1094 - Der Aibon-Drache
japanisch.«
»Das ist sein Problem.«
»Soll ich mal draußen nachschauen?«
»Okay, aber geh nicht zu weit hinaus.«
»Keine Sorge, ich will nicht zu Drachenfutter werden. Mach weiter, Partner.«
Ich konnte über Chris nur den Kopf schütteln. Sie war eine besondere Frau, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Selbst in einer solchen Lage behielt sie ihren Humor. Das konnte aufgesetzt sein, aber daran glaubte ich nicht.
Sie blieb an der Tür stehen und hielt sich wie auf dem Sprung zurück. Ich wählte die Nummer meines Freundes. Wir waren es gewohnt, uns mitten in der Nacht anzurufen, doch soweit sollte es nicht kommen. Der Ruf war einmal durchgegangen, als ich meinen Plan begraben konnte, denn Chris erreichte mich mit einem Sprung.
»Verflucht, er ist wieder da!«
»Wo denn?«
»Ziemlich nahe sogar. Ich habe ihn gesehen. Aber er war so komisch.«
»Komisch?«
»Ja, er sah anders aus.«
»Noch größer?«
»Das kann sein«, flüsterte sie.
Ich steckte das Handy weg, ging auf die Tür zu und streckte meinen Kopf nach draußen. Zuerst sah ich nichts, aber ich hörte etwas.
Es war das Rauschen der Luft, die von mächtigen Flügeln bewegt wurde. Und es klang nicht weit von mir entfernt auf. Wahrscheinlich schwebte der Drache über der Scheune.
So dachte auch Chris. »John, der ist bestimmt über uns.«
»Ja…«
»Bleiben wir?«
Ich kam nicht zu einer Antwort, denn der verdammte Drache griff an. Und er tat es mit erschreckender Gewalt…
***
Wir hatten die Scheune nie für besonders stabil gehalten, doch daß ihr Dach bereits beim ersten Angriff des gewaltigen Monstrums zusammenbrechen würde, damit hatten wir nicht gerechnet.
Ein infernalischer Krach umtoste uns. Die Sparren und das Gebälk brachen zusammen. Eine gewaltige Wolke aus Staub wirbelte uns entgegen. Die Wände begannen zu zittern. Es glich einem Wunder, daß sie sich noch hielten. Das Dach der Scheune war nicht völlig eingerissen worden. Dort wo wir standen, hielt es noch. Aber weiter vorn, über dem Heu, war es nicht mehr vorhanden.
Da hatte der Drache es mit seinen ungeheuren Kraft zerschlagen.
Teile waren in das Heu gefallen und hatten es zusammengedrückt.
Stämmige Balken rutschten an dem getrockneten Gras nach unten und prallten mit dumpfen Schlägen auf den Boden.
Der Staub nahm uns auch den letzten Rest an Sicht. Ich hatte meine Lampe ausgeschaltet und wieder weggesteckt. Es brachte nichts, wenn ich in die Wolke hineinleuchtete. Der Drache malte sich als undeutlicher Schatten ab, und würde sich auch weiter nach unten wühlen. Für uns war der Aufenthalt in der Scheune lebensgefährlich geworden.
Wieder schlug er zu. Wir hörten nur den Krach über unseren Köpfen, dem sofort ein Bersten folgte. Es war eine Warnung. Für uns gab es nur noch eine Chance.
Ich packte Chris Talbot und zerrte sie zurück. Die Tür stand noch offen, aber sie senkte sich bereits, weil sie dem Druck nicht standhalten konnte.
Bevor auch ein Teil der Wände nachgeben konnte, sprangen wir ins Freie. Der Boden war dort weicher, wir kamen schlechter weg, aber wir wurden nicht von den Resten der einstürzenden Scheune getroffen, die nun endgültig zusammenbrach, weil der Drache auf ihrem Dach herumtobte.
»Wohin denn jetzt?« schrie Chris. »Ich glaube nicht, daß wir mit dem Porsche weiterkommen. Der Stein hat einen Kotflügel verbogen. Jetzt stecken wir tief drin.«
»Wir müssen uns ihm stellen.«
Ich sah, wie sie erschauerte. »Ja, stellen und uns fressen lassen.«
Ich zog die Beretta, was bei Chris einen kratzigen Lachanfall auslöste. »Willst du ihn erschießen? Das sind keine Kugeln, das sind doch Pillen für ihn.«
»Ich werde versuchen, die Augen zu treffen.«
»Super. Kunstschütze, wie?«
Ich ging nicht auf ihren Sarkasmus ein. »Und du verschwindest am besten. Lauf weg. Renn, so schnell du kannst. Ich versuche, ihn aufzuhalten.«
»Du bist nicht dicht, John.«
»Wieso?«
»Ich bleibe. Es geht um mich, nicht um dich. Ich bin die Böse, die Tantchens Testament nicht richtig gelesen hat. Ich habe das Haus nicht von diesem komischen Druiden segnen lassen. Also bin ich auch dafür verantwortlich, daß unser Freund erschienen ist. Alles klar?«
»Das ist dein Leben.«
»Mitgefangen, mitgehangen.«
Wir waren weiter von der Scheune weggegangen. Der Drache tobte nicht mehr auf dem Dach. Aber er klammerte sich an gewissen Resten fest und hockte dort wie ein riesiger archaischer Vogel, der ein Nest suchte.
»Hoffentlich denkt er, daß
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