1090 - Für immer und ewig
viereckiger Tisch. Die Mattscheibe der Glotze zeigte eine graue Farbe, und der Boden war mit einem dunkelbraunen Teppichboden belegt. Es gab nichts Freundliches in diesem Zimmer. Auch die Wände waren nicht heller tapeziert, und ein Bild sah Suko erst recht nicht.
Dieses Haus kam ihm vor wie eine Höhle.
Besitzer war Peter Burgess.
Er saß in einem der Sessel und rührte sich nicht. Wie hineingegossen kam er Suko vor. Ein bärtiger Mann, dessen Alter nur schwer zu schätzen war. Mehr Einsiedler als Verwalter.
»Ich wußte, daß Sie kommen würden, Schnüffler.«
»Woher?«
Burgess lachte wieder so seltsam. »Ich habe Sie beobachtet, Meister. Ich habe genau gesehen, daß Sie mir nicht getraut haben. Das sah ich an Ihren Augen.«
»Sie haben einen guten Blick.«
»Klar, den habe ich.«
»Außerdem bin ich kein Schnüffler. Wenn mich nicht alles täuscht, werden Privatdetektive so bezeichnet.«
»Mir ist das egal.«
»Darf ich mich setzen?«
»Sicher.«
Suko nahm Platz. Er konnte Burgess schräg von der Seite her beobachten. Der Mann hatte seine Jacke und die Stiefel ausgezogen. Er trug jetzt normale Schuhe, die aussahen wie große Pantoffeln.
Sein Hemd war grob kariert, aber die Streifen hatten längst Farbe verloren.
»Warum sind Sie gekommen?«
Suko gestattete sich ein Lächeln. »Weil ich möchte, daß Sie mir die Wahrheit sagen.«
»Ach. Meinen Sie, ich hätte gelogen?«
»Ja.«
»Warum sollte ich das tun?«
Suko lehnte sich zurück. Unter dem Stoff spürte er den Druck einer Sprungfeder, die gegen seinen Rücken stach, aber ziemlich weit unten, am letzten Wirbel. »Weil Sie etwas wissen, das Sie gern für sich behalten möchten. Man sah es Ihnen an. Zumindest ich. Manchmal kann Wissen auch gefährlich sein.«
»Das ist wahr.«
»Da kommen wir uns schon näher. Es wird weniger gefährlich, wenn Sie das Wissen mit anderen Personen teilen, denke ich mir. Es wäre ja möglich, daß ich Ihnen helfen könnte.«
»Sie mir?«
»Ja, warum nicht?«
Burgess winkte ab. »Was wissen Sie denn schon, Meister? Nichts, gar nichts.«
»Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen.«
»Ohne Ihre beiden Kollegen?«
»Wie Sie sehen.«
Burgess nickte. »Ja, das weiß ich. Ich habe am Fenster gestanden und das Gelände vor meinem Haus beobachtet. Ich sah Sie auch kommen, aber darüber sind wir hinweg.« Er strich durch seinen Bart und wirkte dabei nachdenklich. »Mir geht es eher um Ihre beiden Kollegen, Mister.«
»Ich heiße Suko.«
»Also gut. Um Ihre Kollegen. Die Frau und der Mann sind zum Ashford Castle gefahren.«
»Ja.«
Er strich durch den Bart. »Meinen Sie denn, daß es gut ist?«
»Warum nicht?«
»Sie hätten später kommen sollen. In einigen Tagen. Dann erst findet die Hochzeit statt.«
»Das wissen wir auch. Wir haben eine Einladung erhalten. Es wird die Vermählung zwischen Lady Elisa und Sir Henry sein.«
»So ist es geplant.«
Suko lächelte süffisant. »Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn die Hochzeit normal gelaufen wäre. Das ist sie nun mal nicht, Mr. Burgess. Die beiden können eigentlich nicht heiraten, denn sie sind schon seit einigen Jahren tot. Und Menschen, die den gleichen Namen tragen, mag es wohl geben, aber die denken nicht daran, sich zu vermählen. So käme diese Hochzeit einer Toten-Trauung gleich.«
»Lebende Tote?« fragte Burgess.
»Zum Beispiel.«
Die Glitzeraugen schauten Suko wieder an. »Sie haben die letzte Antwort gesagt wie jemand, der daran glaubt. Sind Ihnen lebende Tote oder Zombies ein Begriff?«
»Ich verbanne sie nicht in das Reich der Phantasie.«
»Deshalb also ihr Bleiben.«
»Und Sie sind der Verwalter des Hauses, Mr. Burgess. Sie müßten eigentlich eingeweiht sein. Ich gehe sogar davon aus. Die Hochzeit findet in drei Tagen statt. Aber es sind einige Vorbereitungen zu treffen. Ich nehme an, daß man zahlreiche Gäste eingeladen hat. Prominente und weniger Prominente, und sie alle sollen Zeugen dieser Zombie-Hochzeit werden. Ein gewagtes Spiel, wenn alles so kommt, wie ich mir das gedacht habe. Zwei Menschen, die schon gestorben sind und noch einmal heiraten. Vielleicht aus ihren Särgen klettern und…«
»Ausgezeichnet, Suko, sehr gut. Sie wissen Bescheid. Nicht jeder Polizist hätte so reagiert wie Sie. Es stimmt alles, was Sie da gesagt haben. Die beiden werden als lebende Tote heiraten und noch einmal den Bund fürs Leben schließen.« Er lachte. »Ist das nicht wunderbar, was wir erleben?«
»Unter wunderbar stelle ich mir etwas
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