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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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durch gezielte Veränderung der Molekülketten im Innern des Kristalls schwamm.
    IN EWIGER LIEBE ZU DIR, MEINE BELLA, FÜR UNSEREN SOHN ERIC, DEIN HIRT Julia versuchte, sich an ihr vorbeizudrängen.
    „Laß mich doch mal lesen!" forderte sie. „Sei nicht so egoistisch!"
    Eartha fuhr mit wutverzerrtem Gesicht herum.
    „Verschwinde endlich, du Schlampe!" schrie sie Julia an, dann lief sie fort, den Kristall mit beiden Händen an ihre Brust pressend.
    Im Schlafzimmer warf sie sich aufs Bett und brach in Tränen aus: zuerst in Tränen des Zorns und später in Tränen der Freude über die liebevolle Botschaft Hirts und in Tränen der Rührung, weil er ein so kostbares Geschenk gekauft hatte...
     
    3. Das Diebespaar
     
    ... und dann saß er wieder still da und dachte darüber nach, was wohl in all dem Dunkel, das ihn umgab, verborgen sei. Da hörte er plötzlich ein Sausen in der Luft, und ein kleines Wesen setzt sich auf seine Hand.
    Er befühlt es und entdeckt, daß es einen Schnabel hat und Flügel und warme, weiche Federn am ganzen Körper, aber kleine, nackte Füße. Das war ein kleiner Sperling.
    Beifällig nickte Eartha Weidenburn in Richtung des Computers, der wieder einen Teil des Originals ihrer Sammlung alter Eskimo-Märchen übersetzt und auf dem Bildschirm hatte erscheinen lassen.
    „Die Menschen von heute würden so etwas zwar eine Schöpfungsgeschichte nennen, aber ich finde es ungeheuer sympathisch, daß die alten Eskimos es in weiser Selbstbescheidung unter ihre Märchen rechneten", sagte sie zu sich selbst. „Das nimmt allen Kritikern den Wind aus den Segeln, denn über Märchen läßt sich nicht diskutieren."
    Ein melodisches Klingen riß sie aus ihren Gedanken - das Meldesignal des Türcomputers.
    „Wer ist da?" fragte sie scheinbar ins Blaue hinein, aber Eartha wußte, daß der Haustürcomputer ihre Frage unverzüglich an die Person weitergab, die die Anmeldetaste neben der Tür berührt hatte.
    Im nächsten Augenblick entstand mitten in der Luft vor ihr das Hologramm bzw. die Holovision eines schlanken, sympathisch aussehenden und gut gekleideten Mannes mit graumeliertem Haar.
    Der Mann lächelte distinguiert.
    „Verzeihung, mein Name ist Willem Fisher. Spreche ich mit Eartha Weidenburn?"
    „Ja, was wollen Sie?"
    Willem Fisher zog eine rechteckige Folie aus der Brusttasche seines beigefarbenen Seidenjacketts und schwenkte sie langsam. Eartha erkannte, daß es ein Scheck war, der auf eine fünfstellige Zahl lautete.
    „Dieser Scheck gehört dir, Eartha. Ein kleines Geschenk von CARITE. Zwar steht Weihnachten noch nicht vor der Tür, aber wie ich erfahren habe, steht dir ein anderes erfreuliches Ereignis bevor. Da wären zwanzigtausend Galax doch nicht zu verachten, oder?"
    CARITE? überlegte Eartha, dann fiel es ihr ein. CARITE war die Abkürzung von CARIBBEAN INFORMATION and TELEVISION, der größten Informations- und Fernsehgesellschaft für die Region Karibik.
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen.
    „Danke, Willem! Schieb ihn einfach in den Postschlitz! Ich bin gerade mit einer Arbeit beschäftigt, die meine ganze Konzentration erfordert."
    „Tja, da du von Arbeit sprichst: Ich bin auch nicht privat hier - leider. Darum kann ich auch nicht frei entscheiden. Ich muß dir den Scheck persönlich aushändigen, Eartha. Was mir übrigens ein Vergnügen sein wird. Kannst du nicht deine Arbeit mal unterbrechen und ein paar Minuten mit mir plaudern?"
    „Du meinst, du möchtest mich interviewen, nicht wahr? Warum eigentlich?"
    „Warum eigentlich nicht, Eartha? Bitte, bitte! CARITE bringt alles über alle interessanten Menschen.
    Sei nicht zu bescheiden. Auch du bist ein interessanter Mensch."
    Eartha fühlte sich geschmeichelt. Sie war zwar intelligent, aber auch ein bißchen naiv, deshalb kam sie nicht zu dem eigentlich naheliegenden Schluß, daß der Besuch eines CARITE-Reporters kaum ihr, sondern etwas galt, das einen echten Sensationswert besaß.
    „Also gut!" erklärte sie. „Ich komme herunter. Laß den Besucher ein!" Die Aufforderung galt dem Hauscomputer im allgemeinen und dem Haustürcomputer im besonderen - und so wurde sie auch verstanden und befolgt.
    Nur daß sie, als sie ihr Wohnzimmer betrat, dort nicht nur Willem Fisher, sondern außerdem zwei junge Frauen antraf, die lächelnd an der Antigravplattform mit der kompletten Televisions-Aufnahmeausrüstung eines CARITE-Teams standen.
    Willem verbeugte sich galant.
    „Eartha, das sind Isa und Carmona, meine Assistentinnen. Wir alle

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