Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1091 - Das Geschöpf

1091 - Das Geschöpf

Titel: 1091 - Das Geschöpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
näherte ich mich dem Bett. Wieder kniete ich mich davor hin.
    Der Junge hatte sich nicht gerührt. Er war von einem tiefen Schlaf übermannt worden. Auf mich wirkte er wie eine Person, die in sich selbst zusammengesunken war. Er hatte sich aufgegeben. Er war autistisch geworden, lebte in einer anderen Welt und war nur als Hülle in der normalen zurückgeblieben.
    Freiwillig oder von sich aus hatte er das bestimmt nicht getan. Jemand mußte ihn unter Kontrolle haben. Das war für mich der Schatten, der wahre Herrscher in diesem Haus.
    Noch einmal faßte ich ihn an, um wieder das gleiche zu erleben. Die Kälte, die einfach nicht zu begreifen und sicherlich aus dem Innern seines Körpers geströmt war.
    Auch die vier toten Männer waren so kalt gewesen. Sie aber hatten nicht mehr gelebt, im Gegensatz zu diesem Jungen. Er lebte noch, davon hatte ich mich noch einmal überzeugt. Nur war er weit, sehr weit weg. Möglicherweise in einer anderen Welt, die sich nur ihm geöffnet hatte und anderen Menschen verschlossen blieb.
    Bisher hatte ich ihn noch nicht angesprochen. Jetzt, wo ich mit ihm allein war, unternahm ich den Versuch und redete mit ihm. »Manuel, kannst du mich hören?«
    Es war nur ein Flüstern, das ihn erreichte, aber ich hatte meinen Mund dicht an sein Ohr gebracht.
    Er hörte mich nicht.
    Ich unternahm einen weiteren Versuch und erzielte damit ebenfalls keinen Erfolg.
    Das paßte mir nicht, denn so blieb mir nichts anderes übrig, als es mit dem Kreuz zu versuchen. Ich hoffte darauf, daß ich nichts verkehrt machte.
    Ich überlegte noch, wie ich ihn am besten berühren konnte. Ich wollte ihn gewissermaßen auftauen, und die erste Reaktion bekam ich schon mit. Nicht von ihm, einfach durch mein Kreuz, das auf die Nähe des Jungen reagierte.
    Es erwärmte sich leicht. Auf meiner Haut spürte ich es deutlich, und so hatte ich den ersten Erfolg erreicht.
    Für mich stand jetzt fest, daß sich der Junge unter dem magischen Einfluß eines Dämons befand. Da gab es keine andere Möglichkeit, sonst hätte sich das Kreuz nicht so »gemeldet«.
    Manuel selbst hatte nicht reagiert. Er war steif liegengeblieben. Ich wurde forscher und brachte den Talisman noch dichter an ihn heran. Zwei Gegensätze waren nur um eine Idee voneinander getrennt.
    Zum einen die extreme, dämonische Kälte. Zum anderen die Wärme, die ich auch mit dem Licht verband, das mein Kreuz so oft abgestrahlt hatte. Befände es sich nicht in meinem Besitz, wäre ich schon längst nicht mehr am Leben gewesen.
    Die beiden Zimmer lagen am Ende des bewohnbaren Trakts. Deshalb war es hier auch still. Kein fremdes Geräusch störte, und mir würde jeder Laut auffallen.
    Jetzt glaubte ich sogar, die kaum hörbaren Atemzüge wahrzunehmen.
    Das Gesicht des Jungen bewegte sich dabei nicht. Es wirkte wie aus Glas geformt und schien dazu noch mit einer polierten Schicht bemalt worden zu sein.
    Kein Zittern war an seinem Körper zu sehen. Es gab auch keine Risse oder Sprünge in seinem Gesicht. So dünn das Eis auf ihm auch war, mir kam es vor wie ein Panzer.
    Noch hatte das Kreuz keinen Kontakt gefunden. Ich zweifelte auch, ob es richtig war, was ich vorhatte. Ich wollte keine schlafenden Hunde wecken, was in diesem Fall durchaus ein Dämon sein konnte. Ich fürchtete mich nicht vor ihnen, das sah bei dem Jungen schon anders aus.
    Aber es mußte sein!
    Das Kreuz schwebte näher. Ich hatte mich voll und ganz auf das Gesicht des Jungen konzentriert.
    Die dünne Eisschicht bedeckte sogar seine Lippen. Er war überall kalt, aber für mich war es keine normale Kälte. Da steckte eine andere dahinter, und ich dachte an die verdammte Kälte des Todes.
    Nur war Manuel nicht tot.
    Vielleicht schwebte er auch in einem Zwischenreich. Halb im Diesseits, halb im Jenseits, das konnte alles möglich sein.
    Ich mußte warten, sicher sein, daß nichts geschah, was Manuel schadete. Mit dem oberen Ende des Kreuzes berührte ich das Kinn des Jungen - und erlebte die erste Reaktion.
    Ich zuckte sogar zurück, als ich den kleinen Blitz sah. Ich hörte auch das Zischen, als wäre ein Tropfen kaltes Wasser auf eine heiße Ofenplatte gefallen.
    Das alles war so unwichtig, denn etwas anderes hörte ich viel deutlicher.
    Der Junge stöhnte!
    Zum erstenmal erlebte ich eine Reaktion, und ich zog das Kreuz wieder zurück. Wenn möglich, wollte ich ihn ohne weitere Hilfe aus seiner Trance erwachen lassen. Ich durfte nichts überstürzen.
    Brach das Eis?
    Noch war nichts zu sehen. Die Haut auf

Weitere Kostenlose Bücher