1090 - Für immer und ewig
daß hier irgend etwas lauert. Das werden wir gleich haben.« Ich ließ Glenda stehen und bewegte mich auf den Sarg mit dem quergelegten Deckel zu.
Ich hatte ihn noch nicht erreicht, da sah ich bereits den Umriß der Höllengestalt. Sie hatte sich tatsächlich in diesem Sarg verkrochen, wohl darauf hoffend, nicht so schnell entdeckt zu werden.
Ein Irrtum.
Als ich den Kopf nach rechts drehte, wußte Glenda bereits Bescheid, ohne daß ich ihr etwas sagen mußte. Sie sprach schnell auf Linda ein, und als diese nicht reagierte, nahm Glenda ihre linke Hand zu Hilfe. Sie drückte Linda aus der Grabkammer und zerrte die Tür zu. »Ich denke, sie braucht es nicht zu sehen.«
Das war mir recht.
Wir warteten. Auch Glenda bewegte sich auf den Sarg zu, blieb aber an der anderen Seite stehen.
Ich hatte bereits einen Blick hineingeworfen, jetzt tat sie es auch - und sah das gleiche wie ich. Eine männliche Gestalt, die einfach nicht leben durfte, weil die Kehle zerbissen worden war. Viel Blut hatte die Wunde verlassen und war nach unten gelaufen. Auch über die dunkle Lederjacke war es wie ein schauriges Muster geronnen.
Der Tote war zum Zombie mutiert. Von Zombies getötet und wieder erweckt. Er lag noch still, aber er hatte uns gesehen oder anders wahrgenommen, jedenfalls bewegte er seine Augen und versuchte, uns anzuglotzen.
Die Arme klemmten noch zwischen Körper und Sargrändern fest. Die bewegte er jetzt, hob sie an und stemmte sie - zusammen mit den ausgestreckten Händen auf die Kanten des Unterteils.
Dann drückte er sich hoch.
Er stellte noch keine unmittelbare Gefahr dar. Über ihn hinweg schaute ich Glenda an. Sie schien meinen Blick vorausgeahnt zu haben, denn sie fragte: »Darf ich es tun, John?«
Auch ohne nähere Erklärung wußte ich, was sie damit meinte. »Okay, mitgegangen, mitgefangen.«
Sie senkte die Waffe, die sie jetzt mit beiden Händen festhielt.
Dann blickte sie auf den Zombie.
Er kam hoch. Der Ausdruck in seinem Gesicht war kaum zu beschreiben. Tumb, seelenlos, aber er wollte Menschen. Er wollte sie töten, zerreißen, wie auch immer.
Der Schuß - das Echo!
Plötzlich klaffte mitten in der Stirn der lebenden Leiche ein Loch. Die Kugel hatte sich tief in seinen Schädel hineingebohrt und das untote Dasein vernichtet.
Er ruckte nicht einmal hoch. Sein Körper erhielt einen Schlag, der ihn zurück in den Sarg schleuderte. Jetzt war Jay Burgess endgültig erlöst.
Ich sah es Glenda an, daß ihr diese Tat nicht leichtgefallen war. Sie hielt die Augen geschlossen und ging schwankend zurück. Es stand kein Sarg im Weg, so konnte sie sich gegen die Wand der Gruft lehnen und dort tief durchatmen.
Linda Drew schob die Tür auf. Mit der Schulter hatte sie sich dagegengelehnt. Der Schuß hatte sie natürlich aus ihrer Warterei gerissen, und jetzt stolperte sie in die Gruft hinein. Sie wollte ihren Freund sehen, das ließ ich nicht zu und trat ihr schnell in den Weg.
»Was ist mit Jay?«
»Keine Sorge. Er ist erlöst.«
»Wie… wie…?«
»Ihr Freund hat seinen Frieden gefunden.«
Für einen Moment blieb ihr Mund offen. »Durch… durch die Kugel?«
»Ja.«
»Erschossen?«
»Nein, erlöst«, wiederholte ich.
Damit kam ich bei ihr nicht durch. Sie konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich mußte sie abfangen, sonst wäre sie auf der Stelle zusammengebrochen.
In dieser Gruft hatte ich nichts mehr zu suchen. Deshalb schaffte ich Linda auch raus. Sie lehnte ihre Stirn gegen die kalte Wand und trauerte um ihren Freund. Nun hatte auch sie begriffen, wie endgültig sein Tod war.
Glenda kam mir nach. Es war ziemlich düster um uns herum. Deshalb sahen unsere Gesichter auch aus wie von schwachen Schattenwesen übergossen. »John, ich denke darüber nach, ob es nicht besser ist, Suko über Handy anzurufen. Er kann Burgess Bescheid geben.«
Da war ich anderer Meinung. »Nein, wir sollten es lassen. Keiner von uns weiß, in welcher Lage er sich befindet. Vielleicht ist er schon auf dem Weg zu uns.«
»Weiß ich auch nicht. Ich kann nur nicht verstehen, was Suko bei diesem Menschen noch sucht. Er wird in ihm kaum jemand finden, der auf seiner Seite steht.«
»Das nicht…«
»Du sagst das so seltsam.«
Ich lächelte schmal. »Suko ist ein Mensch, der für gewisse Dinge ein Gespür besitzt. Ich könnte mir sogar vorstellen, daß Lord und Lady Ashford dies alles inszeniert haben und sich auf einen Helfer verlassen konnten.«
»Burgess?«
»Man weiß es nicht, Glenda. Ich versuche nur,
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