109 - Der Werwolf und die weiße Frau
sie ja wieder zurückschlagen", meinte Burian.
„Vielleicht einmal noch", sagte Coco. „Öfter auf keinen Fall. Es schwächt mich einfach zu sehr. Sie bekommen Verstärkung."
Immer mehr Dämonen trafen ein. Die Toten und Verletzten wurden fortgeschafft. Die neu angekommenen Dämonen versteckten sich im Wald und waren nun nicht mehr zu sehen.
„Sie brüten sicherlich eine neue Teufelei aus", sagte Virgil.
„Die Dämonen wissen, daß ich ihren Angriff abgewehrt habe", stellte Coco fest. „Und sie wissen natürlich auch, wie ich es gemacht habe. Ich würde gern wissen, ob sich Luguri unter den Dämonen befindet. Aber wahrscheinlich nicht. Sie werden ihn aber um Rat fragen."
„Und was wird er ihnen raten?"
„Sie werden einen magischen Spiegel holen", sagte Coco leise, „sich auf ihn konzentrieren und weiter die magischen Blitze gegen die Burg schleudern. Und dagegen kann ich nur sehr wenig unternehmen. Ich könnte zwar den Spiegel ein- oder zweimal zerstören, aber den Dämonen damit nichts anhaben. Ich würde nur meine eigenen Kräfte schwächen.
„Was sollen wir tun?"
„Wir können nur warten. Ein Fluchtversuch ist sinnlos. Rings um die Burg wimmelt es nur so von Dämonen. Wir können nur hoffen, daß die Dämonenbanner stark genug sind. Aber das bezweifle ich, wenn ich ganz ehrlich sein soll. Mit so einem konzentrierten Angriff haben wir einfach nicht gerechnet."
Auf einem der Bildschirme war jetzt ein seltsames Gebilde zu sehen: Ein Würfel, dessen Seiten verschiedenfarbig waren. Der Würfel schwebte auf einen Fensterladen im ersten Stock zu und blieb einen Meter davor in der Luft hängen.
„Da ist der magische Spiegel", sagte Coco.
Rote Flammen schossen aus dem Würfel, der sich rasend schnell bewegte. Die Flammen hüllten den Fensterladen ein.
Auf einem anderen Bildschirm war ein zweiter Würfel zu sehen, der auf das Doppeltor zuschwebte. „Geht in das unterirdische Gewölbe!" sagte Coco in das Walkie-talkie. „Beeilt euch!"
„Verstanden", antwortete Colonel Bixby.
Wieder bebte die Burg. Im Fensterladen klaffte nun ein winziges Loch, das rasch größer wurde. Als es faustgroß war, erloschen die Flammen, die aus dem Würfel geschlagen waren. Ein grüner Schatten sprang auf die Burg zu, glitt in das Loch und war nicht mehr zu sehen.
„Der erste Dämon ist in die Burg gelangt", sagte Coco.
Sie lief aus dem Fernsehraum. Virgil und Burian folgten ihr.
„Im unterirdischen Gewölbe sind wir ziemlich sicher", sagte Coco, während sie auf einen der Ecktürme zulief. „Aber wir können uns auf eine längere Belagerung gefaßt machen."
Colonel Bixby und Tirso standen vor der Haupttreppe.
„Wo sind die anderen?" fragte Coco.
„Sind bereits im Gewölbe. Phillip tobt wie ein Verrückter. Wir hatten Mühe, ihn hinunterzuschaffen."
„Rasch!" sagte Virgil drängend. „Ein Dämon ist bereits in die Burg eingedrungen. Er wird uns sicherlich verfolgen."
Bixby, Fenton und Wagner stiegen die Treppe hinunter.
„Folge ihnen, Tirso!" Sagte Coco, doch der Zyklopenjunge schüttelte entschieden den Kopf.
„Ich bleibe bei dir, Coco", sagte er.
In diesem Augenblick schoß der Dämon um die Ecke. Sein Körper war gasförmig. Auf dem schmalen Körper saß eine abstoßend häßliche Teufelsfratze. Coco hob beide Hände und schrie einen magischen Bannspruch. Der Gasdämon schien in sich zusammenzufallen, schrumpfte etwas und blies sich wieder auf. Seine dünnen Arme wurden länger und griffen nach Coco.
Da griff Tirso ein. Der Zyklopenjunge wußte, daß er über besondere Fähigkeiten verfügte. Telekinese war ein Teil davon, der Feuerblick ein anderer. Den Feuerblick wandte er normalerweise nicht an. Seine im Unterbewußtsein verankerte Angst hinderte ihn daran. Nur zu genau erinnerte er sich, daß er mit seinen Kräften das ganze Tal in Flammen hatte aufgehen lassen.
Doch jetzt war die Situation eine andere. Ein unheimliches Wesen griff Coco an. Es wollte seine über alles geliebte Coco töten.
Deutlich spürte der Junge die Gedanken des Gasdämonen. Und er setzte seine unerklärlichen Kräfte ein. Sein Augen flackerten einen Augenblick.
Der Gasdämon stieß einen schrillen Schrei aus und löste sich einfach in Luft auf.
Coco blickte Tirso an, der verlegen lächelte.
„Ich weiß, daß ich den Flammenblick nicht anwenden soll.", sagte er entschuldigend, „aber ich mußte dir doch helfen, nicht wahr?"
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen, Tirso", sagte Coco. „Du hast aus
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