109 - Via Diavolo - Straße des Bösen
das Feuer erstarren ließ. Für kurze Zeit hatte es einen Körper, und diesen krallte er sich und zerrte ihn von Salvatore Lupo.
Die Flammenechse schlang ihren Schwanz um Mr. Silvers Beine und versuchte ihn zu Fall zu bringen. Aus der rechten Hand des Hünen wurde ein scharfes Silberbeil.
Er schlug damit kraftvoll zu. Der magische Feind war erledigt. Das Feuer erlosch. Nicht jedoch jenes im Raum und auf Salvatore Lupo!
Das breitete sich rasend schnell aus. Ich holte einen Teppich, der noch nicht brannte und hastete damit zu Lupo, der schreiend strampelte und mit den Armen um sich schlug.
Ich warf mich mit dem Teppich auf ihn und hoffte, daß sich die Flammen ersticken ließen.
Es klappte.
Dunkler Qualm stieg unter dem Teppich hervor. Ich rief Mr. Silver, und wir trugen den Reporter rasch aus der Wohnung. Auf dem Flur legten wir ihn ab.
»Kannst du den Brand löschen?« fragte ich den Ex-Dämon.
Der Hüne schüttelte den Kopf.
»Dann muß die Feuerwehr her, und Lupo muß ins Krankenhaus«, sagte ich und trommelte mit den Fäusten an die Tür der Nachbarwohnung. Es war niemand zu Hause.
Ich rannte zur nächsten Tür, trommelte wieder, und diesmal öffnete mir ein kleines, vertrocknetes Männchen, Mit großen Augen starrte es mich an.
»Haben Sie Telefon?« fragte ich. Ich schrie es dem Männchen so laut ins Gesicht, daß es erschrocken zusammenzuckte
»Hm?« machte der Nachbar des Reporters.
»Telefon! Haben Sie ein Telefon in Ihrer Wohnung?«
»Ja.«
»In Salvatore Lupos Wohnung brennt es! Rufen Sie die Feuerwehr und einen Krankenwagen.«
»Ja… ja, sofort.«
»Danke.«
Das Männchen schloß die Tür; es war sehr vorsichtig. Besser als zu vertrauensselig, dachte ich. Der Rauch kam nun schon aus Lupos Wohnung und schwebte durch das Treppenhaus.
Das Männchen erschien wieder und teilte mir mit, daß Feuerwehr und Rettung unterwegs seien. Ich bedankte mich nochmals und begab mich zu Mr. Silver und Salvatore Lupo.
Schock und Schmerzen hatten den Reporter ohnmächtig werden lassen. Ich quetschte zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor: »Wird Zeit, daß wir uns Clessius vornehmen.«
***
Die Schritte gingen weiter, blieben vor der Bohlentür nicht stehen. Orson Vaccaro fiel ein Stein vom Herzen, Er atmete erleichtert auf.
Falscher Alarm, dachte er und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Finger schlossen sich wieder fester um den Messergriff, und er setzte seine Arbeit fort.
Ab und zu hielt er kurz inne, um zu lauschen. Niemand schien in der Nähe zu sein, der das Schaben und Kratzen hörte.
Als der Steinquader zum erstenmal wackelte, beschleunigte Vaccaros Puls. Er hatte in letzter Zeit genug Pech gehabt. Es war deshalb nicht unverschämt von ihm, wenn er sich wünschte, daß sich das Blatt endlich einmal zu seinen Gunsten wendete.
Er kratzte weiter, immer schneller, immer aufgeregter. Wenn er erst mal draußen war, würde er versuchen, zur Via Diavolo zurückzufinden. Irgendeine Möglichkeit mußte es geben, dorthin zurückzukehren, wo ihn die Geister-Gladiatoren entführt hatten.
Er klappte das Messer, das ihm wertvolle Dienste geleistet hatte, zu und steckte es ein. Dann setzte er sich auf den strohbedeckten Boden.
Er stützte sich mit den Händen ab und hob die Beine. Beide Füße setzte er an den Steinquader, und dann drückte er mit ganzer Kraft dagegen.
Der schwere Stein bewegte sich keinen Millimeter.
»Verflucht, gib nach!« zischte Orson Vaccaro nervös. »Mach keine Zicken!«
Er drückte wieder gegen den Quader. Wenn es ihm gelang, den Stein aus der Mauer herauszudrücken, würde die Öffnung groß genug sein, um hindurchzuschlüpfen.
Aber auch der zweite Versuch brachte keinen Erfolg. Vaccaro drohten die Nerven durchzugehen. Er wurde zornig und rammte die Füße wütend gegen den Stein, der daraufhin knirschte, wackelte und schließlich nachgab.
Immer wieder stieß Vaccaro die Füße gegen den Quader - bis in der Mauer eine Öffnung entstand, durch die er kriechen konnte. Er zögerte keinen Augenblick.
So schnell er konnte, zwängte er sich durch das Loch, und als er sich aufrichtete, erkannte er, daß er sich in der Nachbarzelle befand.
Ich hab’s befürchtet, dachte er wütend. Das Pech bleibt mir weiterhin treu!
Das Schluchzen eines Mädchens drang an sein Ohr. Die Zelle war nicht leer!
Er richtete seinen Blick in die düstere Ecke und entdeckte das Mädchen. Es hatte langes schwarzes Haar und war bildschön. Wie ein Häufchen Elend
Weitere Kostenlose Bücher