1097 - Begegnung in der Unendlichkeit
einem Gebilde, das härter als Terkonitstahl war. Er brüllte laut auf. Seine Finger bohrten sich wie Stahlklauen in den Boden und rissen ihn auf. Dann stürmte der Koloß mit wahnwitzig erscheinender Geschwindigkeit voran. Er raste quer durch die Halle, bohrte sich mit dem Kopf voran in eine Wand und durchbrach sie. Damit verschwand er aus dem Sichtfeld des erschrockenen Phygos.
Dennoch wußte dieser, wo Icho Tolot blieb.
Er konnte es hören.
Brüllend und wie in einem Tobsuchtsanfall um sich schlagend, wühlte sich der Haluter durch die Räume der Kuppel. Er zerfetzte die Zwischenwände, zertrümmerte zahlreiche Maschinen, schleuderte tonnenschweres Material um sich und vernichtete einen großen Teil der technischen Inneneinrichtung der Anlage.
Girrhod verharrte zitternd neben den Antigravaggregaten. Am liebsten wäre er geflohen, wenn er nur gewußt hätte, wohin er sich wenden sollte.
Er fürchtete sich vor dem Haluter, und er glaubte, daß dieser den Verstand verloren hatte.
Es wurde still, und nun wußte Girrhod nicht mehr, wo Icho Tolot war. Fast war er froh darüber.
Erst nach etwa einer halben Stunde krachte und lärmte es wieder. Icho Tolot kehrte aufrecht gehend durch eine Wand zurück.
Er hielt einen Stahlträger, der etwa einen Meter lang und so dick wie seine Arme war, in den Händen, schob ihn sich in den Mund und biß davon ab. Der Stahl zerbrach krachend und kreischend zwischen seinen Zähnen.
Erschauernd wich Girrhod vor dem Giganten zurück, als dieser die Stahlstücke zermalmte.
Icho Tolot warf den Rest des Stählträgers weg und lachte dröhnend.
„Girrhodos", brüllte er, und ließ durch das Anhängen der Silbe „dos" eine geradezu zärtliche Zuneigung für den Grünen erkennen. „Du hast doch wohl keine Angst vor mir?"
„Im Gegenteil", stotterte der Phygo rückwärts schreitend. „Ich überlege gerade, ob ich dich übers Knie legen und versohlen soll."
Der Haluter ließ sich auf die Laufarme herabfallen und lachte so laut, daß die Wände vibrierten.
„Mir war etwas unwohl", erläuterte er. „Ich muß mir etwas Luft verschaffen. Offenbar bin ich in den letzten beiden Monaten zu passiv gewesen."
„Hoffentlich warst du jetzt nicht zu aktiv."
„Keine Sorge. Ich bin wieder in Ordnung." Er blickte den Grünen mit funkelnden, roten Augen an, richtete sich zu seiner vollen Größe auf und ging zur Monitorwand.
„Auerspor hat sich nicht bewegt", stellte Girrhod fest. „Er hat nicht versucht, zu uns zu kommen. Dabei weiß er bestimmt, daß wir hier sind."
„Das ist das einzige, was sicher ist."
Icho Tolot fühlte den Druck der Gedanken des Ultimaten Wesens. Es konnte nicht den geringsten Zweifel daran geben, daß Auerspor genau darüber informiert war, wo er sich jetzt aufhielt, und Icho Tolot wunderte sich, daß sein Gegner sich noch nicht geäußert hatte.
„Beobachte die Monitoren", bat er Girrhod. „Ich werde inzwischen die Antigravaggregate gleichschalten. Sage mir Bescheid, wenn Auerspor irgend etwas unternimmt."
„Du kannst dich auf mich verlassen."
Der Aktivatorträger schloß die Arbeiten an den Geräten ab. Dazu benötigte er nur wenige Minuten. Während dieser Zeit unternahm das ultimate Wesen nichts. Es schien ganz sicher zu sein, daß der Haluter ihm nicht mehr entkommen konnte.
5.
Canask stand in hilfloser Wut dabei, als die Gerjocks vom Ordnungs- und Sicherheitsdienst seinen Wohnraum durchwühlten.
Sie gingen gründlich vor. Viel gründlicher, als notwendig gewesen wäre, und der Wissenschaftler hatte den Eindruck, daß es ihnen darauf ankam, zu zerstören und ihn zu demoralisieren.
„Was fällt euch ein?" schrie er. „Was gibt euch das Recht, das zu tun? Wo bleiben meine Rechte?"
„Du hast keine", antwortete einer der Gerjocks verächtlich.
„Heute ich - morgen ihr."
„Eben nicht."
Er wußte, daß der andere recht hatte. Gehorsame Sklaven von Seth-Apophis verübten keine Sabotage. Sie töteten keine anderen Sklaven der Superintelligenz.
Die Ordnungshüter fanden nichts, was ihn hätte belasten können.
„Na also", rief er triumphierend. „Ihr habt keinen Grund, mich noch länger zu belästigen."
Er war sich darüber klar, daß er verloren hatte, und daß er sich im Höchstfall nur noch einige Tage lang halten konnte. Doch in dieser Zeit konnte er mit ein wenig Glück viel Schaden anrichten und Icho Tolot helfen. Nichts weiter wünschte er sich. Er wollte verhindern, daß Loudershirk das Netz wirkungsvoll einsetzen
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