1096 - Baphomets Henker
nicht doch überrollte, doch da hatten wir Glück. Hautnah fauchte er an uns vorbei. Ineinander verkrallt rollte ich mit Amy über den harten Boden. Der Motor des Autos heulte wie ein wütendes Raubtier, dann krachte es, als der Wagen ungebremst in das Gebüsch der anderen Straßenseite hineinraste.
Wir lagen noch auf dem Asphalt. Amy unter mir. Für einen Moment schaute ich in ihr bleiches Gesicht, in dem sich nichts rührte. Es war in Panik erstarrt.
Ich zerrte sie hoch und kam selbst auf die Beine. Ob mir etwas weh tat, das spürte ich in diesen Augenblicken nicht, in denen der Streß einfach zu groß war. Hier ging es ums Überleben, da war alles andere Nebensache.
Ich schaute zurück und hielt Amy dabei fest.
Kurak war tatsächlich auf der anderen Seite in das Gelände hineingerast. Er hatte dort eine regelrechte Schneise gerissen und das Buschwerk dem Boden entgegengedrückt.
Aber er stand.
Dann ruckte er ein Stück zurück.
Danach wieder nach vorn. Er lenkte das Fahrzeug nach links und fuhr dabei eine enge Kurve. Wieder rammte er alles nieder, was sich ihm in den Weg stellte. Die wippenden Strahlen der Scheinwerfer waren zu großen Geisteraugen geworden, die sich durch das unebene Gelände tasteten.
Wir mußten von der Straße herunter. In wenigen Sekunden hatte Kurak sie wieder erreicht. Dann würde uns das verdammte Licht wieder auf der Stelle festnageln.
Er war bereits in die Kurve hineingefahren. Amy stand zitternd neben mir. Sie war unfähig, auch nur ein Wort zu sprechen, und ich machte kurzen Prozeß. Aufgrund ihrer Fußfesseln konnte sie nicht so laufen, wie ich es wollte, und so blieb mir nur die Möglichkeit, sie wie ein Paket zu packen und hochzuhieven.
Ich klemmte sie mir beinahe unter den Arm und rannte mit ihr weg von der Straße. Beide tauchten wir in dem Buschwerk unter, aus dem der Wagen geschossen war. Es gab kaum Lücken, und so wuchteten wir uns in das zähe Gestrüpp hinein, das gegen unsere Körper und auch gegen die Gesichter schlug.
Kurak hatte nicht aufgegeben. Er befand sich bereits auf der Straße. Wahrscheinlich hatte er gesehen, wo wir die neue Deckung gefunden hatten. Mit einem Wagen konnte er alles niederwalzen. Er war ein Geländefahrzeug der Marke Jeep. Damit schaffte man so einige Hindernisse aus dem Weg.
Ich wollte hier nicht unbedingt Katz und Maus spielen, sondern die Jagd so schnell wie möglich beenden. Um den Vorsatz in die Tat umzusetzen, war ich gezwungen, die Initiative zu ergreifen, aber ich dachte auch daran, daß Amy ein Hindernis war.
Kurak hatte die Straße bereits überquert. Der Wagen bockte einmal hoch, als der den Asphalt verließ und in die Natur einbrach.
Wir brauchten nicht einmal wegzulaufen und hatten uns nur geduckt. Der Henker hatte an einer anderen Stelle die Straße verlassen, und sein Weg führte an uns vorbei. Selbst das Licht der Scheinwerfer hatte uns nicht erwischt.
Amy hatte die Sprache wiedergefunden. »John, der wird nicht aufgeben.«
»Das weiß ich.«
»Laß uns weglaufen.«
»Mit deinen Fesseln?«
Sie begann zu weinen und klammerte sich an mir fest. Ich schaute zum Jeep hin, der abgebremst worden war. Die Scheinwerfer brannten noch. Wahrscheinlich überlegte der Killer, wie es für ihn weitergehen sollte.
War das eine Möglichkeit?
Ja, die einzige. Aber ohne Amy. Die nächsten Worte sprach ich flüsternd und sehr schnell. Ich machte ihr klar, daß sie hier an dieser Stelle bleiben mußte. »In Deckung, Amy, nur in Deckung. Leg dich auf den Boden. Versteck dich!«
Sie stellte keine Fragen und nickte nur.
Wie ein verängstigtes Reh lag sie im Gebüsch. Die Beine hatte sie angezogen. »Ich habe so große Angst, John…«
»Klar, aber bald ist es vorbei.«
Dann ging ich, und ich konnte nur hoffen, alles richtig gemacht zu haben. Es war ein Risiko, Amy allein zurückzulassen, doch bei mir bleiben konnte sie auch nicht. Und ebenfalls nicht flüchten wegen der verdammten Fußfessel.
Der Jeep stand nicht weit entfernt. Ich konnte ihn sehr schnell erreichen. Die Scheinwerfer strahlten glücklicherweise in eine andere Richtung und schufen auf dem Gelände eine gespenstisch bleiche Insel.
Ich war vorsichtig. Trotzdem konnte ich mich nicht in Luft auflösen. Die Beretta hielt ich in der rechten Hand, und das Kreuz steckte griffbereit in meiner Tasche.
Geduckt näherte ich mich dem Wagen. Er bewegte sich nicht. Kein Wippen, kein Schaukeln, und ich wußte auch nicht, ob Kurak ausgestiegen war oder noch in ihm hockte.
Der
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