1092 - Aktion Transmitternetz
junger Tiger!" Er unterbrach die Verbindung.
Pinox Marchand wischte mit dem Handrücken über seine schweißnasse Stirn und sah Kitsaiman aus engen Augen an.
„Was sollte das unwissenschaftliche Gerede von ‚Jungen Tigern’ und davon, daß du auserwählt wärst, Kitsaiman?"
„Es ist die Wahrheit!" fuhr Kitsaiman ihn an.
„Es ist Scharlatanerie!" begehrte Pinox auf.
„Laß das!" sagte Alaska. „Unsere Zeit ist knapp."
„Außerdem hat es geholfen", erklärte Clarus Künzelman. „Habt ihr gesehen, wie die Augen des Jungen leuchteten, als Kitsaiman sagte, er habe ihn als jungen Tiger erkannt. So etwas gibt Mut und Kraft. Es ist das gleiche Phänomen, das immer zu beobachten war, wenn die Menschheit zu neuen Ufern vorstieß. Da leuchteten ihr auch stets die Augen."
„Manchmal sind sie ihr auch aus dem Kopf gefallen", erwiderte Jillan Taoming.
„Ruhe!" forderte der Transmittergeschädigte. „Mir dreht sich das Herz im Leibe um, wenn ich daran denke, daß die Kinder vergeblich suchen könnten. Wenn der Brunnen verschüttet ist, schaffen sie es sowieso nicht. Im Grunde genommen haben wir ihnen nur einen Strohhalm gezeigt. Warum können wir ihnen nicht helfen, verdammt!"
„Wir haben getan, was wir konnten", erklärte Bella niedergeschlagen.
Alaska holte tief Luft.
„Gut, wir gehen zum Bordtransmitter zurück, schalten ihn auf die Koordinaten von Jefromo und hoffen darauf, daß die Kontaktplatte aufleuchtet, wenn die Kinder den Transmitter finden und wenn sie alles richtig machen!"
„Ich habe die Kosmobiotika in Tragbeutel verpacken und bereitstellen lassen", sagte der Exopathologe.
„Der Transmitter läßt sich also nur anpeilen und einjustieren, wenn er auf Empfang geschaltet ist?" erkundigte sich Nolan Mustafa. „Anders ist es nicht möglich?"
„Leider nicht", antwortete Alaska.
„Doch!" rief Kitsaiman. „Vom Knotenpunkt aus lassen sich alle angeschlossenen Transmitter per Kodegeber fernaktivieren, auch ohne sie anzupeilen. Wir gehen zum Knotenpunkt zurück. Das erhöht die Chance einer Rettung der Siedler ganz erheblich."
„Aber wir wissen doch überhaupt nicht, ob von den eingespeicherten Zielen eines identisch mit dem lediglich erhofften Transmitter auf Jefromo ist!" protestierte Bella.
„Wir werden es herausfinden", sagte Kitsaiman im Brustton der Überzeugung.
„Und die paramechanische Absicherung?" sagte Alaska warnend.
„Ich, der Herr der Tiger, fürchte mich nicht vor ihr!" Er wurde nachdenklich. „Ich denke, wir müssen noch einen Dritten mitnehmen, Alaska. Auf eine besondere Art bin ich auch mentalstabilisiert. Jedenfalls bin ich immun gegen die hypnosuggestive Wirkung von Kardec-Auren."
„Ich begleite euch selbstverständlich", erklärte Pinox Marchand. „Als Exopathologe muß ich mich um die Lokalisierung des Erregers kümmern. Bevor wir aufbrechen, bekommen wir jeder noch eine Injektion, die uns gegen die Seuche immunisiert."
„Dann beeile dich!" sagte Alaska.
*
Zum dritten Mal standen sie im Knotenpunkt Materiebrücke.
Selbstverständlich waren alle Mitglieder der Tigerbande sowie drei Kosmomediziner mitgekommen, um den drei „Versuchskaninchen" mit den restlichen Medikamenten zu folgen, sobald man wußte, daß sie lebend und bei geistiger Gesundheit auf Jefromo angekommen waren. Alaska Saedelaere trug den Kompakt-Hyperkom bei sich, um vom Ziel aus, wo immer das sein mochte, Kontakt aufnehmen zu können. Alle trugen zudem vorn über ihren SERUNS große, mit Maverick-Capes beschichtete Transporttaschen voller Kosmobiotika. Sie hatten sich die Taschen mit starken Schlaufen einfach um die Hälse gehängt.
Siska Taoming blickte mit klopfendem Herzen auf die Abstrahlsäulen des Torbogentransmitters. Bella arbeitete noch an der Positronik, um eine letzte Überprüfung der Einstellungen vorzunehmen. Beide in der KMW liegenden Ziele waren gleich weit vom Knotenpunkt entfernt, und da ihre Richtung nicht zu ermitteln war, hatte die Inpotronik-Spezialistin aufs Geratewohl einen der beiden gewählt.
„Drückt uns die Daumen!" rief Alaska über die Schulter zurück, als der energetische Torbogen sich aufgebaut hatte. Entschlossen trat er in die wallende Schwärze hinein.
Eifrig folgte Kitsaiman ihm. Nur Pinox Marchand zögerte und fummelte ständig an dem Karabinerhaken in seinem Genick herum. Er war offenkundig nervös.
Siska bemerkte zuerst, daß sich der Karabinerhaken des Exopathologen öffnete und das Band, das die Transporttasche hielt, von den
Weitere Kostenlose Bücher