109 - Kastell des Dämons
fragte X-RAY-3. „Ist es auch in der Umgebung bekannt?“
„Nein, nur
uns, die wir hier im Haus leben. Und wir haben uns an diesen Zustand gewöhnt.
Merkwürdig ist das nur mit Jenifer“, sagte Amos Slythe nachdenklich. „Sie müßte
doch - wir haben doch auch schon darüber gesprochen. Es sei denn: sie hätte
sich geniert, ein Wort darüber zu verlieren.“
Morna nickte.
„Ich war eine Fremde. Sie mußte denken, ich würde sie für verrückt halten, wenn
sie mir sagte, daß ein totes Kind hier herumläuft, als wäre es nie gestorben.
Obwohl ich es gewesen bin, die das Gespräch darauf brachte.“
Amos nickte.
„So wird es wohl sein.“ Larry Brent zog das Fazit ihres Gesprächs: „Ihre Anlage
ist im Moment unbrauchbar. Das bedeutet, wir können vorerst keinen Nutzen
daraus ziehen.“ „Ich vermag nichts über den Umfang der Schäden zu sagen. Es
kann Wochen oder Monate dauern, ehe ich dazu komme, sie zu beheben.“
„Zu lange, um
darauf zu warten. Es muß schnell etwas geschehen, Amos, ehe es zu einem zweiten
Fall Sallinger oder Learmy kommt. Wir haben keine Zeit.“
Amos Slythe
sah den PSA-Agenten groß an. „Wollen Sie damit sagen, daß Sie die Absicht
haben, morgen nacht... aber das wäre glatter Selbstmord! Sie haben keine
Chance.“
„Ich weiß.
Deshalb möchte ich unseren Gegner näher kennenlernen. Jeder Feind hat eine
schwache Seite, man muß sie nur kennen. Ich bin Camilla begegnet. Sie stand
hinter mir. Sie wollte mich töten, wie sie Douglas Learmy getötet hat. Ich
sprach sie an. Sie sagte mir, daß sie nicht Camilla, sondern Asunta sei.“
„Asunta?“
„Haben Sie
diesen Namen in irgendeinem Zusammenhang schon mal gelesen? Vielleicht in der
Chronik der Dunnerdon-Familie? Ist der Name im Gespräch zwischen den Freelys
vielleicht mal gefallen? Hat Camilla ihn ausgesprochen? Leichtfertig?
Beschwörend?“ „Nicht, daß ich wüßte“, bemerkte Amos auf die Fragen Larrys.
„Das müssen
wir untersuchen. Vielleicht ist es wichtig. Noch etwas: Wissen Sie, wie Lady
Carmen of Dunnerdon zu Tode kam?“
„In der
Geschichte des Hauses Dunnerdon wird so etwas angedeutet. Historiker aber
bezweifeln diese Angaben. George Earl of Dunnerdon soll seine über alles geliebte Frau umgebracht und zerstückelt haben. Die
einzelnen Leichenteile soll er dann im Garten vergraben haben.“
„Learmy“,
murmelte er. „Er hat Gruben ausgehoben. Drei oder vier Stück. Er hat etwas
gesucht.“
„Vielleicht
die Knochen der Lady?“ sagte Amos Slythe, und es klang makaber.
„Vielleicht.
Aber warum hat er das getan? Ich werde mich darum kümmern, gleich morgen. Wir
müssen unserem Herrn Geist da drüben die Hölle heißmachen, Amos.“
„Ich glaube
eher, es ist umgekehrt, Larry. Er macht sie uns heiß!“
„Er versucht
es. Wir können jedenfalls nichts mehr dem Zufall überlassen. Wir alle wissen,
was wir heute nacht erlebt haben. Die Angst steckt uns
jetzt noch in den Knochen. Nur ihrem entschlossenen Handeln, Amos, haben wir es
zu verdanken, daß wir jetzt noch hier so gemütlich beisammensitzen und Ihren
Whisky genießen können. Aus dem Geschehen lassen sich Schlüsse ziehen: Wir
müssen das Gesetz des Handelns in unsere Hände nehmen. Wir dürfen nicht warten,
bis der Dämon kommt, sondern wir müssen ihn rufen!“
●
Der
Parapsychologe starrte Larry Brent an wie einen Geist. „Sie wollen ein Medium
beauftragen?“
„Wenn eins
greifbar ist, ja! Wir müssen genau wissen, was dort drüben passiert ist und
warum es immer wieder passiert. Ich hatte noch keine Gelegenheit, die
Geschichte des Hauses Dunnerdon zu lesen. Die Ereignisse überstürzten sich.
Sehr intensiv muß Douglas Learmy es gelesen haben. Gibt es hier in der
Bibliothek ein Exemplar, Amos?“ „Nicht in der Hausbibliothek. Ich habe mir eins
aus Brighton besorgt. Ich leihe es Ihnen gern.“
„Danke! Ich
habe da noch einen Punkt, Amos. Der letzte, schauen Sie nicht so erschreckt!
Waren Sie bei der Beerdigung der kleinen Camilla dabei?“ „Ja.“
„Wo liegt sie
begraben. Auf dem Friedhof in Moorhead?“
„Nein, hier
in der Familiengruft.“ „Dann könnten Sie mir einen Gefallen tun, Amos . . .“
Der
Angeredete erhob sich, noch ehe Larry genau gesagt hatte, was er wollte. „Ich
weiß, was Sie jetzt denken. Das habe ich auch gedacht. Camilla liegt dort
wirklich. Sie können sich davon überzeugen.“
●
Er ließ das
Licht im Haus ausgeschaltet, um die Freelys nicht zu wecken. Amos ging Larry
und Morna
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