsicherte sie.
Richard Steiner drehte sich langsam um.
„Steck die Pistole weg, Abi!" sagte Steiner.
Der junge Däne schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, die stecke ich nicht fort. Zuerst beantwortest du mir einige Fragen, Steiner."
„Ich habe keine Zeit zu verlieren, Abi. Hebe dir deine Fragen für einen anderen Zeitpunkt auf!" Steiner wollte an Abi vorbeigehen.
„Bleib stehen, Steiner!" sagte Abi kalt. „Ich. schieße sonst."
„Du bist wohl übergeschnappt?" fragte Steiner.
„Nein, das bin ich nicht. Ich habe dein Gespräch mit Phillip
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