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1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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und sagte: »Wenn Sie denken, daß ich mir etwas einbilde, dann haben Sie sich getäuscht.«
    »Das habe ich tatsächlich gedacht.«
    »Weiß ich.«
    »Und wo haben Sie den Schatten gesehen?«
    »Am und im Haus.«
    »Nein…«
    Ich ließ ihn erst wieder etwas zu Ruhe kommen, bevor ich weitersprach. »Es war an der Rückseite. In der Mauer entdeckte ich ihn. Er huschte durch das Gestein wie ein dunkler Schatten. Er hatte sogar eine Form, die mich an den Körper eines Tieres erinnerte. Da können Sie sagen, was Sie wollen, und mich auch für verrückt halten, aber es ist nun mal so gewesen.«
    »Ähm… in der Mauer?«
    »Ja, und außen, denn mein Wagen wurde von diesem Schatten angegriffen.«
    »Das können doch Schatten nicht?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Nicht im Normalfall. Hier muß ich davon ausgehen, daß er sich für eine kurze Zeitspanne materialisiert hat. Er wurde plötzlich fest, verstehen Sie?«
    »Ja… nein…«
    »In diesem Augenblick der Materialisation hat er dann zugeschlagen. Gegen die Fahrerseite auf das Dach und auf die Kofferraumhaube.«
    »Aha.«
    Das war keine Zustimmung, ich sah es ihm an. Er hatte es nur gesagt, um eine Reaktion zu zeigen.
    Im Prinzip war es auch viel verlangt, daß er mir glaubte, aber die Dinge lagen nun mal so, und ich würde dieses Haus so bald nicht verlassen, auch wenn Hancock mir nicht helfen konnte.
    Er drehte seine Hände, schaute sie an und suchte nach den geeigneten Worten. »Wenn Sie das alles so sehen und so sicher sind, was haben Sie dann vor, Mr. Sinclair?«
    »Ich werde mich hier im Haus etwas umschauen.«
    »Sie wollen den Schatten suchen?«
    »Zum Beispiel!«
    Er war wohl zu höflich, um mich auszulachen, deshalb schüttelte er nur den Kopf.
    »Dabei wäre es vor Vorteil, Mr. Hancock, wenn Sie mich begleiten könnten. Im Gegensatz zu Ihnen kenne ich mich hier nicht aus. Da wäre es für mich von Vorteil, einen Führer zu haben. Natürlich nur, wenn Sie Zeit haben.«
    »Ja, ähm… die… die habe ich schon. Nur bin ich Ihnen keine große Hilfe, Mr. Sinclair. Ich kann mich schlecht mit diesen Dingen abfinden. So recht glaube ich daran nicht.«
    »Das ist auch kein Problem. Sie sollen nur…«
    Weiter kam ich nicht, denn hinter mir wurde heftig und ohne anzuklopfen die Tür aufgestoßen.
    Auch Hancock schreckte zusammen, starrte an mir vorbei, und ich drehte mich um. So sah ich die dunkelhaarige Frau im hellen Kittel, die in das Büro gestürmt war und bis zum Schreibtisch lief, wo Hancock saß wie festgewachsen.
    »Gloria, Himmel, was ist?«
    Sie stützte die Hände auf die Platte.
    Mich hatte sie nicht zur Kenntnis genommen. »Du… du… mußt sofort kommen, Phil?«
    »Gut. Aber warum?«
    »Es geht um Manuel. Er ist… verdammt, er ist kalt wie Eis geworden!«
    ***
    Kalt wie Eis!
    Ich hatte das Gefühl, einen Splitter in meiner Brust zu spüren, als ich das hörte. In der letzten Zeit hatte ich etwas gegen Eis. Erst die vier vereisten Leichen und jetzt diese Aussagen. Ich wußte plötzlich, daß ich hier richtig war.
    Phil Hancock hatte die Sprache wiedergefunden. »Hör mal, ich - ich kann dir nicht helfen«, stotterte er.
    Sie schüttelte den Kopf. »Du mußt aber, Phil, denn du bist hier der Chef. Hörst du?«
    Er stand auf. »Sei ganz ruhig, Gloria. Das kommt alles in Ordnung.«
    »Nichts kommt in Ordnung.«
    »Doch, Gloria, doch. Wenn du mit jemand sprechen willst, dann bitte wende dich an diesen Herrn hier.« Er deutete auf mich. »Das ist John Sinclair. Er ist von Scotland Yard und extra wegen der Taten gekommen. Er sucht danach und…«
    Sie drehte sich um und schaute mich an.
    Ich sah eine etwa vierzigjährige Frau vor mir. Ihr Gesicht war gerötet. Sie hatte sehr dunkle Augen einen natürlich roten Mund, und auf ihren Wangen zuckten hektische rote Flecken. Das Gesicht war von der Angst gezeichnet, aber sie traute mir nicht, denn sie wollte zurückweichen.
    Ich lächelte sie an und reichte ihr die Hand, die sie auch annahm. Ich stellte mich vor, und als ich meinen Namen gesagt hatte, da hörte ich auch ihren.
    Sie hieß Gloria Esteban. »Arbeiten Sie hier?«
    »Ja, ich bin die Köchin.«
    »Sie wohnt auch hier!« erklärte Phil Hancock.
    »Aber nicht allein, sondern mit meinem Sohn Manuel.«
    »Und mit ihm ist etwas passiert, wie ich hörte?«
    »Ja, Mr. Sinclair, ja.«
    »Was?«
    »Er ist so kalt, Sir. Schrecklich kalt. Kalt wie ein Toter. Aber er ist nicht tot, noch nicht.« Sie sprach hektisch, und nicht alle Worte waren zu verstehen.

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