1090 - Für immer und ewig
einen rasenden Wirbel. Er wußte, daß er diesen Namen schon einmal gehört hatte, und das in einem bestimmten Zusammenhang. Ein Fall, der schon länger zurücklag.
»Frank, Frank…«, murmelte er.
»Was sagen Sie?«
»Nichts, ich denke nur nach.«
»Der Nachname ist nie gefallen.«
Bei Suko war plötzlich alles klar. Frank - ja, natürlich. Es gab diesen Frank. Dieses verdammte Phantom, mit dem er schon zweimal zu tun gehabt hatte. Einmal war es der verdammte U-Bahn-Schreck gewesen, durch dessen Aktivitäten Lady Sarah fast ihr Leben verloren hatte. Und Suko erinnerte sich auch an die Schauspielerin Angela Maitland, die auf grauenvolle Weise mit diesem Frank in Kontakt gekommen war.
»He, Sie machen den Eindruck, als wüßten Sie plötzlich mehr, Inspektor.«
»Das weiß ich auch.«
»Und was ist es? Wollen Sie mir das sagen?«
»Frank N. Stone«, flüsterte Suko. »Ein Mann, der sich diesen Namen gegeben hat, weil er wohl Dr. Frankenstein verehrt. Frank N. Stone. Lassen Sie sich diesen Namen auf der Zunge zergehen. Wer Dr. Frankenstein war, brauche ich Ihnen ja nicht zu sagen. Eine Schöpfung der Literatur, die auch noch heute einen großen Eindruck hinterlassen hat. Da brauche ich nur an die Filme zu denken…«
»Das war doch der, der den künstlichen Menschen gebastelt hat.«
»Richtig.«
»Und Sie meinen, daß dieser Frank N. Stone das gleiche tut, oder vorhat oder wie auch immer?«
»Nicht genau wie er. Aber in seiner Tradition macht er weiter, Mr. Burgess. Er baut aus Leichenteilen neue Menschen. Wir jagen ihn schon seit langem. Für uns ist er ein Phantom, das sich immer wieder zurückgezogen hat, wenn wir ihm zu nahe gekommen sind. Ich möchte aber Sie fragen, ob Sie sich an ihn erinnern. Haben Sie ihn schon einmal gesehen? Oder ist er Ihnen beschrieben worden?«
»Nein, nein… man hat immer nur vom Freund Frank gesprochen, wenn das Thema angeschnitten wurde. Dieser Frank war ständig da, wenn auch nicht sichtbar.«
»Haben Sie nie nach ihm gefragt?«
»Nein. Oder doch. Aber ich habe keine Antwort bekommen. Man wollte ihn mir auch nicht zeigen. Der Lord und die Lady haben immer nur geheimnisvoll gelächelt, wenn sie von ihm gesprochen haben. Und sie waren auch davon überzeugt, daß sie noch weit bis über den Tod hinaus mit ihm befreundet sein würden.«
»Da haben sie wohl recht gehabt«, sagte Suko. »Sie sind genau an den Richtigen geraten.«
»Dann hat er sie verändert?«
»Richtig.«
Suko ließ das Thema bleiben. Er wunderte sich nur, daß Peter Burgess die Hochzeit so kritiklos auf sich genommen hatte. Schließlich waren die beiden tot. Oder wußte er noch mehr? Suko sprach ihn auf das Thema an, aber Burgess machte ihm einen Strich durch die Rechnung, indem er sich auf nichts einließ.
»Nein, nein, das stimmt alles nicht. Ich habe mit der verdammten Hochzeit nichts zu tun. Ich bin nicht derjenige, der heiratet, verflucht noch mal.«
»Aber die Vorbereitungen…«
»Habe ich nicht alle getroffen. Das hat wahrscheinlich dieser Frank N. Stone getan. Meine Güte, ich habe das Ganze für einen Gag gehalten, bis ich alles schriftlich bekam, aber auch nicht von einem Mr. Stone, sondern von einer Firma, die sich um Liegenschaften aller Art verwaltungsmäßig kümmert. So ein Dienstleistungsunternehmen. Ich war sauer, aber ich konnte nichts tun. Mir gehört das Haus nicht.«
»Und Söhne oder Töchter sind auch nicht da?«
»Nein, obwohl die Ashfords mit vielen Adeligen über sieben Ecken hinweg verwandt sind und auch sonst Prominente kennen. Aber das ist jetzt alles egal.«
»Nein, es beginnt erst.«
»Aber die beiden liegen in ihren… Särgen.« Das letzte Worte hatte er nicht mehr so laut ausgesprochen. Burgess schien selbst nicht mehr daran zu glauben.
»Frank N. Stone«, sagte Suko noch einmal. »Sie haben ihn niemals zu Gesicht bekommen?«
»Nein, verflucht! Wie oft soll ich es Ihnen noch sagen? Er wurde mir nie vorgestellt. Er war trotzdem immer präsent, weil die beiden ständig von ihm geredet haben und ihn auch in ihre Zukunft mit einschlossen. Er ist mir auch nie direkt beschrieben worden. Ich hörte nur, daß sie ihn für den tollsten Menschen der Welt hielten.«
»Sie haben ihn auch nicht nach dem Tod der beiden auf deren Sitz gesehen?«
»Nein.« Er stockte. »Moment mal. Obwohl ich schon bei einigen Besuchen den Eindruck hatte, nicht allein auf Ashford Castle zu sein. Ich habe aber niemand sehen können. Das war alles wie ein Schatten, der schnell
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