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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Ländern, sind aber beide das Zeichen eines großen Kriegers.« Er umging das Wort Soldat, weil es dafür im Vokabular der Wandernden Völker keinen exakten Ausdruck gab.
    Auf einen Schlag all ihrer Hoffnung beraubt, begann Amelie zu zittern.
    »Dass die Marke innerhalb deiner Familie weitergegeben wird, bedeutet sicher, dass du die Nachfahrin einer großen Kriegerin bist«, fügt Matt tröstend hinzu. »Ich kann die Daten darauf gerne notieren und bei den Franzosen nachfragen, ob die ehemalige Trägerin noch in ihren Unterlagen geführt wird. Würde dich das freuen?«
    Amelie nickte kurz, sah dann aber zu Boden, um die Tränen zu verbergen, die ihr aus den Augenwinkeln quollen. Alle im Raum schwiegen betreten. Selbst Aruula schob ihr Schwert zurück in die Rückenhalterung.
    Kurz bevor die Stille unerträglich werden konnte, machte Corporal Farmer durch ein Räuspern auf sich aufmerksam.
    »Ich weiß nicht, ob das jetzt der richtige Zeitpunkt ist, Commander«, begann er und sah dabei vielsagend zu Amelie, Blaance und Alaan, »aber ich glaube, ich habe etwas Interessantes entdeckt.«
    »Sprechen Sie«, bat Matt, der keinen Grund für eine Geheimhaltung sah. Die drei Barbaren würden ohnehin kaum verstehen, was besprochen wurde.
    Corporal Farmer berührte ein Sensorpad, das den Flachbildschirm neben dem Elektronenmikroskop steuerte. Der Monitor zeigte eine tausendfache Vergrößerung der blauen Substanz, die Matt bei der Leiche sichergestellt hatte. Zuerst ähnelte die Aufnahme einer fremden Planetenoberfläche.
    Einem rauen Terrain aus seltsam geformten Gipfeln und Tälern, dem allerdings eine wiederkehrende Struktur innewohnte.
    »Das sichergestellte Material besteht aus einer Ansammlung identisch geformter Partikel, die miteinander verknüpft sind«, erklärte Farmer.
    Ehe jemand etwas darauf erwidern konnte, wechselte er auf eine stärkere Vergrößerung. Diesmal wurden winzige pentagonale Strukturen auf molekularer Ebene erkennbar.
    Fünfecke, die über ausgeprägte Beine verfügten und zu einer beweglichen Struktur miteinander verhakt waren. Mit einem weiteren Knopfdruck isolierte Andrew Farmer eine einzelne Struktur des Geflechts und stellte sie dreidimensional da. Nun war deutlich zu erkennen, das es sich um einen Dodekaeder
    [(Pentagon-)Dodekaeder aus 12 (grch. dodeka) Fünfecken (grch. pentagon)] handelte, dessen nach oben und unten gerichtete Haken sich mit den anderen zwölfflächigen Kugeln verzahnten.
    Derart vergrößert wirkte die geometrische Form wie ein Baustein, mit dem ein Kind, sofern es genügend Teile besaß, jede beliebige Struktur zusammenfügen konnte.
    »Was ist das?«, fragte Matt.
    »Anorganisch«, antwortete Farmer vage. »Diese Substanz wurde von einer hochentwickelten Technik künstlich hergestellt, so viel ist sicher. So weit ich feststellen konnte, reagiert sie auf äußere Energiequellen im niederfrequenten Bereich. Auf was genau, lässt sich erst nach einer Testreihe feststellen.«
    »Verstehe ich nicht«, gestand Matt. »Wozu soll das gut sein?«
    Farmer hob die Hände in einer entschuldigenden Geste.
    »Um das zu beantworten, müsste ich spekulieren. Ich tippe mal auf ein Trägermedium, das Energie absorbiert und weiterleitet.«
    Der Commander kratzte sich am Kinn. »Ein Stofffetzen, der wie ein Stromkabel arbeitet?«
    »O nein, es ist weit mehr als ein einfacher Energieleiter.«
    Der sonst so bescheidene Farmer lächelte stolz. Ein seltenes Zeichen der Eitelkeit, das er sich angesichts seines Fachwissens auch verdient hatte. »Dieses Material leitet nicht nur Energie, es wandelt sie auch um. Vor allem besitzt es aber die Eigenschaft, seine Form zu verändern.«
    »Aber…« Matthew war verblüfft. »Wie ist das möglich?«
    Farmer hob den rechten Zeigefinger in einer um Aufmerksamkeit heischenden Geste, bevor er ihn auf das Sensorpad senkte, um eine weitere Vergrößerung auf den Bildschirm zu holen. Diesmal wurden Schaltungen auf dem Oktagon sichtbar. »Ein Nanobot«, erklärte Andrew Farmer, was dort zu sehen war. »Nur einer von unzähligen Miniaturrobotern auf molekularer Ebene, die umfangreiche Prozesse abwickeln können. Selbst jetzt, da es nur einige Tausend sind, können sie Form und Energie ihrer Gesamtstruktur verändern. Sie haben es selbst gespürt, Commander, als sich das Material ihrer Fingerkuppe angepasst hat. Der kurze Schmerz, den sie gefühlt haben, war die Reaktion auf einen Energieentzug. Zum Glück ist die gefundene Menge zu gering, um Schaden anzurichten.

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