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1094 - Der Mann aus Haiti

Titel: 1094 - Der Mann aus Haiti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Eartha!"
    „Quatsch kein dummes Zeug!" fuhr seine Gattin ihn an. „Hast du deine Haftschalen irgendwo liegen lassen, daß du nicht siehst, daß es Abend ist? Au, mein Fuß! Er ist völlig zerschnitten. Bestimmt kriege ich eine Wundinfektion. Bella, meine Liebe, würdest du so nett sein und mir den Fuß mit antibiotischem Wundplasma besprühen? Mein Immunsystem ist völlig ruiniert, seit ich mich mit dem Haushalt abplagen muß. Steh nicht so herum, Hiram! Siehst du nicht, daß unsere Nachbarin darauf brennt, das Paket zu öffnen? Soll sie das vielleicht im Freien tun, wo die ganze Nachbarschaft zuschauen kann?"
    Eartha sah ein, daß sie nunmehr überhaupt gar keine andere Wahl mehr hatte, als ihre Nachbarn ins Haus zu bitten. Wahrscheinlich hatte Julia ihren Hausschuh mit voller Absicht „verloren", um von vornherein eine gastfreundliche Aufnahme sicherzustellen.
    „Bitte, kommt doch herein!" sagte sie, um Freundlichkeit bemüht, denn zumindest Hiram verdiente nicht, unfreundlich behandelt zu werden.
    Aus den Augenwinkeln erhaschte sie ein triumphierendes Grinsen Julias. Sie zuckte die Schultern.
    Im Wohnzimmer stellte Hiram die Metallplastikkiste auf einen niedrigen Tisch.
    „Da!" rief Julia und tippte auf eine Stelle des Pakets. „Da steht es! Interstellarer Postfrachtverbund! Und dort! Via SKH NOTTINGHAM - via SKH NEBULA - via Hanse-Kontor La Traviata - via Kosmischer Basar NOWGOROD - via Schnellfracht-Umsetzstation INTERGALAX - via SKH PEACE CORPS 8 - via SKH OMAR HAWK - via Hanse-Kontor Ertrus - via Hanse-Kontor Ferrol - und zuletzt Postfrachttransmitter Terrania. Das Paket hat eine Reise durchs halbe Universum gemacht.
    Ich brenne schon auf den Inhalt."
    „Das kann ich mir denken", sagte Eartha sarkastisch.
    „Was willst du damit sagen?" rief Julia vorwurfsvoll. „Oh, mein Fuß! Soll ich denn unbedingt eine Infektion kriegen, Bella? Womöglich muß ich in diesem Haus sterben.
    Hiram, Schatz, hilft mir denn niemand?"
    „Die Plasmadose steht im Bad, Hiram", sagte Eartha, während sie die mit Laserstempeln in die Metallplastikhülle eingebrannten Postfrachtzeichen musterte. Die Frachtgebühr mußte enorm gewesen sein. Sie hatte vielleicht mehr gekostet, als der Inhalt des Pakets.
    Kaum hatte sie das gedacht, schämte sie sich dieses Gedankens. Es kam schließlich nicht auf den materiellen Wert an, sondern darauf, daß Hirt nichts gescheut hatte, um ihr seine Liebe zu beweisen, indem er ihr etwas über den dunklen Abgrund schickte.
    Als Hiram mit der Spraydose zurückkehrte, nahm sie sie ihm ab und sprühte Julias Fuß, der nicht einen Kratzer aufwies, gründlich ein.
    „Ah, das brennt!" log Julia und hielt sich an ihrem Mann fest. „Es wird eine Stunde dauern, bis ich wieder gehen kann." Währenddessen starrte sie unentwegt auf das Paket.
    Seufzend schickte sich Eartha schließlich ins Unvermeidliche. Sie legte eine Handfläche auf die markierte Stelle der Verpackung, unter der sich das Wärmeschloß befand, das allerdings nur dann in Aktion trat, wenn die damit gekoppelten Papillar-Rezeptoren die Papillarlinien der aufgelegten Hand als die des rechtmäßigen Empfängers identifizierten.
    Es klickte einmal, dann klappten die Seitenwände des Pakets langsam auseinander.
    Eartha hob den Deckel ab. Darunter kam ein Bleibehälter zum Vorschein. Als sie auch seinen Deckel entfernt hatte, stach ihr ein bläuliches Funkeln in die Augen.
    „Bei den Plejaden!" schrie Julia verzückt. „Ein exotischer Edelstein! Und was für ein Prachtstück! Da sieht man, daß das wirkliche Geld nur in der Raumfahrt gemacht wird!"
    Sie blickte ihren Mann dabei vorwurfsvoll an. „Nimm es heraus, Bella! Wir wollen es ganz sehen!"
    Widerstrebend nahm Eartha den bläulich schimmernden Gegenstand aus dem innen dick gepolsterten Bleibehälter. Als Kristallographin fiel es ihr nicht schwer, seine Form als die einer sechsseitigen Säule zu definieren. Sie entsprach der Kristallform des terranischen Phosphat-Minerals Pyromorphit, das allerdings nur farblos oder in den Farben Grün, Orange, Gelb und Braun vorkam und dessen Kristalle winzig waren gegen diesen bläulich funkelnden und gleißenden Stein, der offenbar ein Monokristall war. Er wog mindestens ein Kilogramm.
    „Da steht etwas drauf!" kreischte Julia und riß ihr den Stein aus der Hand. In diesem Augenblick fühlte Eartha Mordgelüste.
    Sie entriß ihrer Nachbarin den Stein, drehte ihr den Rücken zu und blickte aus verschwimmenden Augen auf die „Inschrift", die anscheinend

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