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1092 - Der Vampirengel

1092 - Der Vampirengel

Titel: 1092 - Der Vampirengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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andere Szene war schlimmer, so daß er nicht mehr auf die Zombies achtete. In seiner Nähe lag Dagmar unbeweglich auf der kalten Friedhofserde. Neben ihr kniete die Blutsaugerin mit den beiden Flügeln. Sie hatte sich über Dagmar gebeugt und ihre beiden Blutzähne in den Hals der Frau geschlagen.
    Mit einer wahren Lust saugte sie Dagmar leer. Bei jedem neuen Schluck glänzten ihre Augen. Zwischen den schmatzenden und saugenden Geräuschen klang auch das zufrieden wirkende Stöhnen auf, das Harry Stahl an den Rand der Verzweiflung trieb.
    Dagmar war hilf-, er war wehrlos. Die Zombies hatten den Ring so dicht gezogen. Auch wenn Harry die Waffe in der Hand hielt, es war ihm nicht möglich, einen Schuß abzugeben. Das Magazin, oder was immer es sein mochte, funktionierte nicht. Er konnte nicht schießen, während Dagmar leerer und leerer gesaugt wurde und die verfluchten Zombies näher und näher kamen, so nahe, daß er von ihnen berührt wurde.
    Er spürte die Finger. Er spürte die Griffe, die ihn umklammerten. Er merkte, wie sie in sein Fleisch hineintasteten und ihn dabei kniffen.
    Sie wollten prüfen, wie gut er sich eignete, eines ihrer Opfer zu werden.
    Zugleich war der Vampirengel zurückgewichen. Er hatte sich satt getrunken. Um seine Lippen lag ein Schmierfilm aus Blut, der den zufriedenen Ausdruck trotzdem nicht verdecken konnte.
    Jetzt richtete sich Dagmar auf.
    Langsam, wie von Fäden gezogen. Sie kam noch, sie drehte sich, sie sah Harry, der von keinem Zombie mehr angefaßt wurde und jetzt in die Augen seiner veränderten Freundin starrte.
    Die Gier nach dem Blut eines Menschen war nicht zu übersehen. Zugleich flog der nackte Engel in die Höhe und blieb in der Luft, um als Beobachter alles sehen zu können.
    Dagmar packte zu.
    Harry stöhnte auf.
    Er spürte den Griff der Hände an seinem Hals. Kalte Finger, die hoch zu seinem Gesicht wanderten, die sich in der Haut festbeißen wollten. Es war alles so deutlich, und sogar die Stimme, die ihm etwas zuflüsterte.
    »Es tut mir leid, Harry, aber es geht nicht anders. Du mußt es mir glauben.«
    So tief konnte der Schlaf nicht sein, als daß ihn diese Botschaft nicht zerstört hätte.
    Die Zombies verschwanden. Der Friedhof löste sich auf wie ein alter Spuk. Es gab nichts mehr, das ihm noch einen Alptraum hätte bereiten können.
    Er schlug die Augen auf und war wach!
    ***
    Innerhalb eines Augenblicks war ihm klar, daß Dagmars Gesicht kein Traumbild war. Es war tatsächlich vorhanden. Sie gab es in Wirklichkeit. Er erlebte keine Illusion. Sie existierte. Sie hatte ihn besucht. Er war mit ihr wieder zusammen. Nicht im Traum, sondern in der Wirklichkeit, zu der auch das Bett und das Hotelzimmer gehörten, in dem er sich befand.
    Harry stockte der Atem. Er wollte etwas sagen, aber er war zu einer steifen Puppe geworden. Dagmars Gesicht schwebte wie ein blasser und leicht gelb angestrichener Mond über ihm. In ihren Augen war nichts mehr vom kalten Blick zu sehen, den er aus dem Alptraum her kannte. Jetzt sah sie ihn an wie so oft. So lieb und auch etwas verloren lächelnd.
    »Ich bin es wirklich«, flüsterte sie. »Du träumst nicht, Harry. Ich kann aber nicht bleiben. Ich bin nur gekommen, um dir zu sagen, daß du dir keine Gedanken zu machen brauchst. Es geht mir gut. Ich kann dich nicht mitnehmen. Ich muß jetzt meinen eigenen Weg gehen, da es einige Probleme gibt, die Angela und ich gemeinsam lösen wollen. Es hat auch keinen Sinn, wenn du versuchst, mich zu finden. Laß mich meinen Weg gehen. Ich werde später wieder zu dir zurückkehren, aber jetzt bin ich wichtiger. Ich und meine Aufgabe…«
    Er hatte alles gehört und verstanden, alles. Aber Harry war nicht in der Lage, sich zu erheben. Nicht einmal den Arm konnte er hochdrücken, um Dagmar zu streicheln. Er lag da wie ein Verlorener. Er war eine Puppe, mit der man machen konnte, was man wollte.
    Aber sie war da, und er spürte sie auch. Dagmar hatte ihren Kopf nach vorn gebeugt, um ihre Lippen auf seinen Mund drücken zu können. Sie küßte ihn flüchtig, doch dieser kurze Moment war für Harry etwas Wunderbares. Keine kalten Lippen, dafür so herrlich warme. Wie er sie immer gekannt und geliebt hatte.
    Sie zog sich nach dem Kuß zurück. Harry sah sie schweben, als sie sich erhob. Er nahm alles noch so traumhaft wahr, und doch träumte er nicht. Er war wach, und er verfolgte jetzt auch ihren Weg.
    Sie hatte die Tasche mitgenommen und ging auf das Fenster zu. Es gab eine Klimaanlage, doch das

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