1096 - Baphomets Henker
ist.«
Angela nahm seine Hand. »Bitte, Basil, wir müssen miteinander reden. So kann es nicht weitergehen. Es ist alles so schrecklich. Es malträtiert meine Nerven. Ich bin nicht mehr in der Lage, ruhig zu denken. Ich ertappe mich immer öfter dabei, wie ich zum Telefon starre und darauf warte, daß er wieder anruft. Das ist nicht normal, Basil. Ich weiß es, du weißt es ebenfalls, und es hängt mit dir zusammen. Nicht mit Amy, Joey oder mit mir.«
»Es stimmt.«
»Was hast du getan? Damals, meine ich.«
Basil gab keine Antwort. Er ging zum viereckigen Küchentisch, schob einen der vier Stühle vor und nahm darauf Platz. Er hielt die Hände vors Gesicht, und Angela, die sich ihm gegenübersetzte, hörte ihn leise stöhnen.
Joey kehrte nicht wieder zurück. Er hielt sich bestimmt in seinem Zimmer auf. Es war still zwischen den beiden Eheleuten. Draußen zeigte sich das Wetter von seiner schlechten und wechselvollen Art und Weise. Manchmal war der Himmel dunkelgrau, und dann fegte der Wind die Graupelschauer gegen die Fenster. Dann wiederum zeigte er Lücken. Sogar ein kräftiges Blau war zu sehen und auch die Sonne schien, die sich allerdings rasch wieder zurückzog.
»Möchtest du nicht reden, Basil?«
Er ließ die Hände sinken. »Doch, aber es ist so verdammt scher, Angela.«
»Das glaube ich dir sogar. Aber du mußt auch mich verstehen. Wir haben alle darunter zu leiden, und ich will, daß wir wieder so zusammenleben wie eine normale Familie.«
»Ich weiß.«
Angela hatte ihre Worte gesammelt. »Wenn ich zurückdenke, dann habe ich dich vor fünfzehn Jahren geheiratet, weil ich dich sehr liebte und auch heute noch liebe. Ich habe doch auch nie nach deiner Vergangenheit gefragt. Die war für mich tabu, und das soll auch so bleiben: Du bist für mich der beste Mann der Welt gewesen. Daß du eine Vergangenheit hast, weiß ich. Die Jahre nur fehlen mir. Ich bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, daß dort etwas geschehen ist, das jetzt in deinen und unseren Alltag hineingreift. Liege ich mit meiner Vermutung richtig, Basil?«
»Zumindest nicht weit weg«, gab er zu.
Angela lächelte. »Das ist ein Anfang. Ich habe mir oft Gedanken gemacht, und mir sind auch zahlreiche Vermutungen durch den Kopf geschossen, wobei ich mich kaum traue, sie auszusprechen.«
»Was meinst du damit?«
»Daß du etwas Schlimmes getan hast«, gab sie flüsternd zu. »Etwas sehr Schlimmes sogar. Daß du Menschen getötet hast, daran möchte ich nicht denken. Das traue ich dir auch nicht zu. Aber du hast etwas getan, das dich nun einholt.«
Er schaute sie an. Er sagte nichts. Als Angela stockte, bat er sie nur, weiterzusprechen.
»Nein, das kann ich nicht. Es wäre unter Umständen falsch. Ich würde dir nur weh tun. Du bist an der Reihe. Du mußt mir die Wahrheit sagen.«
»Ja«, gab Basil zu. »Es wäre vielleicht besser. Aber nur vielleicht«, schränkte er ein. »Es sind Dinge in der Vergangenheit geschehen, die du nicht begreifen kannst. Die kaum ein Mensch begreift, der damit nie konfrontiert wurde.«
»Was ist es denn gewesen, Basil?«
Er zuckte die Achseln.
»Bitte, du mußt es sagen.«
Basil Bassett konnte dem Blick seiner Frau nicht mehr standhalten. Er senkte den Kopf wie jemand, der ein schlechtes Gewissen hat. »Es gab Jahre, Angela, in denen ich jemandem gedient habe. Das kann ich dir schon sagen.«
»Ach. Gedient? Wem denn?«
»Es ist schwer zu erklären. Dem Bösen. Einer fremden Macht, deren Existenz du sicherlich nicht begreifen kannst. Ich weiß, daß es sie gibt. Diese Macht ist schlimm. Sie ist den Menschen überlegen, und sie ist nicht gut. Ich habe es früh genug erfahren, und trotzdem ist es zu spät gewesen. Ich hätte mich erst gar nicht darauf einlassen sollen. Aber ich habe es leider getan, und daran kann ich nichts ändern. Es tut mir verdammt leid.«
Angela hatte zwar zugehört und war auch froh gewesen, daß sich ihr Mann öffnete, aber sie hatte nichts begriffen und hob die Schultern einige Male an. »Du sprichst noch immer in Rätseln, Basil. Was ist das für eine Macht?«
»Sie ist das Böse.«
»Also das Gegenteil von dem Guten, wenn ich mal so naiv nachfragen darf?«
»Klar.«
Sie schüttelte den Kopf. Ihrem Gesicht war anzusehen, daß sie nachdachte. »Das Gute, das Böse, das sind alles Begriffe, mit denen ich nicht zurechtkomme. Sie sind mir einfach zu allgemein, verstehst du? Ich hätte gern konkret gewußt, was dich so in den Fängen gehalten hat. Wenn ich das Böse
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