1093 - Testwelt Cheyraz
bewahren.
Entschlossen trat er an das Podest heran. Er streckte den Arm aus und sah, daß er zitterte. Aber er widerstand dem Impuls, ihn zurückzuziehen.
Du kannst es! redete er sich immer wieder ein.
Vorsichtig tastete er nach der Öffnung des Handschuhs und schob die Finger hinein.
Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er spürte das weiche und warme Material auf der Haut, fühlte winzige Unebenheiten und kleinste Erhebungen im Innern des Instruments.
Bedienungselemente! schoß es ihm in den Sinn.
Die Problemlosigkeit, mit der alles ablief, fegte seine letzten Zweifel beiseite und ließ ihn seine Befangenheit vergessen. Schnell schob er die Hand weiter vor, stieß mit den Fingern in fünf der dafür gedachten Öffnungen.
Gleichzeitig hatte er den Eindruck, als schmiegte sich der Handschuh an ihn, als käme er ihm in einer wellenförmigen Bewegung entgegen und versuchte, möglichst engen Kontakt herzustellen.
Ein dumpfer Druck legte sich über Josuars Gedanken. Etwas verwirrte seine Sinne und drängte machtvoll in sein Ego.
Panik wallte in ihm auf. In einer hastigen Bewegung wollte er die Hand zurückziehen, doch in diesem Moment schloß sich die Spange und stellte die endgültige Verbindung her. Sein Arm wurde emporgerissen, aus einer Fingerkuppe löste sich zischend ein Energiestrahl und fauchte schräg nach oben. Der Rückstoß ließ Josuar taumeln, instinktiv streckte er die freie Rechte aus und stützte sich an der Schutzwand ab. Der Handschuh beschrieb wilde Kreise, daß der Hyperphysiker meinte, es würde ihm den Arm auskugeln. Abermals jagte ein roter Hitzestrahl durch die Luft.
Der Druck in seinem Schädel nahm unerbittlich zu. Wie glühende Nadeln stach es ins Hirn und wühlte in den Gedanken. Eine unheimliche, synthetische Kraft versuchte, seinen Willen zu brechen, ihn zu unterwerfen und zu kontrollieren.
Doch da schien eine Wand zu sein, eine Barriere, die der fremden Macht trotzte.
Josuar spürte es förmlich - und inmitten seiner grenzenlosen Verwirrung, seiner panischen Angst und seiner Hilflosigkeit entstand ein neuer Gedanke wie helles, reines Licht. Er schaffte Wissen und Zuversicht, blähte sich auf, verästelte sich und jagte wie ein reinigender Blitz über alle Schatten.
Ich bin mentalstabilisiert! Es gelingt dir nicht!
Der Druck ließ nach, die Nadeln zogen sich zurück. Es war, als flösse eine zähe Masse aus den Windungen des Gehirns und gäbe den Platz wieder frei für sein eigenes Ich.
Josuar triumphierte. Der Handschuh stellte die unkontrollierten Bewegungen ein und lag ruhig an seinem Arm. Der ziehende Schmerz in der Schulter ebbte rasch ab.
Erschöpft lehnte sich Josuar mit dem Rücken gegen die Wand und atmete mehrmals tief durch.
Probeweise krümmte er die Finger. Es gelang ihm mühelos. Er hatte das Gefühl, als zöge sich zwischen der linken Hand und dem Zentrum des bewußten Denkens ein unsichtbar pulsierender mentaler Strang, und er ahnte, daß er damit das wahrnahm, was die Theoretiker als parapsionische Rückkoppelung bezeichneten. Sie schadete ihm nicht mehr. Die Tatsache, daß er mentalstabilisiert war, hatte ihn vor dem Verlust seiner Persönlichkeit bewahrt - jetzt akzeptierte der Handschuh ihn als Lenker und Träger. Die einwandfrei funktionierende mentale Wechselwirkung war Voraussetzung für die sichere Bedienung des Geräts.
Josuar erholte sich schnell von dem anfänglichen Schrecken und ging nun dazu über, die Funktionen des porleytischen Instruments zu untersuchen. Mit den Fingerspitzen und einzelnen Bereichen des Handballens tastete er nach den winzigen Sensoren, die in dem lederartigen Stoff verborgen waren. Gleichzeitig gelang es ihm, über die mentale Brücke Schaltkreise, variierende Verbindungen und Konstruktionsmerkmale gedanklich wahrzunehmen und zu verinnerlichen, ohne daß er jedoch in der Lage gewesen wäre, dies bildlich dazulegen oder jemandem zu erläutern. Es verschaffte ihm einfach ein gewisses Verständnis für die Arbeitsweise des Instruments, das nur ihm galt und nicht analysierbar war.
Dennoch zuckte er erschrocken zusammen, als sich ein nadelfeiner blauer Paralysestrahl aus einer Fingerkuppe löste und lautlos durch die Luft stach. Hastig unterbrach er den entsprechenden Kontakt wieder, prägte ihn sich jedoch sorgfältig ein.
Beim zweiten Versuch ging er bereits zielstrebiger und durchdachter vor. Er richtete den Arm auf den gegenüberliegenden Abschnitt der Wand und versuchte, über die Mentalbrücke zu ergründen, in
Weitere Kostenlose Bücher