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1092 - Der Vampirengel

1092 - Der Vampirengel

Titel: 1092 - Der Vampirengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herum.
    Eine kleine Bewegung nur, beinahe schon lächerlich zu nennen, aber sie hatte Folgen, denn er fühlte sich plötzlich wie weggeschwemmt, und es dauerte für ihn minutenlang, bis sich der Kreislauf so stabilisiert hatte, daß alles wieder normal war.
    Dagmar!
    Nur an sie konnte er denken. Er hatte sich schon umgeschaut, doch sie war nicht mehr zu sehen.
    Weggeholt, einfach aus seiner Reichweite geschafft. Von den Helfern des Vampirengels, die sich People of Sin nannten.
    Diese Fragmente kannte Harry. Es gelang ihm nur nicht, sie zu ordnen. Er mußte sich das Puzzle Stück für Stück zusammenbauen.
    Am meisten ärgerte er sich darüber, daß er es nicht geschafft hatte, sie davon abzuhalten. Trotz seiner Waffe, trotz seiner Vorsätze, aber die gesamte Szenerie war einfach zu unheimlich und erschreckend gewesen. Man hatte ihn einfach zu sehr überrascht.
    Er konnte nicht auf dem Friedhof liegenbleiben. Er mußte hier weg. Zum Auto hin. Jemand mußte sich um ihn kümmern. Er dachte an eine Gehirnerschütterung, aber der Treffer gegen das Kinn war stärker gewesen. Es war regelrecht ausgebeult, angeschwollen und noch mehr.
    Er stemmte sich in eine halb sitzende Position. Der Schwindel war da und wollte ihn wieder zu Boden schleudern.
    Harry kämpfte dagegen an. Er überwand ihn und kroch auf allen vieren über den Boden, denn er hatte etwas entdeckt, das nicht völlig vom Gras verdeckt worden war. Es war seine Waffe, die die andere Seite einfach weggeworfen hatte. Harry nahm sie an sich, wobei er zugleich wußte, daß sie ihm in seiner Lage auch nichts mehr half.
    Auch weiterhin kroch er wie ein müdes Tier auf den Grabstein zu, auf dem einmal der Vampirengel gehockt hatte. Harry benutzte den Grabstein als Stütze und drückte sich hoch.
    Auf zitternden Beinen blieb er stehen. Die dunkle Welt des Friedhofs drehte sich vor seinen Augen.
    Er hatte das Gefühl, mal in die Tiefe zu fallen und dann wieder auf die Beine zu kommen. Ein ständiges Auf und Ab, wobei sich auch noch die Umgebung zu bewegen schien.
    Der Platz, an dem Dagmar gelegen hatte, war leer. Man konnte noch die Abdrücke des Körpers sehen, weil sich das Gras noch nicht wieder aufgerichtet hatte, das war auch alles. Eine allerletzte Erinnerung, mehr nicht.
    Er bangte um sie. Und er glaubte plötzlich nicht mehr daran, daß sie tot war. Nein, eine tote nahm man nicht mit. Vampir trank nicht das gestockte Blut eines Toten. Das widersprach allen Regeln. So ging er davon aus, daß Dagmar noch lebte und daß er sie vor allen Dingen finden mußte.
    Man hatte sie verschleppt - um was mit ihr zu tun?
    Bitter lachte er auf, als er daran dachte. Es gab nur die eine Möglichkeit. Diese verfluchte Angela würde ihr das Blut bis auf den letzten Tropfen nehmen. Sie aussaugen, um selbst überleben zu können. Eine Psychonautin, die zu einer Untoten geworden war, existierte nach den gleichen Regeln.
    Das wollte er nicht glauben. Das paßte einfach nicht in seine Vorstellungskraft hinein. Das war verrückt. Das stellte selbst die magische Welt auf den Kopf.
    Wie er es auch drehte und wendete, er gelangte zu keinem Ergebnis. Es stand nur fest, daß Dagmar Hansen verschwunden war und er sich noch immer so hilflos fühlte wie ein kleines Kind. Die Schmerzen in seinem Kopf blieben. Sie wollten einfach nicht verschwinden, und Harry spürte auch nicht, daß sie sich abschwächten.
    Um ihn herum war es wieder still. Der neue Tag war längst angebrochen, doch davon sah er nichts.
    Zu dicht umlagerte ihn die Dunkelheit, in der sich auch der Tod versteckte.
    Der Tod war allgegenwärtig. Er hatte ihn gesehen. Der verdammte Engel, diese Gestalt, die es nicht wert war, als Engel bezeichnet zu werden, hatte dieses Gebiet unter Kontrolle gehalten. Ein Engel der Grausamkeit, einer der Blut wollte.
    Er ging zurück.
    Er haßte den Friedhof, den Grabstein, die verdammte Clique, und er haßte sich selbst, weil er so versagt hatte. Sein Gesicht war von den Gefühlen gezeichnet, die ihn durchströmten. In seinen Ohren lag ein verdammter dumpfer Druck, den er kaum ausgleichen konnte. Immer wieder überfiel ihn der Schwindel, so daß er gezwungen war, sich irgendwo abzustützen, um nicht zu fallen.
    Mit müden Schritten schlurfte er weiter. Die Richtung kannte er. Verfehlen oder im Kreis laufen würde er nicht.
    Bis er das Geräusch hörte.
    Es klang so laut, daß es sogar das taube Gefühl in seinen Ohren übertönte.
    Harry blieb stehen. Das Geräusch war in seiner Nähe erklungen, aber

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