1090 - Für immer und ewig
Gruft gegangen, weil Jay es so wollte.«
»Und die ist auch nicht weit weg?«
»Nein.«
»Wurde Jay dort getötet?«
Sie schüttelte den Kopf. »Hier in der Halle. Man kann es nicht sehen, aber ich weiß es und…«
»Wollen Sie mit?«
Linda ging den ersten Schritt nach vorn. Das war für uns Antwort genug. Wir waren sehr vorsichtig, als wir durch die Halle gingen und achteten dabei auf jedes Geräusch.
Keine fremden Laute drangen auf uns zu. Nur wir selbst waren die einzigen Verursacher.
Ich entdeckte die Teile eines zerbrochenen Stuhls, Spuren des Kampfes. Dann dirigierte uns Linda nach rechts. Sie hatte schon den Arm ausgestreckt. »Da ist…«
Nein, da war nichts. So sehr wir auch schauten, es malte sich kein Körper ab.
»Bist du dir sicher?« fragte Glenda.
»Ja, ja, ja!« Linda schüttelte sich. »Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen. Die Bestie hat ihn dort getötet.« Mehrmals zuckte der Arm hin und her.
»Bleibt ihr mal stehen«, sagte ich. Mit zu Boden gerichtetem Blick ging ich vor. Wer auf eine derartig schreckliche Art und Weise ums Leben gekommen war, der hatte auch Spuren hinterlassen, und die wiederum mußten sich auf dem Boden abmalen.
Trotz des schlechten Lichts waren die dunklen und nassen Flecken zu sehen. Um sie so genau wie möglich identifizieren zu können, holte ich die schmale Lampe hervor.
Der Strahl stach haargenau gegen das Ziel.
Ja, es war Blut!
Und ich sah nicht nur einen Fleck dort. An verschiedenen Stellen entdeckte ich die Spuren, die sich sogar bis in den hinteren Bereich der Halle hineinzogen.
Glenda und Linda waren mir gefolgt. Auch sie sahen die Blutreste, und Linda fing wieder leise an zu weinen.
»Haben sie ihn mitgenommen?« fragte Glenda.
»Ich denke schon.«
»Dann brauchen wir nur den Spuren zu folgen.«
»Ja«, sagte ich und nickte. »Allerdings befürchte ich noch etwas Schlimmes.«
Glenda merkte, daß ich es nicht laut aussprechen wollte. Sie trat an mich heran, und ich flüsterte ihr meine Gedanken ins Ohr. »Aus Toten können Zombies werden, Glenda, das weißt du.«
»Verstehe. Er könnte sich in den Reigen eingereiht haben.«
»Genau.«
»Wir müssen ihn auf jeden Fall finden. Bleibt wieder hinter mir, das ist besser.«
Meine Befürchtung hatte mich noch mißtrauischer gemacht. Es blieb uns nur die einzige Alternative. Wir mußten den Blutspuren so weit wie möglich folgen.
Sie dünnten schon nach ein paar Metern aus. Nur mehr kleine, sternförmig zerplatzte Tropfen lagen auf dem Boden, die wenig später völlig verschwunden waren.
Dann half uns Linda. »Wenn wir weitergehen, gelangen wir an die Treppe, die in die Gruft führt.«
Ich leuchtete noch einmal nach vorn. Der Weg war nicht nur frei, der Strahl erwischte sogar die oberste Stufe, die ich bald erreicht hatte. Ich blieb stehen.
Am Ende der Steintreppe befand sich der Zugang zur Gruft. Eine stabile Tür, die nicht geschlossen war. Ich wunderte mich schon darüber, daß diese Gruft so leicht zu erreichen war. Da kannte ich andere. Da war es schwierig, in sie hinein zu gelangen.
Auf der Treppe sah ich kein Blut mehr. Mir war nur ein begrenzter Blick in die Gruft gestattet, da die Tür nur zur Hälfte geschlossen war. Ich sah die Umrisse der Steinsärge und glaubte auch, einen offenen zu sehen.
Ich machte mich auf den Weg. Hinter mir hörte ich, daß sich auch die beiden Frauen in Bewegung setzten, worüber ich mich nicht eben freute. Doch es war besser, sie in der Nähe zu wissen. Da konnte sie wenigsten kein Angriff aus dem Hinterhalt erwischen.
Ich blieb keine Sekunde länger als nötig vor der Tür stehen. Trotz ihres Alters ließ sie sich leicht aufziehen. Ein Beweis, daß sie öfter bewegt worden war.
Ich blieb stehen. Noch hing das Kreuz vor meiner Brust, was auch so blieb, aber die leichte Erwärmung verursachte ein Kribbeln auf meiner Haut.
Hier lauerte jemand.
Vier geschlossene Särge, aber zwei andere, die nicht mehr so aussahen. Bei einem fehlte der Deckel ganz. Er war zur Seite gewuchtet worden, aber nicht zersprungen.
Beim zweiten Sarg lag das Oberteil quer. Die Lücke war groß genug, um einem Menschen Platz zu lassen, wenn er den Sarg verlassen wollte, und das war hier geschehen.
Die beiden Frauen waren näher an mich herangetreten. »Siehst du was?« wisperte Glenda.
Ich schielte zur Seite und sah die schußbereite Beretta in ihrer Rechten, die nicht einmal zitterte.
Glenda hatte ihre Nerven wieder gut unter Kontrolle.
»Noch nicht. Nur weiß ich,
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