109 - Kastell des Dämons
wenige
Stunden in der Woche investieren, um nicht aufzufallen. Die Freelys sollten
nicht wissen, daß ich ihr Haus nur als eine Art Sprungbrett benutzte. Als das
mit Camilla geschah, war die elektronische Anlage drüben erst zu einem Teil
fertig. Hätte sie vollwertig gearbeitet, wäre es vielleicht nicht passiert.“ Er
winkte ab und goß sich einen neuen Whisky ein. „Aber so kann man das auch nicht
sagen. Es gibt so viele Wenn’s und Aber. Die Anlage hat auch nicht funktioniert,
als die Sache mit den Sallingers geschah.“
Er glaubte
fest daran, daß das Paar dem menschenmordenden Dämon begegnet war.
„Schreie,
Geräusche, Stimmen, Signale“, fuhr Slythe fort. „Die habe ich empfangen und
aufgezeichnet. Ich habe begonnen, sie zu analysieren. Manches ist eindeutig
klar. Die Worte sind vorhanden und sprechen für sich, man braucht nicht
herumzudeuteln. Nur: in welchem Zusammenhang muß man sie sehen? Vielleicht
liegt da das Geheimnis - eines der Geheimnisse - verbesserte er sich. „Der
unheimliche Geist, der mir ins Netz gehen sollte, was ich hoffte, hatte aber
meine Vorbereitungen sehr genau beobachtet. Als es heute abend zu dem Kurzschluß kam, war die Stunde der Abrechnung für ihn - so schien es -
gekommen. Alles ist zerstört. Das Netz konnte ihn aufhalten, aber nicht
vernichten oder fangen. Wir müssen froh sein, daß wir noch mal davongekommen
sind. Ein einzelner kann da wenig ausrichten. Viele müßten her, viele Menschen,
die sich Gedanken über das Übersinnliche gemacht haben. Schon zwei Leute
könnten mehr erreichen als ein einzelner. Lean fehlt. Wir hätten von Anfang an
gemeinsam den Kampf gegen diese geistige Macht aufnehmen sollen.“
„Sie sprachen
eben von zwei Leuten, die sich zusammentun sollten, Doktor Slythe“, setzte
Larry zum Sprechen an.
Slythe winkte
ab. „Sagen Sie weiter Amos zu mir! Machen Sie’s nicht zu offiziell!“
„Okay, Amos.“
Larry streckte dem Mann die Hand hin. „Ich heiße Larry.“ Slythe ergriff die
dargebotene Hand. „Nehmen Sie diesen Händedruck gleich als Dank für Ihre
Hilfsbereitschaft! Sie haben mir das Leben gerettet!“
„Und ich bin
Morna, die dritte im Bunde“, meldete die Schwedin sich, die ahnte, was X-RAY-3
sagen wollte.
„Morna?“
Slythe guckte komisch. „Nicht May? Und wieso die dritte im Bund, ich . . .“
„Erklären wir
Ihnen alles, Amos.“ Larry tat das knapp und präzise, wie es seine Art war. Er
berichtete von ihrem Auftrag, das Dämonenhaus unter die Lupe zu nehmen, ohne
allzuviel über die PSA und ihren gesamten Aufgabenbereich preiszugeben.
„Ich habe mir
doch gleich gedacht, daß mit Ihnen etwas nicht stimmt“, meinte Amos Slythe
schließlich, „Das hab’ ich vom Fenster aus gesehen, als sie beide weggingen.
Sie waren sich nicht fremd.“
●
Larry nutzte
die Chance der Begegnung mit Amos Slythe, um aus dessen bisherigen Erfahrungen
zu lernen.
„Was wissen
Sie über die Geschichte des Kastells?“ fragte er.
„Vor knapp
einem Jahrhundert hat es George Earl of Dunnerdon so gebaut, wie wir es heute
sehen. Es muß zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Paar gekommen sein. Im Haus
hat sich eine Bluttat abgespielt, so furchtbar, daß die Dinge heute noch
nachwirken und uns Lebenden zu schaffen machen.“
„Warum mußte
Conny Sallinger sterben und, nehmen wir es mal an, auch ihr Mann? Warum heute
nacht Douglas Learmy?“ sinnierte Larry halblaut vor sich hin. „Was für eine
Bedeutung hat der alte Mann mit den Ketten? Warum ertönen die Stimmen, wem
gehören sie?“ Fragen über Fragen, und je mehr er über die unheimlichen Vorgänge
nachdachte, desto mehr Fragen wurden es.
„Und ein ganz
großes Problem: Camilla! Was wissen Sie über das Leben dieses Kindes, Amos?“
Er berichtete
das, was Morna bereits durch Jenifer erfahren hatte und ergänzte: „Camilla kann
man sehen.
Tagsüber geht
sie im Park spazieren.“
„Was?“
wunderte Morna sich. „Das wissen Sie, Amos?“
„Es ist kein
Geheimnis in diesem Haus.“
„Das kann
nicht sein“, widersprach die Schwedin. „Jenifer, die mich auf die besondere
Situation aufmerksam machte - wußte zum Beispiel nichts davon.“
●
Das
verwunderte auch Amos. Sie diskutierten darüber, und Larry Brent gefiel diese
Tatsache gar nicht.
„Man kann sie
täglich sehen. Sie pflückt Rosen. Missis und Mister Freely beobachten sie
dabei. Sie machen Spaziergänge und treffen Camilla. Sie sprechen sogar mit
ihr.“
„Und wer
alles weiß das?“
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