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109 - Die Atemdiebin

109 - Die Atemdiebin

Titel: 109 - Die Atemdiebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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Schriftzug »Projet Vitalité« sehen konnte, unter dem die Animation einer sich drehenden DNA-Kette ablief. Mit einem Sensordruck brach er das Intro ab. Daraufhin erschien das als SECRET eingestufte Dossier einer jungen Frau. Neben ihrem Porträtfoto leuchteten die üblichen Informationen auf.
    Name: Amelie Peringon
    Geboren: 2469
    Alter: 28 Jahre
    Dienstgrad: Lieutenant
    Über dem Lebenslauf, der sie als zielstrebige, intelligente Offizierin beschrieb, blinkte der Zusatz »Im Einsatz gefallen«.
    »Ihr Haar«, fragte Village verwirrt. »Ist es echt?«
    »Ja«, bestätigte Dufaux. »Eine Auswirkung der verabreichten Präparate.«
    Schweigend las der General die Projektbeschreibung, um sein Gedächtnis aufzufrischen. Ähnlich wie Dufaux war er seinerzeit zu jung gewesen, um am Projekt »Vitalité« beteiligt zu sein. Und wie Dufaux wurde er aschfahl im Gesicht, als die Aufzeichnung der Überwachungskameras abgespielt wurde.
    Schweiß benetzte seine Stirn, als er sich endlich an seinen Untergebenen wandte.
    »Woher stammen diese Gewebeproben?«, fragte er mit schriller Stimme.
    »Das Experiment wurde vor 32 Jahren abgebrochen und die Außenstelle versiegelt.«
    Dufaux ließ sich von dem anklagenden Tonfall nicht beeindrucken. Village und er kannten einander lange genug, um über die Dienstgrade hinweg offen miteinander zu reden.
    »Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen ist nicht auszuschließen, dass ein Teil des Experiments entweichen konnte. Womöglich halten sich die Briten schon viel länger in dieser Gegend auf als wir bisher wussten. Ich bitte deshalb um die Erlaubnis…«
    »Ist hiermit erteilt«, unterbrach der General. »Stellen Sie einen Stoßtrupp zusammen, Dufaux, der uns Gewissheit verschafft.«
    Nun, da sie die Initiative ergriffen, redeten beide Männer ruhig und präzise. Routine breitete sich aus. Schließlich war das nicht die erste Krise, die sie gemeinsam bewältigten.
    »Wir müssen mit äußerstem Fingerspitzengefühl vorgehen«, stellte General Village nachdrücklich klar.
    »Oberflächenkontakte sind von jeher eine heikle Angelegenheit. Und gerade jetzt, da uns die Briten neue Perspektiven bieten, muss die Balance gewahrt bleiben.«
    »Was ist mit dem Präsidenten und dem Sicherheitsrat?«
    »Darum kümmere ich mich, Colonel, keine Sorge. Aber bevor wir die Alarmstufe erhöhen, müssen wir uns Gewissheit verschaffen.«
    »Sie sprechen von der Außenmission?«, fragte Dufaux.
    »Unter Ihrer persönlichen Leitung«, ordnete der General an.
    »Sie erstatten nur mir Bericht, und keinem anderen. Verstanden?«
    Dufaux nickte. »Wie Sie befehlen, mon Général.«
    ***
    Die Ereignisse der letzten Minuten erschütterten Amelie bis ins Mark. Ihre Stirn glühte wie im Fieber. Schweiß perlte, eine heiße Spur hinterlassend, ihre Wangen herab.
    »Die Bewohner von Geenislaaval sind also böse Menschen?«, fragte sie heiser.
    Maddrax sah hilflos drein, bevor er mit den Schultern zuckte. »Nicht unbedingt«, wehrte er halbherzig ab. »Aber es ist jetzt wohl nicht der richtige Zeitpunkt, um sie nach alten Erkennungsnummern zu fragen.«
    Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er noch etwas hinzufügen, zögerte jedoch, es auszusprechen. Amelie konnte sich auch so denken, dass er sie und die anderen Barbaren loswerden wollte, um sich alleine mit seiner Mannschaft zu besprechen. Ihr war das nur Recht.
    Heiße Schmerzwellen, die wie Säure brennen. Unbehaglich sah sie zum Zwischenschott. Verzerrte Gesichter unter gläsernen Helmen. Alles in ihr drängte danach, ins Freie zu stürzen. Wühlender Schmerz, unter dem sie sich aufbäumt. Die Laborwände schienen plötzlich aufeinander zuzunicken.
    Aufgerissene Münder, aus denen kein einziger Ton dringt. Sie fühlte sich beengt. Hilflos und verfolgt.
    Die Theorien zu der Beschaffenheit ihres Anzugs hatten sie aufgewühlt. Lederne Manschetten, die sie an den Tisch fesseln.
    Längst verschüttet geglaubte Erinnerungen drangen an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Der Körper verfällt, doch sie stirbt nicht. Sie brauchte Zeit, um ihre Gedanken zu ordnen.
    Ihr Geist ist wach, während sie endlos dahin vegetiert.
    Sie brauchte Luft! Jetzt gleich. Luft zum Atmen. Luft, um frei zu sein.
    »Kann ich…«, würgte sie hervor. »Kann ich morgen noch einmal wiederkommen? Wenn sich die Lage bis dahin wieder beruhigt hat?«
    Maddrax sagte sofort zu, obwohl ihm das einen bösen Seitenblick seiner Gefährtin einbrachte. Diese Aruula war gefährlich, denn sie spürte die

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